Rheinische Post Hilden

Moskau ist der Gegner, den Bayer 04 schlagen muss

Bayer Leverkusen startet gegen den vermeintli­ch einfachste­n Gruppengeg­ner Lokomotive Moskau in die Champions League. Ein Sieg ist Pflicht für das Team von Trainer Peter Bosz, will es eine realistisc­he Chance auf das Weiterkomm­en haben.

- VON DORIAN AUDERSCH UND SEBASTIAN BERGMANN

LEVERKUSEN Wenn am Mittwoch im Schein des Flutlichts die Hymne der Königsklas­se erklingt, geht für Lukas Hradecky ein Kindheitst­raum in Erfüllung. Mit 29 Jahren gibt der Schlussman­n von Bayer Leverkusen sein Debüt in der Champions League. Schon als kleiner Junge habe die Melodie Sehnsüchte geweckt, sagte er im Sommer. „Als ich noch Playstatio­n gespielt habe, war es sogar schon etwas Besonderes, die Hymne zu hören. Jetzt werde ich das wirklich als Spieler auf dem Platz erleben. Das wird etwas, an das ich mich nach meiner Karriere immer erinnern werde.“Die Champions League sei „das Größte, was im Vereinsfuß­ball möglich ist“.

Die Auslosung der Gruppen hat der Werkself eine mehr als nur knifflige Aufgabe beschert, die am Mittwoch um 21 Uhr mit dem Heimspiel gegen Lokomotive Moskau beginnt. Die anderen beiden Gruppengeg­ner sind absolute Schwergewi­chte des europäisch­en Fußballs: Juventus Turin mit dem portugiesi­schen Megastar Cristiano Ronaldo sowie Atlético Madrid mit dessen Landsmann João Félix. Letzterer ist 19 Jahre alt, wechselte im Sommer für kolportier­te 126 Millionen Euro aus Lissabon in die spanische Hauptstadt und gilt bereits als möglicher Nachfolger des fünfmalige­n Weltfußbal­lers.

Die Gruppenkon­stellation ergibt eine Rangfolge, in der Leverkusen im Kampf um den Einzug ins Achtelfina­le die Rolle des Außenseite­rs zukommt. Krasserer Außenseite­r sind indes die Russen, für die es unter normalen Umständen eigentlich nur darum gehen kann, sich möglichst respektabe­l zu schlagen und sich über Platz drei vielleicht in die Europa League zu retten. Namen wie Benedikt Höwedes und Vedran Corluka sind zwar klangvoll, stehen aber eher für den Ruhm vergangene­r Tage. Der Pole Grzegorz Krychowiak und der Portugiese João Mário zählen zu den bekanntere­n Namen der Mannschaft, die 2018 Meister wurde und 2019 den Pokalsieg folgen ließ. In Anton sowie Alexej Mirantschu­k hat Lokomotive zudem ein talentiert­es Zwillingsb­rüderpaar in seinen Reihen – allerdings sind beide verletzt.

Das Leverkusen­er Pendant sind Lars und Sven Bender. „Wir freuen uns extrem. Das sind die Spiele, die wir haben wollten und auf die wir ein Jahr lang hingearbei­tet haben“, sagte Sven nach dem 0:4 in Dortmund. Der 30-Jährige konnte der Pleite aber auch etwas Positives abgewinnen: „Das war ein guter Test auf Champions-League-Niveau. Wir müssen einiges besser machen, aber mutig bleiben und unser Spiel durchziehe­n. Dann geht auch viel.“

Wie viel für Bayer bei der zwölften Champions-League-Teilnahme wirklich drin ist, werden freilich die kommenden Englischen Wochen zeigen. Die Formkurve taugt dabei nur bedingt als Mutmacher. Das Team von Trainer Peter Bosz ist nach starkem Start mit zwei Siegen seit zwei Ligaspiele­n ohne Tor und hat in Dortmund einen empfindlic­hen Knacks für das Selbstvert­rauen erlitten. Dass in Leverkusen niemand lange über den missratene­n Auftritt beim BVB nachdenken kann, wertet Sven Bender als Vorteil. „Das Schöne an Englischen Wochen ist, dass man so ein Ergebnis schnell korrigiere­n kann. Es hilft uns nicht, wenn wir uns ewig damit beschäftig­en. Es wäre schön, gleich mit einem guten Ergebnis in die Königsklas­se zu starten.“

Schön ist dabei freilich untertrieb­en. Denn ein Sieg gegen Moskau ist genau genommen Pflicht, um die Chance auf die K.o.-Runde in einem realistisc­hen Rahmen zu halten. Insofern hat die erste Partie beinahe schon Endspielch­arakter für die Werkself – auch, wenn Trainer, Spieler und Vereinsfun­ktionäre vermutlich vehement widersprec­hen würden.

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