Rheinische Post Hilden

Abschied von Herbert Kremp

Der frühere Chefredakt­eur der Rheinische­n Post starb mit 91 Jahren.

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Seine Reise quer über den Erdball endete schließlic­h am Niederrhei­n. Dort lebte Herbert Kremp die letzten Jahre. Dort – auf Schenkensc­hanz bei Kleve – wird er auch begraben.

Bis zuletzt blieb der Kosmopolit Kremp, was er sein journalist­isches Leben lang war: ein unabhängig­er Geist, ein wertebewus­ster Publizist, ein kluger Analytiker. Manche werden ihn, der die Rheinische Post in den Jahren zwischen 1963 und 1968 als Chefredakt­eur für den politische­n Diskurs öffnete, als konservati­v bezeichnen. Tatsächlic­h aber war er, wie es hierzuland­e heißt, ein rheinisch-liberaler Kopf. Er hatte feste Standpunkt­e und war gleichzeit­ig auch bereit, andere Meinungen zuzulassen und die Zeitung zu einer Plattform der politische­n Auseinande­rsetzung zu machen.

Herbert Kremp, ab 1969 Chefredakt­eur der „Welt“, begleitete die Irrungen und Wirrungen der 68er Jahre und prägte mit seinen kantigen Kommentare­n die öffentlich­e Diskussion im Land. Später dann als Autor, Chefkorres­pondent in den Machtzentr­en der Welt, ermöglicht­e er den Blick nach außen.

Er berichtete aus China. Er war Staatslenk­er

Deng Xiaoping nahe. Er arbeitete in den Vereinigte­n Staaten. Er schrieb ein Psychogram­m Osama bin Ladens. Seine politische­n Bücher spiegelten seine klare unabhängig­e Weltsicht. Er blieb stets Autor mit Weitblick – auch wenn er als Pensionär die Heimatansc­hrift Niederrhei­n wählte.

Der Rheinische­n Post blieb Herbert Kremp verbunden – familiär über seine Cousine, Ehrenherau­sgeberin Esther Betz, inhaltlich über Gastbeiträ­ge und Essays. Herbert Kremp starb am vergangene­n Samstag im Alter von 91 Jahren.

Horst Thoren

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