Senioren-Pferde in großer Not
Die Corona-Pandemie hat die Situation auf Gut Rodeberg weiter verschärft: Um die ehemaligen Reitschulpferde weiter versorgen zu können, ist der Verein „Seniorenpferde aktiv mit Kindern“dringend auf Hilfen angewiesen.
UNTERBACH Als Tierfreundin Lydia Pache Ende letzten Jahres mit sechs Mitstreitern einen Verein zur Versorgung ehemaliger Reitschulpferde gründete, war das Coronavirus noch kein Thema. Die Situation auf dem Unterbacher Ponyhof Gut Rodeberg war aber dennoch brenzlig: Ausreichend Geld für Futter, Pacht und Tierarztkosten zu erwirtschaften, ist auf dem Hof wegen der Altersstruktur der dort lebenden Pferde und Ponys kaum mehr möglich. Sieben der 15 Tiere sind bereits so alt, dass sie im Reitbetrieb und bei Reittherapien nicht mehr eingesetzt werden können. Und auch die anderen sind nur noch wenige Stunden „arbeitsfähig“.
Die Gründungsmitglieder des Vereins „Seniorpferde aktiv mit Kindern“hatten daher nach einer nachhaltigen Lösung für die Versorgung der ehemaligen und zum Teil aus schlechter Haltung stammenden Reitschulpferde gesucht. „Viele Tiere werden als nutz- und wertlos abgestempelt und abgeschoben, wenn sie dem Menschen keinen ‚Ertrag‘ mehr bringen. Auch alte Pferden und Ponys, die nur noch wenige Stunden im Reitunterricht eingesetzt werden können, ‚verschwinden‘ in den meisten Reitschulen irgendwann“, sagt Pache, die den Vorsitz des inzwischen im Vereinsregister eingetragenen und als gemeinnützig anerkannten Vereins übernommen hat: „Wir haben nach einer Lösung gesucht, um den Pferden
einen gesicherten Ruhestand in ihrer gewohnten Herde zu ermöglichen, die wegen ihres Alters oder körperlicher Beschwerden ihren Lebensunterhalt nicht mehr selber verdienen können.“Das hätten die Tiere doch auch verdient. „Schließlich waren sie einst nicht nur die wichtigsten Mitarbeiter des Hofes, sondern haben als treue Partner und Freunde jahrelang viele Kinder glücklich gemacht. Und das können und sollen sie auch im Alter tun, ohne Reitunterricht.“Ziel sei es, zu zeigen, dass Alter Respekt verdiene – bei Menschen wie Tieren.
Für das letzte März-Wochenende war geplant, die Vereinsgründung mit einem Frühlingsfest auf Gut Rodeberg zu feiern. Dass es nun ausfallen muss, ist noch das kleinere Übel, mit dem Verein und Ponyhof sich seit Ausbruch der Corona-Krise konfrontiert sehen: Wie alle Sportstätten ist auch der Hof aktuell stillgelegt. Die ohnehin mageren Einnahmen sind damit auf Null gesunken, der Futternotstand so drastisch wie nie zuvor. „Wir haben schon die ersten Kündigungen von den Eltern unserer Reitkinder erhalten, da die Leute jetzt selbst in einer Notsituation sind“, sagt Christina Helm, Inhaberin von Gut Rodeberg. Auch die tägliche Versorgung der Pferde ist durch das Coronavirus erschwert. „Wir können nun nur eine Notversorgung nach Vorschrift machen“, sagt Chritina Helm.
Drei betagte Pferdesenioren hat der Verein schon von Gut Rodeberg übernommen: den blinden Lou, seinen 31-jährigen „Blindenführpferd“Max und Monty (25), ein ehemaliges Arbeitspferd aus Portugal. Ziel des Vereins ist es, alle 15 Tiere zu übernehmen. Damit die Pferde nicht nur übernommen, sondern auch dauerhaft versorgt werden können, ist der Verein auf Spenden und Patenschaften angewiesen. Denn allein für die Grundversorgung eines Pferdes – ohne Tierarzt- und Hufschmiedkosten – fallen monatlich rund 350 Euro an. „In mehr als 17 Jahren hat Frau Helm durch ihre therapeutische Arbeit mit ihren Pferden weit über 1000 Kindern zurück ins Leben geholfen. Nun brauchen genau diese Pferde und der Hof unsere Hilfe“, sagt Pache.
Helfen Wer den Verein unterstützen will, kann dies mit Spenden tun, als Mitglied, Pferdepate oder auch durch aktive Unterstützung auf dem Hof in Unterbach. Kontakt: www.seniorpferde-kinder.de