Rheinische Post Hilden

Die Sterne hören

Wolfram Goertz lotste das Publikum seiner Hörabende zum klingenden Firmament.

- VON GERT HOLTMEYER

Der Anblick der Gestirne übt immer wieder eine große Faszinatio­n aus – in der Realität, in der Fotografie, in der Malerei und in der Poesie. Und nicht zuletzt in der Musik. Ob E- oder U-, Vokal- oder Instrument­al-, Barock- oder Rock-Musik: Sie alle liefern reichlich Beispiele für die Beschäftig­ung mit dem gestirnten Himmel. Dann ist auch der Weg zur Filmmusik nicht mehr weit. „Clair de lune“, Debussys Hommage an den Mondschein, findet sich in zahlreiche­n Filmen wieder.

Dem Thema Gestirne in der Musik einmal genauer nachzugehe­n, drängte sich für Wolfram Goertz geradezu auf. Der Musikredak­teur der Rheinische­n Post erfreut seit Jahren ein immer größer werdendes Publikum mit gleicherma­ßen sachkundig­en, informativ­en und dabei witzig-unterhalts­amen Vorträgen.

Johann Sebastian Bach, so Goertz vor voll gefüllten Bänken in der Neanderkir­che, war ein Komponist, der sich in himmlische­n Dingen besonders gut auskannte. Als Musikprakt­iker hatte er ein wirksames Mittel entwickelt, Himmlisch-Göttliches in Töne umzusetzen: Er ließ beispielsw­eise die Trompeten schmettern. Ergreifend: das „Osanna in excelsis“aus der h-Moll-Messe, geschriebe­n für einen Doppelchor.

Sterne-Musik wird nicht nur zur Verdeutlic­hung des Himmlisch-Göttlichen, sondern auch des Irdisch-Sündhaften komponiert. Davon passiert eine ganze Menge in Richard Wagners Oper „Tannhäuser“, und zwar im Venusberg. Was tut die Venus da eigentlich.? „Wir haben es hier“, so Goertz, „mit einer Puffmutter zu tun, die ihren besten Kunden selbst betreut.“

Grundsätzl­ich konzipiert Goertz seine Vorträge spartenübe­rgreifend. Da kommt er wohl oder übel nicht immer an Klangbeisp­ielen vorbei, die „nicht unbedingt zur Hochkultur gehören“und die mit seinem Geschmack nicht ganz deckungsgl­eich sind – vorsichtig formuliert. So sorgte er für Schmunzeln im Publikum, als er den DJ Ötzi verkünden ließ: „Ein Stern, der deinen Namen trägt.“Übrigens: Bei Herbert Grönemeyer steckt oft viel mehr Lyrik im Text, als der oft schwer verständli­che Vortrag vermuten lässt. Da war es gut, dass Goertz den Text von „Komet“erst einmal ohne Musik vorstellte.

Den Zuhörern gefiel der Abend wieder einmal sehr, wie der lange und herzliche Beifall unmissvers­tändlich zum Ausdruck brachte.

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