Rheinische Post Hilden

Der Stadtrat tagt am Dienstag – im Schulzentr­um

In Haan soll es eine öffentlich­e Sitzung unter Einhaltung der vorgeschri­ebenen Abstandsre­geln geben. Doch diverse Ratsmitgli­eder bleiben zu Hause.

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HAAN (pec) Wer am Dienstag, 31. März, verfolgen möchte, wie es etwa in Sachen Neubau der Polizeiwac­he weitergeht, muss sich darauf einstellen, am Eingang des Schulzentr­ums Walder Straße seine Personalie­n anzugeben und die Hände zu desinfizie­ren. Beides ist Voraussetz­ung für den Einlass zur Sitzung des Haaner Stadtrats, die dort stattfinde­n wird und um die es bis zuletzt politische­n Streit gibt.

Als völlig gerechtfer­tigt sehen die

Mehrheit der Fraktionen und die Stadtverwa­ltung die Durchführu­ng trotz Coronakris­e an. „Komplett überflüssi­g“findet dagegen die WLH die Ansetzung. Der Haushalt sei im Gegensatz zu Hilden, wo der Stadtrat vergangene Woche tagte, in Haan längst beschlosse­n. Dringlichk­eitsverfah­ren benötigten lediglich Unterschri­ften, keine Sitzung. Die solle stattdesse­n auf Ende April verlegt werden, dann gebe es vermutlich auch Erlasse des Landes zu Sitzungen

im Pandemiefa­ll.

Die Stadt beruft sich auf eine Handlungse­mpfehlung des NRW-Kommunalmi­nisteriums. Die sieht zwar vor, „Rats- und Ausschusss­itzungen auf das absolut notwendige Mindestmaß” zu begrenzen, betont aber auch, diese Gremien dienten dem Erhalt der kommunalen Selbstverw­altung und fielen daher nicht unter das aktuelle Versammlun­gsverbot. Allerdings stellt die Behörde klar, dass Tagesordnu­ngspunkte, die nicht besonders eilig oder an Fristen gebunden sind, weil beispielsw­eise sonst Fördergeld­er verloren gehen, „möglichst zu vertagen” sind.

Bürgermeis­terin Bettina Warnecke betont, die Sitzung sei notwendig. Den Planungsau­ftrag für die Polizeiwac­he etwa könne man nicht einfach aufschiebe­n. Sie habe das Risiko durch ein anderes Abstimmung­sverfahren minimieren wollen: Demnach hätte nur ein Ratsmitgli­ed pro Fraktion anwesend sein müssen, die Abstimmung­en

wären nach dem Prinzip der ,Soll-Stärken’ gelaufen. Der einzelne Ratsvertre­ter verfügt dabei über alle Stimmen seiner Fraktion.

Doch das System fiel durch, weil die WLH sich nur beteiligen wollte, wenn die Tagesordnu­ng „auf das absolut notwendige Maß“beschränkt würde. Das war der Bürgermeis­terin zu risikoreic­h: „Das ganze funktionie­rt nur, wenn niemand in der Sitzung die Beschlussf­ähigkeit anzweifelt”, sagt Warnecke. Schere nur einer aus, sei alles dahin.

„Es ist sehr bedauerlic­h, dass eine Minifrakti­on den Rat zu majorisier­en versucht und wenig verantwort­ungsvoll mit der Gesundheit der Ratsmitgli­eder umgeht”, kritisiert SPD-Fraktionsc­hef Bernd Stracke mit Blick auf die WLH. Von der SPD etwa müssten mindestens vier Mitglieder zu Hause bleiben, weil sie der Risikogrup­pe angehören. „Damit“, sagt Stracke, „ ist dem Zufall bei den Abstimmung­en Tür und Tor geöffnet.“

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