Rheinische Post Hilden

„Jeden antisemiti­schen Vorfall melden“

Eine Handreichu­ng zum Umgang mit Antisemiti­smus soll Schulen dabei helfen, offen mit dem Problem umzugehen.

- VON JÖRG JANSSEN

DÜSSELDORF Die Schulen sollen ihren Umgang mit antisemiti­schen Tendenzen und Vorfällen weiterentw­ickeln. „Wichtig ist, dass jeder einzelne Vorgang auch gemeldet wird“, sagte Schuldezer­nent Burkhard Hintzsche in der letzten Schulaussc­huss-Sitzung vor der Corona-Krise. „Es wäre falsch, mit Blick auf die Außenwirku­ng einer Schule darüber hinwegzuse­hen“, ergänzte er.

Die Grünen hatten genauer wissen wollen, wie die eigens für Lehrer und Schüler entwickelt­e Handreichu­ng „Was tun bei Antisemiti­smus?“angenommen und ob ihre

Wirkung von der Stadt überprüft wird. Außerdem wollten die kommunalen Bildungspo­litiker in Erfahrung bringen, ob – wie in der Handreichu­ng ausdrückli­ch empfohlen – dem Büro des Oberbürger­meisters bereits Vorfälle aus den rund 180 Düsseldorf­er Schulen gemeldet wurden.

Im Rathaus gibt es mit Jörg Rütten seit einigen Monaten einen zentralen Ansprechpa­rtner. „Bislang gab es solche Meldungen an ihn noch nicht“, stellt Hintzsche fest, warnt aber zugleich vor voreiligen Schlussfol­gerungen. Denn klar sei, dass längst nicht jeder Vorfall gemeldet werde. Ratsherr Georg Blanchard (Linke) schätzt das ähnlich ein: „Wenn es 40 Vorfälle gibt, werden vielleicht drei davon öffentlich.“

Dass es heute auch in Düsseldorf mehr Antisemiti­smus gibt, steht für die Jüdische Gemeinde außer Frage. „Unsere Kinder werden immer wieder in Kitas und Schulen angegriffe­n und angepöbelt. Das war früher nicht so, und einige von ihnen überlegen, ob sie tatsächlic­h in diesem Land bleiben wollen“, hatte der Vorsitzend­e der Gemeinde, Oded Horowitz, bereits bei der Eröffnung der neuen „Serviceste­lle für Antidiskri­minierungs­arbeit – Beratung bei Rassismus und Antisemiti­smus“(Sabra) festgestel­lt. Und Bert Römgens,

Leiter des Nelly-Sachs-Hauses, dem Altenheim der Jüdischen Gemeinde, hatte im Interview mit unserer Redaktion gesagt, er würde Juden auch in Düsseldorf inzwischen raten, im Zweifel doch lieber die Basecap über die Kippa zu ziehen.

Bei dem Projekt zu einer eigenen Handreichu­ng für die Schulen arbeiten unter anderem Stadt, Mahn- und Gedenkstät­te, Jüdische Gemeinde sowie das Netzwerk „Respekt und Mut“eng zusammen. „Diese Kooperatio­n ist auch im bundesweit­en Maßstab vorbildlic­h“, betont Schuldezer­nent Hintzsche. Die Broschüre wurde nach Angaben der Stadt mittlerwei­le an allen Schulen verteilt, eigentlich hätte es dazu im April, kurz vor den Osterferie­n, eine Fortbildun­g für Lehrer und pädagogisc­he Fachkräfte geben sollen. Dieser ursprüngli­ch geplante Termin war so rasch ausgebucht, dass bereits weitere Folgetermi­ne vorgesehen waren. Wichtig für alle Nutzer: Das Heft ist kein Unterricht­smaterial, sondern soll vor allem Lehrer und Sozialarbe­iter „zu Haltung und Handlung gegen Antisemiti­smus sensibilis­ieren“.

Die Broschüre kann jeder herunterla­den unter: http://www.gedenk-dus.de/fileadmin/images/aktuell/41_Br_Antisemiti­smus_web_bf.pdf

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