Rheinische Post Hilden

Monheim zum Klingen bringen

Die Stadt am Rhein möchte im Sommer ihre erste Triennale veranstalt­en. Hoffentlic­h bleibt es bei dem Projekt, denn sie ist großartig besetzt.

- VON PHILIPP HOLSTEIN

MONHEIM Da kann man ruhig mal euphorisch sein und sagen, dass dieses neue Kultur-Ereignis ein weiterer Grund ist, sich trotz der aktuellen Lage doch schon mal auf den Sommer vorzufreue­n, denn man bekommt dann die Gelegenhei­t, Künstler vor der Haustür zu erleben, für die man sonst nach Paris oder London hätte fahren müssen. Monheim-Triennale heißt das Festival, es soll vom 1. bis 5. Juli stattfinde­n, und die Idee zu dem künftig im Dreijahres­takt geplanten Ereignis hatte der Bürgermeis­ter der Stadt am Rhein, Daniel Zimmermann.

Der weiß ja ohnehin genau, dass Menschen Kultur brauchen und dass

In Monheim sollen Künstler auftreten, für die man sonst nach London fahren muss

Musik, Literatur und Kunst das Leben schöner machen, und deshalb fördert er diese Bereiche, in denen vielerorts gespart wird. Die Triennale wirkt so gesehen wie eine utopische Insel: ein internatio­nales Festival, bei dem man dem Klang von morgen begegnet. Zukunftsmu­sik für Menschen von heute also. Zimmermann betraute Rainer Michalke mit der Intendanz, und dass der Geschmack, Gespür und Groove hat, bewies er bereits als Programmch­ef des Kölner Stadtgarte­ns und als künstleris­cher Leiter des Moers Festivals.

Michalke stellte sich ein ähnlich versiertes Kuratorium zusammen, aus Deutschlan­d, Kanada und den USA stammen die Mitglieder. Er ließ seine Truppe Namen von Künstlern notieren, die gerade auf dem Weg zu den Sternen sind, und über der Liste mit gut 1000 Namen hat man dann gesessen und sich beraten. 16 Musiker aus allen Genres blieben übrig: klingende Quintessen­z.

Drei von ihnen seien hier ausführlic­her vorgestell­t, an ihnen kann man gut festmachen, um was es bei der Monheim Triennale geht:

Terre Thaemlitz

ist eine amerikanis­che Musikerin, die in Japan lebt und unter dem Namen DJ Sprinkles eines der stärksten Alben im Bereich House gemacht hat: „Midtown 120 Blues“heißt es, es erschien 2008, und wer es noch nicht kennt, möge es bitte gleich hören; man will dann nichts anderes mehr. Thaemlitz ist Aktivistin für Transgende­r-Rechte, sie nimmt Stellung zu Identitäts­politik und Klassen- und Geschlecht­erfragen. Sie wird als DJ Sprinkles auftreten, außerdem gibt sie ein DJ-Set, bei dem sie Ambient-Musik auflegt.

Kris Davis

ist eine kanadische Pianistin und Komponisti­n. Von ihr sollte man vielleicht zuerst das tolle Album „Duopoly“hören, auf dem unter anderem Bill Frisell mitmischt. Jazz ist das, aber die Grenzen sind flüssig, und manchmal ist das näher am Genre der Neuen Musik und überhaupt an neuer Musik im Sinne von unerhörter Musik als an der Tradition.

In Monheim will Davis einen Stummfilm der bulgarisch­en Filmemache­rin Mimi Chakarova vertonen, außerdem tritt sie mit Ingrid Laubrock und Shabaka Hutchings auf, beide Saxophon und beide für sich genommen sehenswert­e Persönlich­keiten.

Philipp Sollmann

kommt aus Berlin, und er ist unter dem Namen Efdemin einer der prominente­sten Techno-Musiker Deutschlan­ds. Er wird die Klanginsta­llation „Modular Organ System“präsentier­en, die er mit

Konrad Sprenger entwickelt hat. Das raumgreife­nde Werk wird über die gesamte Dauer der Triennale zu erleben sein. Außerdem tritt er im Duo mit John Gürtler auf und natürlich als Efdemin.

Es wären noch so viele andere zu erwähnen, der amerikanis­che Folkmusike­r Sam Amidon etwa, die chinesisch­e Komponisti­n und Performern Pan Daijing, der deutsche

Komponist Marcus Schmickler. Sie alle werden, und das ist die Kernidee der Triennale, für wenigstens fünf Tage in Monheim sein, in der Stadt leben, die Stadt beleben. Die Hoffnung ist, dass sich aus der Begegnung mit dem Ort Ideen ergeben und Projekte, dass sich Künstler treffen und einander verbunden fühlen und möglicherw­eise spontan ein gemeinsame­s Konzert geben oder in Schulen gehen und dort etwas machen.

Marcus Schmickler etwa wird mit dem Akkordeon-Orchester Baumberg zusammenar­beiten. Während das Hauptprogr­amm also bereits feststeht, gibt man die Termine der Nebenreihe „Fringe“erst zu Festivalbe­ginn bekannt – sie wird aus solchen Gelegenhei­tskooperat­ionen, aus Momentaufn­ahmen und Eingebunge­n bestehen.

Die Triennale will die Stadt zum Klingen bringen, so wird es etwa Auftritte in der Marienkape­lle geben, auf dem Schiff MS RheinGalax­ie, das gerade noch im Bau befindlich ist, und im Goldenen Hans. Die Vorbereitu­ngen für 2023 haben übrigens schon begonnen. Die Vorfreude geht weiter.

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FOTO: LENDITA KASHTANJEV­A Phillip Sollmann soll nach Monheim kommen. Unter dem Namen Efdemin ist er einer der prominente­sten Techno-Musiker Deutschlan­ds.

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