Das erste weiße Ballett
DÜSSELDORF grantelten, weil ihnen der Ortsrivale 1860 vorgezogen wurde.
Ohne Widerspruch zog der 1. FC Köln in die Bundesliga ein. Und die Kölner waren so etwas wie die Bayern heute. Ihr Präsident Franz Kremer hatte mit wirtschaftlichem Weitblick ein professionelles Team geformt, das seinen Gegnern in jeder Hinsicht überlegen war. Auch in Fragen der Ausstattung. Das für drei Millionen Mark errichtete Geißbockheim war damals furchterregend modern, und die blütenweißen Trikots des kommenden Meisters hatte die berühmte Modefabrik Dior in Paris gefertigt. Aus Seide waren die Shirts, „während die anderen noch in Kartoffelsäcken spielten“, wie der Kölner Spielmacher Wolfgang Overath sagt.
Sein Stern ging mit dem FC auf. Aber dem Titel von 1964 folgte erst 1978 der nächste und bislang letzte. Bis 1969 gaben oft die Außenseiter den Ton an: Der Meidericher Spielverein (heute MSV) mit seinem legendären Trainer „Riegel“-Rudi Gutendorf, der im ersten Bundesligajahr mit „lauter Jungs aus der Nachbarschaft“(Gutendorf) und dem WM-Helden Helmut Rahn Vizemeister wurde. Oder Werder Bremen und Eintracht Braunschweig, die mit schwer arbeitenden Defensivspezialisten Meisterschaften errangen (1965 und 1967).
Der Titel für 1860 München mit dem stürmenden und Schallplatten besingenden Torwart Petar „Radi“Radenkovic entsprach 1966 schon eher den Erwartungen. Aber den schleichenden Abstieg des Klubs verhinderte er nicht. Es ging nur nicht ganz so schnell wie beim 1. FC Nürnberg, der als Meister von 1968 ein Jahr später in die Regionalliga musste.
Die großen Spieler dieser ersten Jahre waren brave Jungs mit Kämpferherz – Uwe Seeler vom Hamburger SV oder Hans Schäfer vom 1. FC Köln, neben Rahn der zweite Held von Bern beim Bundesliga-Auftakt. Doch Mitte der 1960er meldeten sich die beiden Teams gemeinsam in der Liga an, die sich ab 1969 die Titel teilen sollten – Borussia Mönchengladbach und Bayern München. Es gab nun echte Stars, und auch auf den Tribünen wurde es nun deutlich bunter.