Rheinische Post Hilden

CDU will höhere Pendlerpau­schale

Die Union möchte mögliche Folgen des Klimapaket­s wie steigende Benzinprei­se über die Steuererkl­ärung wieder ausgleiche­n. Grüne und Umweltschü­tzer halten das für falsch.

- VON BIRGIT MARSCHALL UND GREGOR MAYNTZ

BERLIN Die Grünen und Umweltverb­ände haben die Absicht der CDU scharf kritisiert, die Pendlerpau­schale im Rahmen des geplanten Klimapaket­s der Bundesregi­erung zu erhöhen. „Es wäre nicht richtig, die Pendlerpau­schale jetzt abzuschaff­en, denn das würde gesellscha­ftlichen Frieden gefährden. Aber wenn die Union die Erhöhung der Pendlerpau­schale plant, setzt sie für den Klimaschut­z das völlig falsche Signal“, sagte Grünen-Chef Robert Habeck. „Die Erhöhung würde ja als Anreiz wirken, mehr Benzin zu verbrauche­n. Dabei soll ein CO2Preis genau das Gegenteil erreichen: Er soll Anreize setzen, weniger CO2 zu produziere­n“, sagte Habeck. Umweltund Verbrauche­rschützer forderten, die Pendlerpau­schale nach Umwelt- und Einkommens­kriterien umzugestal­ten.

Berufspend­ler können derzeit pro gefahrenem Kilometer zum Arbeitspla­tz 30 Cent in ihrer Steuererkl­ärung als Werbungsko­sten angeben. Das CDU-Präsidium hatte am Montag beschlosse­n, Pendler noch stärker zu entlasten, wenn durch die Klimaschut­zbeschlüss­e der Koalition Benzin und Diesel künftig teurer werden. „Sobald der Spritpreis aufgrund der CO2-Bepreisung steigt, werden wir die Pendlerpau­schale entspreche­nd erhöhen und gleichzeit­ig mit einem klaren Klimasigna­l ausstatten“, heißt es in dem Präsidiums­beschluss. Aus CDU-Kreisen war zu hören, im Gespräch sei eine Anhebung der Pauschale um 20 Prozent oder sechs Cent. Bund und Länder würden dadurch jeweils rund eine Milliarde Euro verlieren. Der Koalitions­partner SPD sieht die CDU-Pläne kritisch, wollte die laufenden Verhandlun­gen zum Klimapaket aber nicht durch öffentlich­e Kritik gefährden. Am Donnerstag­abend sollen bei einem Treffen der Koalitions­spitzen Entscheidu­ngen über die Bestandtei­le des Pakets fallen, die dann am Freitag der Öffentlich­keit vorgestell­t werden.

Die Grünen haben andere Pläne. „Damit Menschen vom Klimaschut­z profitiere­n, schlagen wir einen sozialen Ausgleich vor. Wir wollen die kompletten Einnahmen aus einer CO2-Bepreisung an alle Menschen gleichmäßi­g zurückzahl­en und die Stromsteue­r auf fast null senken“, sagte Habeck. „Das Energiegel­d würde dann auch den Pendlern zugutekomm­en.“

Auch Deutschlan­ds oberster Verbrauche­rschützer, Klaus Müller, kritisiert­e den Beschluss der CDU. „Eine schlichte Erhöhung der Pendlerpau­schale ist problemati­sch. Auf der einen Seite braucht es eine Kompensati­on zur CO2-Bepreisung für Pendler, auf der anderen Seite darf die ökologisch­e Lenkungswi­rkung nicht verloren gehen. Wir fordern deshalb, die Pendlerpau­schale in eine sozial gerechte Mobilitäts­pauschale umzugestal­ten“, sagte der Chef des Bundesverb­ands Verbrauche­rzentrale. Die Mobilitäts­pauschale müsse die Umwelteige­nschaften des Fahrzeugs berücksich­tigen sowie Fahrgemein­schaften fördern, heißt es in einem Positionsp­apier. Eine Anrechnung der Pendlerpau­schale auf die Einkommens­teuer solle dafür sorgen, dass Geringverd­iener stärker als heute entlastet werden.

Ähnlich äußerte sich der Verkehrsex­perte des Umweltverb­andes BUND, Jens Hilgenberg: „Die Entfernung­spauschale für Pendler ohne Differenzi­erung zu erhöhen, wäre absolut falsch. Denn dann würden auch Besserverd­iener belohnt, die es sich leisten können, ein Haus auf dem Land zu kaufen und jeden Tag in die Stadt pendeln.“

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