Rheinische Post Hilden

Auch in Düsseldorf drohen Fahrverbot­e

Das Oberverwal­tungsgeric­ht in Münster hat ein Grundsatzu­rteil getroffen: Wenn sich die Luft in einer Stadt zu langsam verbessert, sollen Straßen für viele Diesel gesperrt werden. Die Handwerksk­ammer NRW ist alarmiert.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

MÜNSTER Schlechte Nachricht für viele zehntausen­d Autofahrer: Laut dem am Donnerstag verkündete­n Urteil zu Fahrverbot­en in drei Kölner Straßen sowie dem zentralen Neumarkt könnten Fahrverbot­e für ältere Dieselauto­s auch in anderen NRW-Städten wie Düsseldorf oder Essen notwendig werden. Dies legt die zentrale Begründung des Urteils nahe: Die Richter hielten zuerst fest, dass an den vier Orten in Köln der vorgeschri­ebene Messwert für Stickstoff­dioxid in 2018 jeweils deutlich über der Grenze von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter gelegen habe. Er habe bei 59 Mikrogramm pro Kubikmeter am Clevischen Ring gelegen, er habe an den zwei weiteren Straßen bei 45 Mikrogramm oder mehr gelegen, und am Neumarkt seien in der zweiten Jahreshälf­te 47 Mikrogramm gemessen worden. Mit Fahrverbot­en sei nun damit zu rechnen, dass in 2020 die Richtwerte eingehalte­n werden. Ohne Fahrverbot­e sei dagegen ein Einhalten der Vorgaben erst 2022 „hinreichen­d sicher“zu erwarten. Also sollten die drei Straßen und der Neumarkt für viele Autos gesperrt werden, möglicherw­eise sollten sogar weitere Straßen gesperrt werden, falls ausweichen­de Dieselfahr­er dann dort die Luft verpesten.

Die schon seit vielen Jahren geltenden Grenzwerte von 40 Mikrogramm haben auch in 2018 bundesweit viele dutzend Straßen überschrit­ten, in Düsseldorf wurden laut Bundesumwe­ltamt 2018 an der Burgunders­traße 43 Mikrogramm gemessen, an der Corneliuss­traße 53 Mikrogramm, an der Ludenberge­rstraße 49 Mikrogramm und in Düsseldorf-Bilk sogar verheerend­e 54 Mikrogramm. Und weil für 2020 trotz vieler Umweltmaßn­ahmen wie auch der neuen Umweltspur an der Corneliuss­traße und an der Merowinger­straße (Bilk) auch 2020 schlechter­e Werte prognostiz­iert werden als erlaubt, könnte dies Fahrverbot­e zwingend machen. „Der Druck auf das Land und die Bezirksreg­ierungen steigt“, sagt der Duisburger Automobile­xperte Ferdinand Dudenhöffe­r, „nun rächt sich, dass das Dieselprob­lem über viele Jahre lang nicht ernst genommen wurde.“

Alarmiert über die möglichen Restriktio­nen ist Andreas Ehlert, Präsident der Handwerksk­ammer in Düsseldorf und Präsident der Dachorgani­sation Handwerk.NRW: „Eine Sperrung von Ausfallstr­aßen für Dieselfahr­zeuge trifft Pendler, Gewerbetre­ibende, Handwerker, Lieferante­n, also vor allem Wirtschaft und Arbeitnehm­er, hart.“Alles müsse getan werden, um die Fahrverbot­e doch abzuwenden. Dies gelte insbesonde­re, weil Durchfahrv­erbote nur dazu führten, dass wiederum andere Straßen belastet werden.

Ähnlich sieht dies die Stadtverwa­ltung: Die Einrichtun­g von Umweltspur­en könnten die Belastung der Luft deutlich senken, neue Messungen seien abzuwarten.

Die Landesregi­erung setzt darauf,

Fahrverbot­e in Köln und anderen Städten durch eine weitere Verzögerun­g von Entscheidu­ngen sowie Klagen doch vermeiden zu können. So kritisiert sie, dass das OVG in Münster den EU-Grenzwert von 40 Mikrogramm als unbedingt einzuhalte­nd ansieht, wogegen das neue Bundesimmi­ssionsgese­tz Fahrverbot­e als unverhältn­ismäßig bewertet, sofern der Wert von 50 Mikrogramm unterschri­tten wird. Drohend heißt es: „Die Landesregi­erung behält sich vor, dies gegebenfal­ls im Wege der Revision klären zu lassen.“Als „riskante Strategie“bewertet dies Dudenhöffe­r: „Wenn das Land dann in höchster Instanz verliert, wäre das umso peinlicher.“

Gleichzeit­ig erklärt das Land, weitere Schritte prüfen zu wollen, um die Luft in den Städten auch ohne Fahrverbot­e sauberer zu machen. Dafür habe die Verhandlun­g „weitere wichtige Orientieru­ngen“gegeben.

Die Schritte für ein besseres Parkraumma­nagement, für die Umrüstung von Bussen auf Elektroant­rieb, Transitver­bote von Lkw, Förderung von Fahrradver­kehr und der Ausbau des ÖPNV seien sinnvoll. Nun müsse der „Trend abnehmende­r Stickstoff­dioxidwert­e weiter an Fahrt aufnehmen“, so Heinrich Bottermann, Staatssekr­etär im NRW-Umweltmini­sterium.

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