Vier der SPD-Duos setzen sich bereits ab
Noch sind sieben Zweierteams im Rennen um den Parteivorsitz. Aber es gibt schon klare Favoriten.
BERLIN Es ist Halbzeit im Marathon der Kandidatenvorstellung für den SPD-Vorsitz. Doch wie sich bei der Regionalkonferenz am Dienstagabend in Berlin zeigte, ist das Interesse immer noch riesig.
Nach elf von 23 Regionalkonferenzen lässt sich bereits erahnen, welche der sieben Bewerberteams die besten Chancen in der Stichwahl haben. Denn wer sich umhört, wird so gut wie nie auf die Namen Hilde Mattheis und Dierk Hirschel aufmerksam gemacht. Sie bilden den Linksaußenflügel der SPD ab, sprechen damit aber auch nur eine kleine Gruppe der Mitglieder an. Auch Nina Scheer und Karl Lauterbach zählen nur bei wenigen Genossen zu den Favoriten. Und Gesine Schwan und Ralf Stegner haftet der Makel fehlender Wahlerfolge an.
Damit bleiben diese vier Teams übrig: Finanzminister Olaf Scholz und die Brandenburgerin Klara Geywitz, Ex-NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjans und die Digitalisierungsexpertin Saskia Esken, Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius mit der sächsischen Integrationsministerin Petra Köpping sowie der Staatsminister für Europa, Michael Roth, mit der früheren NRW-Familienministerin Christina Kampmann.
Scholz/Geywitz Kaum jemand sieht das Team nicht als Favoriten. Scholz ist der prominenteste Bewerber, er bringt reichlich Amtserfahrung mit – als früherer Generalsekretär, Arbeitsminister, Erster Bürgermeister Hamburgs und jetzt als Finanzminister und Vizekanzler. Ihm trauen die Genossen wohl am ehesten zu, auch ein Rennen als Kanzlerkandidat bestehen zu können. Gerade Parteilinke sehen Scholz jedoch kritisch. Und er verkörpert die große Koalition. Zudem hat Klara Geywitz das Problem, bei der Brandenburgwahl gegen eine grüne Kandidatin verloren zu haben.
Walter-Borjans/Esken Sie sind das einzige Team, das die Unterstützung des Juso-Bundesvorstands hat. Dieser sprach sich einstimmig für den Mann aus, der einst die Steuer-CDs aus der Schweiz kaufte und so dem Staat Milliardeneinnahmen bescherte. Auch Esken, die als Bundestagsabgeordnete gegen das neue EU-Urheberrecht und Uploadfilter war, kann bei der jungen Generation punkten. Zudem hat sie der NRW-Landesverband offiziell nominiert. Ihr Problem: Das Durchschnittsalter der SPD-Mitglieder liegt bei etwa 60 Jahren, der Anteil der Juso-Stimmen ist dagegen klein.
Pistorius/Köpping Von ihnen wird die meiste Expertise bei der inneren Sicherheit und der Migration erwartet. Beide bekommen bei den Konferenzen viel Zuspruch, besonders Köpping kann mit ihrer gewinnenden Art punkten. Sie stehen für die Mitte ein, verfolgen keinen klaren Anti-Groko-Kurs, sondern sehen in dem Bündnis auch Vorteile. Gerade aus Niedersachsen, einem der bedeutendsten Landesverbände, gibt es viel Unterstützung. Pistorius wird als härtester Konkurrent von Scholz gewertet.
Roth/Kampmann Dieses Duo gilt als Überraschung des Bewerbungsprozesses. Mit ihrer frischen Art sprechen die jüngsten Bewerber im Feld jene Mitglieder an, die sich nach einem echten Neuanfang sehnen. Auf Unterstützung aus den Verbänden können Roth und Kampmann aber bisher nicht so stark zählen wie etwa Walter-Borjans und Esken.