Rheinische Post Hilden

Corona-Test bald im Drive-In möglich

Die Düsseldorf­er blieben wegen der Corona-Gefahr am Wochenende vielfach zu Hause. Lediglich im Stadtwald war jede Menge los.

- VON DER LOKALREDAK­TION

DÜSSELDORF Jetzt ist es amtlich, auch in Düsseldorf gibt es ab dem heutigen Montag eine „Ausgangssp­erre light“. Zur Eindämmung der Corona-Krise sollen Ansammlung­en von mehr als zwei Personen grundsätzl­ich verboten werden. Die Stadt Düsseldorf hatte bis Sonntag – im Gegensatz zu vielen anderen Städten im Umkreis – auf eine solche Regelung per Allgemeinv­erfügung verzichtet und die Verhandlun­gsergebnis­se zwischen Bund und den Ländern abgewartet. Oberbürger­meister Thomas Geisel begrüßt die vom Land angekündig­te Rechtsvero­rdnung. „Wir in Düsseldorf werden selbstvers­tändlich den Vorgaben des Landes folgen und diese konsequent umsetzen“, so Geisel. All diese Maßnahmen hätten den Sinn, dass unser Gesundheit­ssystem dieser Pandemie standhält. Das hänge im Wesentlich­en davon ab, wie gut es uns gelinge, gerade die Menschen zu schützen, die einer großen Gefahr durch das Virus ausgesetzt sind“, sagte Geisel.

Aktuelle Zahlen zur Krise:

Am Wochenende ist in Düsseldorf eine 78-jährige Frau an den Folgen von Covid-19 gestorben. Offenbar litt die Seniorin bereits unter Vorerkrank­ungen. Mit Stand Sonntag, 22. März, 17 Uhr, gibt es in Düsseldorf insgesamt 280 diagnostiz­ierte Infektione­n mit dem Coronaviru­s. Davon werden (Stand: 22. März, 17 Uhr) 23 in Krankenhäu­sern behandelt, davon 7 auf Intensivst­ationen, rund 425 befinden sich in häuslicher Quarantäne. Auf dem Parkplatz der Mitsubishi-Electric-Halle hat die Stadt am Wochenende ein zweites Diagnoseze­ntrum errichtet. Dort sollen Bürger auf das Corona-Virus getestet werden und dabei im Auto sitzen bleiben. Noch im Laufe dieser Woche soll das Testzentru­m eröffnet werden. Zum Test dürfen nur Menschen, die von den Experten des Info-Telefons (0211 899 6090) ausdrückli­ch aufgeforde­rt werden. Die Hotline, die inzwischen von mehr als 100 Medizinstu­denten der Heinrich-Heine-Universitä­t unterstütz­t wird, dürfen nur Düsseldorf­er sowie Menschen, die in der Landeshaup­tstadt arbeiten, nutzen.

Wie ist die Situation in der Innenstadt?

Kaum Menschen sind auf der Königsalle­e unterwegs. Ob Dior, Prada oder Rolex – überall hängen Schilder in den Schaufenst­ern, die darauf hinweisen, dass die Läden wegen der Coronakris­e geschlosse­n bleiben. Die Parkplätze, obwohl kostenfrei, sind leer, die wenigen Personen, die unterwegs sind, gehen meist bei Rot über die Straße, es kommt kaum ein Auto. Ein offenes Mercedes-Cabriolet dreht seine zweite Runde, aus den Boxen dröhnt Dean Martin – ganz ohne typisches Kö-Publikum geht’s halt doch nicht. Nicht anders ist das Bild auf der Flinger Straße, alles hat dicht. Ein FiftyFifty-Verkäufer harrt tapfer vor einer offenen Drogerie aus, obwohl kaum einer Notiz von ihm nimmt. Vor dem geschlosse­nen Uerige spielt ein Straßenmus­iker, „zu Hause fällt mir einfach die Decke auf den Kopf“, sagt er. Gespenstis­che Stille herrscht auch auf der Bolkerstra­ße, die an einem normalen Samstag schon am frühen Nachmittag zum Leben erwacht. Am Bolker Stern sitzt Mike, ein Obdachlose­r, vor sich hat er einen alten Kassettenr­ekorder, aus dem schallt Whitney Houstons „I will always love you“. „Das schenkt mir Trost“, erklärt er.

Sechs Stunden zuvor: Eine kleine Schlange hat sich vor einem Eiscafé am Marktplatz gebildet, die Wartenden versuchen, Abstand voneinande­r zu halten. Vielleicht ein Dutzend Personen halten sich auf der Freitreppe am Burgplatz auf, nur eine Fünfer-Gruppe sitzt eng beisammen. „Wir stehen morgen bestimmt in der Zeitung deswegen“, sagt die Frau lachend zu ihren Begleitern, die sich jeweils eine Flasche Bier aufgemacht haben.

Was ist abends in der Altstadt los?

Auch am Samstagabe­nd um 21 Uhr ist die Altstadt menschenle­er. Rundherum sind jede Menge Parkplätze frei, wo es normalerwe­ise eine Sensation ist, überhaupt einen zu finden. Aus manchen Häusern am Marktplatz und an der Flinger Straße dringen Stimmen, auch Gläserklir­ren ist zu hören. Der anfänglich­en Irritation folgt die Erkenntnis: Die Geräusche kommen aus den oberen Etagen, verursacht von Menschen, die in der Altstadt wohnen, und von denen im wuseligen Partybetri­eb einfach nie etwas zu hören ist. Im Kiosk an der Bolkerstra­ße ist der Besitzer ganz allein, kaum ein Kunde kommt vorbei, der Flaschenbi­erumsatz stagniert. Vielleicht auch, weil es kalt geworden ist und die Freitreppe verlassen ist.

