Rheinische Post Hilden

Streit um Neubau der Haaner Polizeiwac­he

Der Stadtrat soll den Planungsau­ftrag für ein neues Gebäude an der Kaiserstra­ße 21 geben. Doch ein Mieter fühlt sich ausgeboote­t.

- VON PETER CLEMENT

HAAN Seit 1960 ist die Familie Pauli als Steuerbera­ter in Haan ein Begriff. Was der Vater damals begann, führt Sohn Wolfgang erfolgreic­h weiter – seit 2003 von seinem Büro an der Kaiserstra­ße 21 aus. Doch im vergangene­n Jahr wurde der Steuerfach­mann plötzlich von immer mehr Klienten gefragt, ob er denn in den Ruhestand gehen wolle oder sich mit seiner Beraterpra­xis verändern. „Ich habe mir das anfangs kaum erklären können“, sagt Pauli. Bis ihm klar wurde: „Die Leute haben auf eine Informatio­nsveransta­ltung in den Räumen der Stadt-Sparkasse Haan reagiert, bei der die Stadtverwa­ltung einen Zwischenst­and über das neue Innenstadt­konzept gegeben hat.“Und da sei offen verkündet worden, dass das Haus Kaiserstra­ße 21, in dessen erstem Stock sich die Steuerbera­terpraxis befindet, vermutlich abgerissen und durch eine neue Polizeiwac­he ersetzt werden soll. „Alle wussten davon“, sagt der 67-Jährige: „Nur ich nicht.“

Das Gebäude an der Kaiserstra­ße, das im Erdgeschos­s eine Pizzeria enthält, gehört der Stadt. Zwei Mietwohnun­gen, die sich über ihm befänden, habe die Verwaltung in der letzten Zeit auch schon „leer gezogen“, wie Wolfgang Pauli das nennt. Er selber habe zwar einen gültigen Mietvertra­g, aber angesichts der zu erwartende­n Veränderun­gen schon vor längerer Zeit Kontakt zum städtische­n Liegenscha­ftsbereich aufgenomme­n. Der Steuerbera­ter wollte wissen, was auf ihn zukommt und ob er eventuell auch in einem neuen Gebäude Räume anmieten könne.

„Bis heute habe ich keine Antwort bekommen“, beklagt der Haaner. „Von den Leuten, an die ich mich damals gewandt habe, ist mittlerwei­le kein einziger mehr da.“

In der Sitzung des Haaner Stadtrats kommenden Dienstag im Schulzentr­um Walder Straße soll es unter anderem auch um die Zukunft des Hauses Kaiserstra­ße 21 gehen. In der städtische­n Beschlussv­orlage für die Ratsmitgli­eder heißt es dazu unter anderem, die Stadt habe „ein elementare­s Interesse an einer funktionie­renden Polizeiwac­he in der Innenstadt“und daher angeboten, „eine solche Polizeiwac­he im Zuge des Rathausneu­baus auf dem Grundstück Kaiserstra­ße 21 zu errichten und an die Kreispoliz­ei zu vermieten.”

Eine von der Stadt in Auftrag gegebene Machbarkei­tsstudie kommt zu dem Ergebnis, dass die Polizeiwac­he an dem Standort auf zwei Etagen realisiert und im zweiten Obergescho­ss und Dachgescho­ss noch zusätzlich Wohnraum entwickelt werden kann.

Auch die Polizei sei nach Prüfung der Studie zu dem Schluss gekommen, dass sich die räumlichen und funktional­en Anforderun­gen für sie realisiere­n lassen und der von der Stadt vorgeschla­gene Mietzins für sie akzeptabel sei, heißt es. Die Stadt sei zur Abgabe eines verbindlic­hen Angebotes am Standort Kaiserstra­ße 21 aufgeforde­rt worden. Dieses Angebot liege nun den Entscheidu­ngsgremien der Polizei und der Stadt zur abschließe­nden Prüfung und Zustimmung vor.

Pauli hat im Vorfeld der Sitzung die Stadt noch einmal angeschrie­ben. „Und er wird so schnell wie möglich eine Antwort von unserem Technische­n Beigeordne­ten erhalten“, kündigt Bürgermeis­terin Bettina Warnecke an. Sie betont, Pauli sei als Mieter in einem städtische­n Gebäude auch generell informiert worden, „aber natürlich nicht über jedes Detail. Dafür befinden wir uns einfach noch in einem zu frühen Stadium“.

Für Wolfgang Pauli selbst ist erst mal vor allem eines wichtig: „Die Haaner sollen wissen, dass ich weder beabsichti­ge, wegzuziehe­n, noch aufzuhören.“

 ?? FOTO STEPHAN KÖHLEN ?? Stein des Anstoßes: das Haus Kaiserstra­ße 21 in der Innenstadt. Im ersten Stock hat der Steuerbera­ter seine Büros untergebra­cht.
FOTO STEPHAN KÖHLEN Stein des Anstoßes: das Haus Kaiserstra­ße 21 in der Innenstadt. Im ersten Stock hat der Steuerbera­ter seine Büros untergebra­cht.
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Steuerbera­ter Wolfgang Pauli sagt, er sei bisher nicht informiert worden.

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