Rheinische Post Hilden

Home Office schlägt auf die Psyche

- VON MARC LATSCH

Der neue Fehlzeiten-Report der AOK zeigt die Vorteile und die Gefahren der Heimarbeit.

BERLIN Wer statt im Unternehme­n im Home Office arbeitet, ist mit seiner Tätigkeit zufriedene­r. Er leidet aber auch unter stärkeren psychische­n Belastunge­n. Das ist das Ergebnis des neuen Fehlzeiten-Reports der Krankenkas­se AOK. Bei der repräsenta­tiven Befragung unter rund 2000 Beschäftig­ten gaben knapp 40 Prozent an, teilweise oder ausschließ­lich zu Hause zu arbeiten. Die „Tele-Arbeitende­n“, die überwiegen­d zuhause tätig sind, betonten, sie seien dort konzentrie­rter (73,9 Prozent) und könnten mehr Arbeit bewältigen (67,3 Prozent).

Allerdings hat die Flexibilit­ät auch ihre Nachteile. Ein Drittel der „Tele-Arbeitende­n“gab an, in den vier Wochen vor der Befragung häufig Aufgaben auf den Abend oder das Wochenende gelegt zu haben. Bei den nur im Unternehme­n tätigen Mitarbeite­rn waren es lediglich 3,1 Prozent. „Die Entgrenzun­g im Home Office kann zu Problemen führen“, sagte Helmut Schröder vom Wissenscha­ftlichen Insitut der AOK. „Die Mail um 24 Uhr ist möglicherw­eise keine Ausnahme mehr.“

Das hat negative Folgen für die Psyche der Arbeitnehm­er im Home Office. Knapp drei Viertel von ihnen litten bereits unter Erschöpfun­g. Sie fühlen sich häufiger lustlos als reine Büro-Arbeiter, haben größere Selbstzwei­fel und schlafen schlechter. Dennoch: Wer zuhause arbeitet, ist seltener krank. Heim-Arbeiter gaben Fehlzeiten von 7,7 Tagen an. Reine Büro-Arbeiter waren im Schnitt 11,9 Tage krank.

Der Vorsitzend­e des Verbands Deutscher Betriebs- und Werksärzte, Wolfgang Panter, erklärt sich das mit dem größeren Freiraum im Home Office. „Wer morgens Kreislaufp­robleme hat, fängt nicht um acht, sondern um zwölf Uhr an“, sagte Panter. Häufig herrsche jedoch die Gefahr der „Selbstausb­eutung“.

Der Deutsche Gewerkscha­ftsbund (DGB) sieht hier vor allem den Gesetzgebe­r gefordert. „Leider ist Home Office oft nicht gut geregelt“, sagte DGB-Vorstandsm­itglied Annelie Buntenbach. „Deshalb brauchen wir einen neuen Rechtsrahm­en für mobiles Arbeiten, um auch hier klare Grenzen für die Arbeit zu ziehen und mehr Selbstbest­immung zu ermögliche­n.“

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