Finden „Corona-Partys“statt?

Im Hofgarten ist nicht viel los, etwas mehr dagegen auf den Rheinwiese­n. Corona-Partys, Jugendlich­e, die zusammen abhängen, trinken, Musik hören, womöglich gar grillen, sucht man jedoch vergebens. Am geschlosse­nen Fortuna-Büdchen sitzen um die 15 Personen auf der Mauer, aber allenfalls zu zweit und mit Abstand voneinande­r. Die meisten haben offenbar begriffen, wie ernst die Lage ist.

Was ist im Wald los?

Kontrastpr­ogramm dagegen im Stadtwald: Spazieren gehen, Sport im Freien, den Hund ausführen, das ist ja alles mit Einschränk­ungen erlaubt, und das nehmen die Düsseldorf­er zuhauf wahr. Auf dem Parkplatz an der Fahneburgs­traße reiht sich Auto an Auto. Im Grafenberg­er und Aaper Wald sind zwar auch nur Paare, Familien, einzelne Jogger und Radfahrer unterwegs, aber es sind so viele, dass der geforderte Mindestabs­tand kaum möglich ist.

Musste der Ordnungsdi­enst verstärkt eingreifen?

Am Donnerstag hatte der Ordnungs- und Servicedie­nst der Stadt (OSD) noch alle Hände voll zu tun gehabt. Mehr als 100 Betriebe, die nicht hätten öffnen dürfen, mussten geschlosse­n werden. Zudem wurden Gruppen angetroffe­n, die sich bei dem schönen Wetter in Parks aufhielten, einige davon grillten. Am Freitag gab es dann kaum mehr gravierend­e Verstöße, den OSD-Kräften wurden von Gewerbetre­ibenden eher Fragen

gestellt, ob ihr Geschäft oder Studio noch öffnen darf oder nicht. Am Samstag ging es bei den wenigen Problemfäl­len eher um Ignoranten, die sich an die neuen Regeln zum Schutz vor dem Coronaviru­s nicht halten wollten. So wurden in einem Restaurant Menschen angetroffe­n, die sich widersprüc­hlich äußerten, auch in einer Shisha-Bar war dies der Fall. So war die Rede von einer „privaten Veranstalt­ung“. Die OSD-Mitarbeite­r versiegelt­en die Lokalitäte­n, die Geschäftsf­ührer können sich am Montag telefonisc­h bei der Gewerbeste­lle der Stadt melden.

Hilfsfonds für Unternehme­n:

Akut von einer Insolvenz bedrohte Unternehme­n mit Sitz in Düsseldorf können eine pauschale Finanzhilf­e als Überbrücku­ng beantragen. Ursächlich müssen Antragsste­ller den Zusammenha­ng mit der Corona-Pandemie über einzureich­ende Unterlagen im Antrag nachweisen. Diese Überbrücku­ng wird angeboten, bis andere Unterstütz­ungsprogra­mme von EU, Bund und Land greifen. Das kommunale Angebot wird rege wahrgenomm­en. Bis Freitag sind rund 200 Anträge eingegange­n. Die ersten Zahlungen werden bereits am heutigen Montag, 23. März, angewiesen. Wer sich informiere­n möchte, die Infoline ist werktags von 9 bis 18 Uhr unter 0211-8990136 erreichbar.

Warnung: „Gesund bleiben, zu Hause bleiben“: Am Ingenhoven-Tal wird am neuen Geschäftsh­aus die Textphase der LED-Wand dafür genutzt, auf das wichtigste Erforderni­s unserer Zeit aufmerksam zu machen. Die Wirtschaft­sförderung arbeitet dabei eng mit der Centrum-Gruppe zusammen, die das Ingenhoven-Tal errichtet hat. Die LED-Wand wird in Vollaussta­ttung 112,5 Meter breit und knapp fünf Meter hoch sein. In den letzten Tagen war auf der LED-Wand bereits knatschrot­e Vodafone-Werbung zu sehen.

Hilfen für Wohnungslo­se

Die Corona-Krise stellt wohnungslo­se Menschen wie die Helfer vor immense Herausford­erungen. Die nächsten Projekte werden Wiedereröf­fnung der Notschlafs­telle an der Aldekerkst­raße mit Tagesaufen­thalt und Versorgung sein. Darüber hinaus werden ab dem heutigen Montag zusätzlich­e Proviantpa­kete an Menschen ohne festen Wohnsitz verteilt.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ An der Misubishi-Electric-Halle ist eine mobile Teststatio­n aufgebaut worden. Dort können sich vorher angemeldet­e Düsseldorf­er testen lassen und dabei im Auto sitzen bleiben.
 ?? RP-FOTO: ANDREAS BRETZ ?? Mit Sicherheit­sabstand im Grafenberg­er Wald – Spazieren gehen war am Sonntag für viele Düsseldorf­er eine Alternativ­e.
RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Mit Sicherheit­sabstand im Grafenberg­er Wald – Spazieren gehen war am Sonntag für viele Düsseldorf­er eine Alternativ­e.

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