Ein Freundeskreis für alle Kinder
Petra Berg und Jörg Haas leiten seit kurzem den Freundeskreis des Kinderhilfezentrums. Ihre Mission: unentdeckte Talente fördern.
Erst nieselt es, dann regnet es richtig. Der Anna-Spielplatz ist aber so beliebt, dass trotzdem Kinder da sind. Denn zum Glück gibt es hinter der hohen Mauer mit dem großen Tor in Pempelfort ja nicht nur viele Spielgeräte. Es gibt auch ein gemütliches Haus voller Spielsachen. Und es gibt Charles Dietrich, den Pädagogen, der Eltern und Kindern viel Programm bietet.
Möglich wird das durch einen Verein, der schon seit 47 Jahren Kindern Freude bereiten und sie fördern will – und der nun eine neue Leitung hat: Jörg Haas (50) und Petra Berg (49), der erste und die zweite Vorsitzende des Freundeskreises Kinderhilfezentrum, sitzen auf Gartenstühlen auf der überdachten Terrasse des Spielhauses und erzählen von ihrer Mission.
Man hört den Stolz heraus, wenn Petra Berg berichtet, dass der Freundeskreis schon seit Jahren diesen Spielplatz pädagogisch betreut. „Wir haben hier viele Spielzeuge, die zur Kommunikation einladen – einen Kaufladen und eine Spielküche zum Beispiel“, sagt sie. „Gerade gut, wenn es regnet.“
Der Anna-Spielplatz sei ein ideales Beispiel für die Arbeit des Freundeskreises, ergänzt Jörg Haas. „Das Kinderhilfezentrum ist ja direkt nebenan. Gleichzeitig ist das hier ein echter Stadtteil-Spielplatz. Genau so wollen wir arbeiten.“Der Freundeskreis, erklärt Berg, wolle für alle Kinder da sein.
Ins Kinderhilfezentrum kommen Kinder, die in Not sind. Weil die Eltern sich nicht kümmern können oder wollen, wenn ihre Entwicklung gefährdet ist. Kurzfristig kommen die Kinder dann in die Obhut des Kinderhilfezentrums, es gibt hier auch Wohngruppen. Das Zentrum hilft Familien ambulant oder stationär, es kümmert sich auch um Jugendliche, die noch nicht selbstständig genug sind, um alleine zurecht zu kommen.
Der Freundeskreis sammelt Spenden und unterstützt damit das Kinderhilfezentrum, indem der Verein die Kinder individuell fördert. Er bezahlt Musikunterricht oder die Mitgliedschaft im Fußballverein, eine neue Brille, eine Klassenfahrt oder einen Aufenthalt im Ferienhaus. „Wir wollen, dass die Kinder aus schwierigen Verhältnissen die gleichen Chancen haben wie andere Kinder“, sagt Jörg Haas. Über etwa 50 Fälle pro Jahr entscheidet der Vorstand, die meisten sind Vorschläge aus dem Kinderhilfezentrum. Und die meisten würden positiv beschieden, so Haas.
Der Freundeskreis will Talente fördern. Er unterhält beispielsweise einen Gitarrenlehrer, der seit 30 Jahren ins Kinderhilfezentrum kommt und allen Kindern und Jugendlichen zur Verfügung steht. Außerdem unterstützt der Verein eine Hausaufgabenhilfe am Nachmittag, wo Pädagogen Kinder beim Lernen unterstützen.
„Ein Mädchen wollte supergerne Fußball spielen – zufällig in einem Verein, wo ich auch unterrichte“, erzählt Petra Berg. „Da habe ich gesagt, ich komme mal vorbei und schaue zu.“Das Mädchen habe sich sehr gefreut, dass einfach jemand Interesse zeige an dem, was es tue. Es ist dieser persönliche Kontakt, der dem Freundeskreis besonders wichtig ist.
Das neue Vorstandsteam ist aus unterschiedlichen Richtungen an seine Position gekommen. Jörg Haas hatte als Unternehmer einige sehr gute Jahre erlebt und daraufhin die Stadt angerufen, auf der Suche nach einer Spendenmöglichkeit. „Ich dachte, ich könnte ja mal ein Fußballturnier ausrichten oder so etwas.“Doch der Freundeskreis wollte gar nicht unbedingt sein Geld, lieber seine Mitarbeit. „Man hat mich an der Ehre gepackt“, schmunzelt Haas heute. Seit zehn Jahren ist er dabei.
Petra Berg dagegen kannte den Verein, weil sie viele Jahre die Kinderund Jugendarbeit sowie die Gymnastikabteilung beim BV 04, dem großen Fußballverein in Derendorf, als Übungsleiterin betreute. „Wir haben jedes Jahr gespendet“, erzählt sie. Als die Kinder aus dem Haus waren, beschloss sie, sich für den Freundeskreis zu engagieren. Seit Juli 2017 leitet sie als hauptamtliche Mitarbeiterin das Büro des Vereins, jetzt ist sie im Leitungsteam.
Zusammen wollen Haas und Berg die funktionierenden Strukturen des Freundeskreises erhalten, zugleich aber mehr Social-Media-Arbeit machen. „Wir glauben, dass sich das Spendenverhalten der Menschen etwas verändert hat, und wir wollen jüngere Menschen als Spender gewinnen“, sagt Jörg Haas. Auch die Kooperationen zu Firmen, Vereinen und Bands will der Freundeskreis ausbauen.
Denn der Freundeskreis, darin sind sich beide einig, lebt von seinem Netzwerk. Ein Netzwerk, das Kinder stark machen will.