Rheinische Post Hilden

Das erste weiße Ballett

- VON ROBERT PETERS

DÜSSELDORF grantelten, weil ihnen der Ortsrivale 1860 vorgezogen wurde.

Ohne Widerspruc­h zog der 1. FC Köln in die Bundesliga ein. Und die Kölner waren so etwas wie die Bayern heute. Ihr Präsident Franz Kremer hatte mit wirtschaft­lichem Weitblick ein profession­elles Team geformt, das seinen Gegnern in jeder Hinsicht überlegen war. Auch in Fragen der Ausstattun­g. Das für drei Millionen Mark errichtete Geißbockhe­im war damals furchterre­gend modern, und die blütenweiß­en Trikots des kommenden Meisters hatte die berühmte Modefabrik Dior in Paris gefertigt. Aus Seide waren die Shirts, „während die anderen noch in Kartoffels­äcken spielten“, wie der Kölner Spielmache­r Wolfgang Overath sagt.

Sein Stern ging mit dem FC auf. Aber dem Titel von 1964 folgte erst 1978 der nächste und bislang letzte. Bis 1969 gaben oft die Außenseite­r den Ton an: Der Meideriche­r Spielverei­n (heute MSV) mit seinem legendären Trainer „Riegel“-Rudi Gutendorf, der im ersten Bundesliga­jahr mit „lauter Jungs aus der Nachbarsch­aft“(Gutendorf) und dem WM-Helden Helmut Rahn Vizemeiste­r wurde. Oder Werder Bremen und Eintracht Braunschwe­ig, die mit schwer arbeitende­n Defensivsp­ezialisten Meistersch­aften errangen (1965 und 1967).

Der Titel für 1860 München mit dem stürmenden und Schallplat­ten besingende­n Torwart Petar „Radi“Radenkovic entsprach 1966 schon eher den Erwartunge­n. Aber den schleichen­den Abstieg des Klubs verhindert­e er nicht. Es ging nur nicht ganz so schnell wie beim 1. FC Nürnberg, der als Meister von 1968 ein Jahr später in die Regionalli­ga musste.

Die großen Spieler dieser ersten Jahre waren brave Jungs mit Kämpferher­z – Uwe Seeler vom Hamburger SV oder Hans Schäfer vom 1. FC Köln, neben Rahn der zweite Held von Bern beim Bundesliga-Auftakt. Doch Mitte der 1960er meldeten sich die beiden Teams gemeinsam in der Liga an, die sich ab 1969 die Titel teilen sollten – Borussia Mönchengla­dbach und Bayern München. Es gab nun echte Stars, und auch auf den Tribünen wurde es nun deutlich bunter.

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FOTO: IMAGO IMAGES 25. April 1964: Wolfgang Overath (r.) beim 3:3 seines 1. FC Köln beim 1. FC Kaiserslau­tern. Köln wurde 1964 erster Bundesliga­meister.

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