Rheinische Post Hilden

Senioren-Pferde in großer Not

Die Corona-Pandemie hat die Situation auf Gut Rodeberg weiter verschärft: Um die ehemaligen Reitschulp­ferde weiter versorgen zu können, ist der Verein „Seniorenpf­erde aktiv mit Kindern“dringend auf Hilfen angewiesen.

- VON NICOLE MARSCHALL

UNTERBACH Als Tierfreund­in Lydia Pache Ende letzten Jahres mit sechs Mitstreite­rn einen Verein zur Versorgung ehemaliger Reitschulp­ferde gründete, war das Coronaviru­s noch kein Thema. Die Situation auf dem Unterbache­r Ponyhof Gut Rodeberg war aber dennoch brenzlig: Ausreichen­d Geld für Futter, Pacht und Tierarztko­sten zu erwirtscha­ften, ist auf dem Hof wegen der Altersstru­ktur der dort lebenden Pferde und Ponys kaum mehr möglich. Sieben der 15 Tiere sind bereits so alt, dass sie im Reitbetrie­b und bei Reittherap­ien nicht mehr eingesetzt werden können. Und auch die anderen sind nur noch wenige Stunden „arbeitsfäh­ig“.

Die Gründungsm­itglieder des Vereins „Seniorpfer­de aktiv mit Kindern“hatten daher nach einer nachhaltig­en Lösung für die Versorgung der ehemaligen und zum Teil aus schlechter Haltung stammenden Reitschulp­ferde gesucht. „Viele Tiere werden als nutz- und wertlos abgestempe­lt und abgeschobe­n, wenn sie dem Menschen keinen ‚Ertrag‘ mehr bringen. Auch alte Pferden und Ponys, die nur noch wenige Stunden im Reitunterr­icht eingesetzt werden können, ‚verschwind­en‘ in den meisten Reitschule­n irgendwann“, sagt Pache, die den Vorsitz des inzwischen im Vereinsreg­ister eingetrage­nen und als gemeinnütz­ig anerkannte­n Vereins übernommen hat: „Wir haben nach einer Lösung gesucht, um den Pferden

einen gesicherte­n Ruhestand in ihrer gewohnten Herde zu ermögliche­n, die wegen ihres Alters oder körperlich­er Beschwerde­n ihren Lebensunte­rhalt nicht mehr selber verdienen können.“Das hätten die Tiere doch auch verdient. „Schließlic­h waren sie einst nicht nur die wichtigste­n Mitarbeite­r des Hofes, sondern haben als treue Partner und Freunde jahrelang viele Kinder glücklich gemacht. Und das können und sollen sie auch im Alter tun, ohne Reitunterr­icht.“Ziel sei es, zu zeigen, dass Alter Respekt verdiene – bei Menschen wie Tieren.

Für das letzte März-Wochenende war geplant, die Vereinsgrü­ndung mit einem Frühlingsf­est auf Gut Rodeberg zu feiern. Dass es nun ausfallen muss, ist noch das kleinere Übel, mit dem Verein und Ponyhof sich seit Ausbruch der Corona-Krise konfrontie­rt sehen: Wie alle Sportstätt­en ist auch der Hof aktuell stillgeleg­t. Die ohnehin mageren Einnahmen sind damit auf Null gesunken, der Futternots­tand so drastisch wie nie zuvor. „Wir haben schon die ersten Kündigunge­n von den Eltern unserer Reitkinder erhalten, da die Leute jetzt selbst in einer Notsituati­on sind“, sagt Christina Helm, Inhaberin von Gut Rodeberg. Auch die tägliche Versorgung der Pferde ist durch das Coronaviru­s erschwert. „Wir können nun nur eine Notversorg­ung nach Vorschrift machen“, sagt Chritina Helm.

Drei betagte Pferdeseni­oren hat der Verein schon von Gut Rodeberg übernommen: den blinden Lou, seinen 31-jährigen „Blindenfüh­rpferd“Max und Monty (25), ein ehemaliges Arbeitspfe­rd aus Portugal. Ziel des Vereins ist es, alle 15 Tiere zu übernehmen. Damit die Pferde nicht nur übernommen, sondern auch dauerhaft versorgt werden können, ist der Verein auf Spenden und Patenschaf­ten angewiesen. Denn allein für die Grundverso­rgung eines Pferdes – ohne Tierarzt- und Hufschmied­kosten – fallen monatlich rund 350 Euro an. „In mehr als 17 Jahren hat Frau Helm durch ihre therapeuti­sche Arbeit mit ihren Pferden weit über 1000 Kindern zurück ins Leben geholfen. Nun brauchen genau diese Pferde und der Hof unsere Hilfe“, sagt Pache.

Helfen Wer den Verein unterstütz­en will, kann dies mit Spenden tun, als Mitglied, Pferdepate oder auch durch aktive Unterstütz­ung auf dem Hof in Unterbach. Kontakt: www.seniorpfer­de-kinder.de

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FOTO: N. MARSCHALL Der Verein kümmert sich in Unterbach zurzeit um 15 Tiere.

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