Rheinische Post Hilden

400 Beschuldig­te in Cum-ex-Skandal

Die Staatsanwa­ltschaft Köln bereitet eine Anklageflu­t gegen Steuerbetr­üger vor. Es geht um enorme Summen.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

DÜSSELDORF Die Aufarbeitu­ng des Cum-ex-Steuerskan­dals wird zu einer Flut an Anklagen oder Strafbefeh­len führen, wenn das erste Verfahren vor dem Landgerich­t Bonn mit einer Verurteilu­ng geendet hat. Diese Erwartung äußerten NRW-Justizmini­ster Peter Biesenbach (CDU) und Joachim Roth, Leiter der Staatsanwa­ltschaft Köln, bei einem Pressegesp­räch. Die Staatsanwa­ltschaft habe bereits 400 Personen als Beschuldig­te erfasst, sagte Biesenbach. Nun werde die Abteilung für die Aufklärung des CumEx-Skandals von fünf Staatsanwä­lten auf zehn verdoppelt, um weitere Verfahren voranzutre­iben. „Wenn in Bonn das Urteil getroffen wurde, können die Anklagen massenhaft rausgehen.“

Es sei ein großes Verdienst der Staatsanwa­ltschaft Köln, mehrere Beschuldig­te dazu gebracht zu haben, über Cum-ex auszupacke­n. Nun, da die Justiz verstanden habe, wie Banken und andere Investoren es geschafft hätten, durch schnelles Tauschen von Aktien einmal gezahlte Steuern mehrfach erstattet zu bekommen, könne man die Thematik aufarbeite­n.

Biesenbach schloss nicht aus, dass einzelne Täter einer Anklage entgehen können, weil Steuerbetr­ug nach zehn Jahren verjährt und weil viele beteiligte Finanzfirm­en im Ausland sind oder aufgelöst wurden. Den Vorwurf, die Justiz habe die vor sechs Jahren gestartete­n Ermittlung­en zu zögerlich vorangetri­eben, wiesen er und Roth zurück. Man habe systematis­ch arbeiten müssen und anfangs nicht erkannt, welches Ausmaß die Affäre habe. Insgesamt ermittele die Kölner Staatsanwa­ltschaft gegen 56 juristisch­e Personen, bei denen geklärt werden muss, welche Individuen belangt werden. Die Düsseldorf­er Staatsanwa­ltschaft ermittelt in sechs Fällen. Verfahren in München und Stuttgart kommen hinzu.

Der durch die Cum-ex-Geschäfte entstanden­e Schaden sei „enorm“, so Biesenbach. Ob dem deutschen Staat tatsächlic­h ein Schaden von weit mehr als zehn Milliarden Euro entstand, wollte der Minister nicht kommentier­en. Die NRW-Justiz plane, möglichst hohe Geldbeträg­e mit den Finanzbehö­rden zurückzuho­len. Er rechnet damit, dass ein Urteil in Bonn vom Bundesgeri­chtshof überprüft wird.

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FOTO: DPA Landesjust­izminister Peter Biesenbach (CDU)

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