Moskau ist der Gegner, den Bayer 04 schlagen muss
Bayer Leverkusen startet gegen den vermeintlich einfachsten Gruppengegner Lokomotive Moskau in die Champions League. Ein Sieg ist Pflicht für das Team von Trainer Peter Bosz, will es eine realistische Chance auf das Weiterkommen haben.
LEVERKUSEN Wenn am Mittwoch im Schein des Flutlichts die Hymne der Königsklasse erklingt, geht für Lukas Hradecky ein Kindheitstraum in Erfüllung. Mit 29 Jahren gibt der Schlussmann von Bayer Leverkusen sein Debüt in der Champions League. Schon als kleiner Junge habe die Melodie Sehnsüchte geweckt, sagte er im Sommer. „Als ich noch Playstation gespielt habe, war es sogar schon etwas Besonderes, die Hymne zu hören. Jetzt werde ich das wirklich als Spieler auf dem Platz erleben. Das wird etwas, an das ich mich nach meiner Karriere immer erinnern werde.“Die Champions League sei „das Größte, was im Vereinsfußball möglich ist“.
Die Auslosung der Gruppen hat der Werkself eine mehr als nur knifflige Aufgabe beschert, die am Mittwoch um 21 Uhr mit dem Heimspiel gegen Lokomotive Moskau beginnt. Die anderen beiden Gruppengegner sind absolute Schwergewichte des europäischen Fußballs: Juventus Turin mit dem portugiesischen Megastar Cristiano Ronaldo sowie Atlético Madrid mit dessen Landsmann João Félix. Letzterer ist 19 Jahre alt, wechselte im Sommer für kolportierte 126 Millionen Euro aus Lissabon in die spanische Hauptstadt und gilt bereits als möglicher Nachfolger des fünfmaligen Weltfußballers.
Die Gruppenkonstellation ergibt eine Rangfolge, in der Leverkusen im Kampf um den Einzug ins Achtelfinale die Rolle des Außenseiters zukommt. Krasserer Außenseiter sind indes die Russen, für die es unter normalen Umständen eigentlich nur darum gehen kann, sich möglichst respektabel zu schlagen und sich über Platz drei vielleicht in die Europa League zu retten. Namen wie Benedikt Höwedes und Vedran Corluka sind zwar klangvoll, stehen aber eher für den Ruhm vergangener Tage. Der Pole Grzegorz Krychowiak und der Portugiese João Mário zählen zu den bekannteren Namen der Mannschaft, die 2018 Meister wurde und 2019 den Pokalsieg folgen ließ. In Anton sowie Alexej Mirantschuk hat Lokomotive zudem ein talentiertes Zwillingsbrüderpaar in seinen Reihen – allerdings sind beide verletzt.
Das Leverkusener Pendant sind Lars und Sven Bender. „Wir freuen uns extrem. Das sind die Spiele, die wir haben wollten und auf die wir ein Jahr lang hingearbeitet haben“, sagte Sven nach dem 0:4 in Dortmund. Der 30-Jährige konnte der Pleite aber auch etwas Positives abgewinnen: „Das war ein guter Test auf Champions-League-Niveau. Wir müssen einiges besser machen, aber mutig bleiben und unser Spiel durchziehen. Dann geht auch viel.“
Wie viel für Bayer bei der zwölften Champions-League-Teilnahme wirklich drin ist, werden freilich die kommenden Englischen Wochen zeigen. Die Formkurve taugt dabei nur bedingt als Mutmacher. Das Team von Trainer Peter Bosz ist nach starkem Start mit zwei Siegen seit zwei Ligaspielen ohne Tor und hat in Dortmund einen empfindlichen Knacks für das Selbstvertrauen erlitten. Dass in Leverkusen niemand lange über den missratenen Auftritt beim BVB nachdenken kann, wertet Sven Bender als Vorteil. „Das Schöne an Englischen Wochen ist, dass man so ein Ergebnis schnell korrigieren kann. Es hilft uns nicht, wenn wir uns ewig damit beschäftigen. Es wäre schön, gleich mit einem guten Ergebnis in die Königsklasse zu starten.“
Schön ist dabei freilich untertrieben. Denn ein Sieg gegen Moskau ist genau genommen Pflicht, um die Chance auf die K.o.-Runde in einem realistischen Rahmen zu halten. Insofern hat die erste Partie beinahe schon Endspielcharakter für die Werkself – auch, wenn Trainer, Spieler und Vereinsfunktionäre vermutlich vehement widersprechen würden.