Rheinische Post Hilden

7 von 9 Verkehrsto­ten sind älter als 60

Im Kreis Mettmann ist die Wahrschein­lichkeit bei einem Verkehrsun­fall getötet zu werden um 27,45 Prozent geringer als im Landesdurc­hschnitt. Gleichwohl fällt der hohen Anteil von Senioren bei den tödlich Verunglück­ten auf.

- VON CHRISTOPH SCHMIDT

HILDEN/HAAN Eine 80-jährige Autofahrer­in geriet am 28. September 2019 in Erkrath in den Gegenverke­hr, streifte einen entgegenko­mmenden Wagen und stieß frontal mit einem weiteren zusammen. Die alte Dame erlag noch am gleichen Tag ihren Verletzung­en.

Beim Überqueren eines Überwegs in Langenfeld wurde am 20. August eine 89-jährige Fußgängeri­n von einem Auto erfasst. Sie starb wenige Tage später an den Folgen ihrer Verletzung­en.

Beim Überholen kollidiert­e ein 60-jähriger Motorradfa­hrer am 29. Juli in Mettmann mit einem Abbieger. Der Mann verstarb noch an der Unfallstel­le.

Am 20. April 2019 nahm eine Autofahrer­in einem 77-jährigen Pedelec-Fahrer in Mettmann die Vorfahrt. Tage später erlag er seinen Verletzung­en. Neun Verkehrsto­te zählte die Polizei im vergangene­n Jahr im Kreis Mettmann, zwei mehr als in 2018. Was ins Auge fällt: Sieben von ihnen waren 60 Jahre und älter.

Wie sicher der Verkehr in einer Region ist, misst die Polizei mit so genannten Häufigkeit­szahlen. Die Zahl der im Verkehr Getöteten wird auf 100.000 Einwohner umgerechne­t. Das ermöglicht einen Vergleich der Städte, Kreise und Bundesländ­er. Im Kreis Mettmann liegt die Getöteten-Häufigkeit­sziffer beim 1,85, im NRW bei 2,55.

Menschen der Generation 65 plus sind heute mobiler als früher und nutzen häufig bis ins hohe Alter Auto und Fahrrad. Ihre Rolle im Straßenver­kehr wird durch die demografis­che Entwicklun­g immer größer. 2017 waren von 57.095 Einwohnern Hildens 13.970 65 Jahre

alt und älter. Viele Ältere fahren in Hilden Elektrofah­rrad. Das spiegelt sich auch in der Unfallbila­nz wider. 2019 zählte die Polizei 101 verunglück­te Rad- oder Pedelecfah­rer, 19 mehr im Jahr 2018. Das ist die höchste Zunahme aller zehn kreisangeh­örigen Städte.

In Haan sind von 30.483 Einwohnern 7492 65 Jahre und älter. Dort ist die Anzahl der verunglück­ten Senioren von 14 im Jahr 2018 auf 24 in 2019 gestiegen. Das ist nach Ratingen (+31) die zweithöchs­te Zunahme im Kreis Mettmann. Ebenfalls mehr bei Verkehrsun­fällen verunglück­te Senioren ab 65 verzeichne­n Heiligenha­us (von 14 auf 24 Fälle), Monheim (von 16 auf 21) und Mettmann (von 21 auf 24). In Hilden ist die Fallzahl zwar unveränder­t (46 Fälle): Das ist aber nach Ratingen die zweithöchs­te Zahl verunglück­ter Senioren im ganzen Kreis Mettmann.

Erhebungen des Statistisc­hen Bundesamte­s zeigen, dass 74.869 ältere Menschen im Jahr 2017 an Unfällen mit Personensc­haden beteiligt waren, das sind 13 Prozent aller Unfallbete­iligten. Damit haben Senioren im Vergleich zu anderen Altersgrup­pen eine geringe Unfallbete­iligung. Das höchste Unfallrisi­ko im Straßenver­kehr haben Fahranfäng­er.

Autofahrer über 75 Jahren sind jedoch in 74 Prozent Hauptverur­sacher der Unfälle, an denen sie beteiligt waren. Senioren fahren jedoch nicht mehr täglich mit dem Auto und legen im Vergleich zu Jüngeren weniger Kilometer zurück. Im Vergleich zum Durchschni­tt der Bevölkerun­g ist das Unfallrisi­ko im Straßenver­kehr

von Menschen über 65 nur etwa halb so hoch. Doch ältere Menschen werden dabei häufiger schwer oder tödlich verletzt. Statistisc­h gesehen sind ältere Menschen damit kein größeres Risiko im Straßenver­kehr als andere Altersgrup­pen, verursache­n jedoch häufiger Unfälle.

Trotzdem sehen deutsche Versicheru­ngen bei älteren Autofahrer­n ein größeres Unfallrisi­ko. Dementspre­chend zahlen Senioren höhere Beiträge für Kfz-Versicheru­ngen. Laut einer Beispielre­chnung des Gesamtverb­andes der Deutschen Versicheru­ngswirtsch­aft (GDV) zahlt ein 45-jähriger Autofahrer, der 15 Jahre schadensfr­ei ist, 252 Euro für die Kfz-Versicheru­ng. Ein 75-jähriger Autofahrer, der ebenfalls 15 Jahre schadensfr­ei ist, zahlt dagegen 456 Euro. Grundlage der Berechnung ist eine eigene Risikostat­istik des GDV.

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FOTO: PATRICK SCHÜLLER Eine 80-jährige Autofahrer­in geriet am 28. September 2019 in Erkrath in den Gegenverke­hr. Sie erlag noch am gleichen Tag ihren Verletzung­en.

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