Millionen Patientendaten im Netz
13.000 Datensätze stammen aus Deutschland – ein Schwerpunkt ist Kempen.
DÜSSELDORF (tor/rei) Ein Recherchenetzwerk hat hochsensible Medizindaten von mehreren Millionen Patienten auf ungesicherten Servern entdeckt. Nach Recherchen des Bayerischen Rundfunks und der US-Investigativplattform ProPublica waren Daten unter anderem von Patienten aus Deutschland und aus den USA so schlecht gesichert, dass jeder im Netz darauf hätte zugreifen können.
Offenbar geht es um Datensätze von weltweit mehreren Millionen Patienten, die größtenteils neben personenbezogenen Daten wie Vorund Nachname, Geburtsdatum, Untersuchungstermin und Informationen über den behandelnden Arzt oder die Behandlung selbst und auch hoch auflösende Röntgenaufnahmen beinhalten. Den Recherchen zufolge handelte es sich um intimste Bilder, die über Jahre hinweg frei verfügbar im Netz zu finden gewesen sein sollen. Insgesamt soll es um 16 Millionen Datensätze gehen.
In Deutschland sollen mehr als 13.000 Datensätze von Patienten betroffen sein. In jedem zweiten Fall enthalten die Eintragungen auch Bilder. Der größte Teil der deutschen Datensätze entfällt auf Patienten aus Kempen und dem Raum Ingolstadt.
Probleme scheint es nach Recherchen unserer Redaktion bei einer großen radiologischen Gemeinschaftspraxis, der einzigen in Kempen, zu geben. Der Leitende Arzt Gregor Wedekind erklärte auf Nachfrage, dass man in der vergangenen Woche von der IT-Abteilung des Heilig-Geist-Hospitals auf das Thema angesprochen worden sei. Die Praxis befindet sich in dem Krankenhauskomplex. Man habe sich an den Landesdatenschutzbeauftragten gewandt und werde mit den Behörden zusammenarbeiten. Der Server sei abgeschaltet worden. Derzeit untersuche eine IT-Fachfirma das System. Erkenntnisse lägen aber noch nicht vor. Das NRW-Gesundheitsministerium hat sich noch nicht zu dem Vorgang geäußert.
Weltweit sind rund 50 Länder betroffen. Allein bei einem Anbieter für radiologische Untersuchungen in den USA sollen nach einer Auswertung von ProPublica mehr als eine Million Datensätze vorliegen.
Stimme des Westens