Streit um Neubau der Haaner Polizeiwache
Der Stadtrat soll den Planungsauftrag für ein neues Gebäude an der Kaiserstraße 21 geben. Doch ein Mieter fühlt sich ausgebootet.
HAAN Seit 1960 ist die Familie Pauli als Steuerberater in Haan ein Begriff. Was der Vater damals begann, führt Sohn Wolfgang erfolgreich weiter – seit 2003 von seinem Büro an der Kaiserstraße 21 aus. Doch im vergangenen Jahr wurde der Steuerfachmann plötzlich von immer mehr Klienten gefragt, ob er denn in den Ruhestand gehen wolle oder sich mit seiner Beraterpraxis verändern. „Ich habe mir das anfangs kaum erklären können“, sagt Pauli. Bis ihm klar wurde: „Die Leute haben auf eine Informationsveranstaltung in den Räumen der Stadt-Sparkasse Haan reagiert, bei der die Stadtverwaltung einen Zwischenstand über das neue Innenstadtkonzept gegeben hat.“Und da sei offen verkündet worden, dass das Haus Kaiserstraße 21, in dessen erstem Stock sich die Steuerberaterpraxis befindet, vermutlich abgerissen und durch eine neue Polizeiwache ersetzt werden soll. „Alle wussten davon“, sagt der 67-Jährige: „Nur ich nicht.“
Das Gebäude an der Kaiserstraße, das im Erdgeschoss eine Pizzeria enthält, gehört der Stadt. Zwei Mietwohnungen, die sich über ihm befänden, habe die Verwaltung in der letzten Zeit auch schon „leer gezogen“, wie Wolfgang Pauli das nennt. Er selber habe zwar einen gültigen Mietvertrag, aber angesichts der zu erwartenden Veränderungen schon vor längerer Zeit Kontakt zum städtischen Liegenschaftsbereich aufgenommen. Der Steuerberater wollte wissen, was auf ihn zukommt und ob er eventuell auch in einem neuen Gebäude Räume anmieten könne.
„Bis heute habe ich keine Antwort bekommen“, beklagt der Haaner. „Von den Leuten, an die ich mich damals gewandt habe, ist mittlerweile kein einziger mehr da.“
In der Sitzung des Haaner Stadtrats kommenden Dienstag im Schulzentrum Walder Straße soll es unter anderem auch um die Zukunft des Hauses Kaiserstraße 21 gehen. In der städtischen Beschlussvorlage für die Ratsmitglieder heißt es dazu unter anderem, die Stadt habe „ein elementares Interesse an einer funktionierenden Polizeiwache in der Innenstadt“und daher angeboten, „eine solche Polizeiwache im Zuge des Rathausneubaus auf dem Grundstück Kaiserstraße 21 zu errichten und an die Kreispolizei zu vermieten.”
Eine von der Stadt in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie kommt zu dem Ergebnis, dass die Polizeiwache an dem Standort auf zwei Etagen realisiert und im zweiten Obergeschoss und Dachgeschoss noch zusätzlich Wohnraum entwickelt werden kann.
Auch die Polizei sei nach Prüfung der Studie zu dem Schluss gekommen, dass sich die räumlichen und funktionalen Anforderungen für sie realisieren lassen und der von der Stadt vorgeschlagene Mietzins für sie akzeptabel sei, heißt es. Die Stadt sei zur Abgabe eines verbindlichen Angebotes am Standort Kaiserstraße 21 aufgefordert worden. Dieses Angebot liege nun den Entscheidungsgremien der Polizei und der Stadt zur abschließenden Prüfung und Zustimmung vor.
Pauli hat im Vorfeld der Sitzung die Stadt noch einmal angeschrieben. „Und er wird so schnell wie möglich eine Antwort von unserem Technischen Beigeordneten erhalten“, kündigt Bürgermeisterin Bettina Warnecke an. Sie betont, Pauli sei als Mieter in einem städtischen Gebäude auch generell informiert worden, „aber natürlich nicht über jedes Detail. Dafür befinden wir uns einfach noch in einem zu frühen Stadium“.
Für Wolfgang Pauli selbst ist erst mal vor allem eines wichtig: „Die Haaner sollen wissen, dass ich weder beabsichtige, wegzuziehen, noch aufzuhören.“