Rheinische Post Hilden

So sieht das Lernen der Zukunft aus

Wie Tablet und Co. die Schulen verändern, wurde am Freitag in der Düsseldorf­er Messe gezeigt.

- VON JÖRG JANSSEN

Heute steht Düsseldorf ganz im Zeichen der digitalen Bildung (siehe Info). Wie revolution­är das Thema die Lebenswirk­lichkeit junger Menschen verändert, wurde am Freitag im CCD Congress Center bei einer Kick-Off-Veranstalt­ung zum „Tag der Bildung“deutlich. Eingeladen zu der „Apple Solution Expert Education“-Veranstalt­ung hatte das IT-Systemhaus Bechtle. Schulleite­r, Lehrer, Bildungsex­perten und kommunale Entscheidu­ngsträger, darunter Oberbürger­meister Thomas Geisel, waren gekommen. Doch die eigentlich­en Stars an diesem Tag waren die Schüler, die Pädagogen und Fachleuten zeigten, wie sie mobile Endgeräte im Alltag einsetzen.

Am gemeinsame­n Stand der Wilhelm-Ferdinand-Schüßler-Hauptschul­e und der katholisch­en Grundschul­e am Rather Kreuzweg steht Kimberly Salomon. Auf ihrem iPad hat die 14-Jährige zahlreiche Apps. Die helfen ihr Präsentati­onen für den Unterricht vorzuberei­ten. Aktuell beschäftig­t sie sich mit der SPD. Nicht mit deren Krise, sondern mit der Entstehung der Partei und ihrer Rolle in der deutschen Geschichte. „Das machen wir in Politik“, sagt sie. Und was mag sie am Tablett? „Man kommt schnell an Informatio­nen und man kann keine Blätter mit wichtigen Notizen verlieren.“Der „Campus Rath“, wie die beiden Schulen auch genannt werden, gilt als Vorreiter bei der Ausstattun­g mit Tablets. 2012 gab es in der Hauptschul­e die erste iPad-Klasse. Inzwischen freut sich die „Apple Distinguis­hed School“über eine

Eins-zu-Eins-Ausstattun­g – hier hat jeder Schüler ein mobiles Endgerät. Vom Sinn einer solchen Ausstattun­g ist Lehrerin Biljana Schillies überzeugt. „Das dient der Berufsvorb­ereitung. „Wer später Kfz-Mechatroni­ker werden will, muss profession­ell mit einem Tablet umgehen können.“Und wie reagiert die Pädagogin, wenn ihre Schüler das Gerät nutzen, um die coolsten Schmink-Tipps oder den neuesten Song von Mega-Star Billie Eilish aufzurufen? „Wir haben hier eine Art Master-Tablet und sagen dann: ,Hallo iPad Nummer drei, bitte zurück zur Sache’“, sagt Schillies.

Ein paar Meter weiter warnt Grundschul­leiter Michael Cordes davor, ein iPad einzusetze­n, weil die „Digital Natives“nur noch so für die Schule zu motivieren seien. „Klar ist das am Anfang cool, aber irgendwann liegen die Geräte auch einfach in der Ecke“, sagt der Vater zweier Kinder. Seinen Schülern bringt er bei, mit Hilfe der Tablets kleine, flugfähige Roboter zu programmie­ren. „Damit die Dinger nicht an die Decke knallen, muss man sein Vorgehen genau planen, eine profession­elle Fehlerkont­rolle einführen, Geduld haben und Anleitunge­n konzentrie­rt und bis zum Ende lesen“, benennt er die aus seiner Sicht entscheide­nden Vorteile bei dieser Art des Lernens.

Auf großes Interesse stößt in der Messe auch ein Projekt, das sich Neugierige am heutigen Samstag in der alten Kämmerei am Marktplatz anschauen können. „Kirchenfen­ster reloaded“heißt es. Lehrer Uwe Pongs, der an der Freien Christlich­en Gesamtschu­le in Hassels unterricht­et, hatte die Idee, ausrangier­te Kirchenfen­ster für Projektion­en zu nutzen. Und bei denen geht es inhaltlich darum, Jugendlich­e nicht auf ihre Noten zu reduzieren. „Nichts hassen Schüler mehr“, sagt Pongs. Ketrien Kajleber (19) arbeitet nicht nur in der Schule, sondern auch in der Freizeit weiter an den mit Musik unterlegte­n Bildern. An diesem Vormittag gestaltet sie mit anderen die Zahlen für das Video, das auf den Fenstern zu sehen sein wird. Die Ziffern symbolisie­ren die Noten und werden in einem ersten Schritt – ganz analog – mit Farben ausgemalt. Anschließe­nd digitalisi­eren die Schüler das Ganze mit dem iPad. Auch jenseits des künstleris­ch-kreativen Projekts schätzen die Gesamtschü­ler ihre Tablets. „Mit den Lernvideos der Reihe ,Simpleclub’ habe ich Chemie zum ersten Mal so richtig verstanden“, sagt Maja Schmidt (16).

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RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Arbeiten mit dem Green Screen: Kimberley Salomon (am Bildrand) holt (v.l.) Nikola Stankovic, Nikson Ferizi, Sharon Robertson und Lehrerin Biljana Schillies via iPad auf die Rheinkirme­s.

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