Wer soll das bezahlen?
Wenn die Corona-Krise die größte Herausforderung seit dem Zweiten Weltkrieg ist, wird es dann wieder einen Lastenausgleich geben? Oder einen Corona-Soli? Die Koalition hält sich bedeckt. Ausgeschlossen ist es nicht.
Als die Fließbänder zum Stillstand kamen und die Geschäfte schlossen, wurde die Sorge unter Wirtschaftspolitikern der großen Koalition für einen Moment übermächtig. Wenn die Corona-Krise einige Monate andauere, könne Deutschland ins Jahr 1945 zurückfallen – nur dass die Häuser noch stünden. Finanziell ruiniert, aber mit einem Dach über dem Kopf. Ein Szenario, über das Abgeordnete intern, aber nicht öffentlich sprachen, um die Bürger nicht noch mehr zu ängstigen. Da warnten Banken gerade vor massenhaftem Bargeldabheben, Nudeln und Toilettenpapier waren vergriffen und noch keine historisch großen Milliarden-Hilfspakete geschnürt. Kanzlerin
Angela Merkel hielt erstmals eine Fernseh-Rede an die Nation und mahnte die Bürger, die Krise ernst zu nehmen, denn es handele sich um die größte Herausforderung seit dem Zweiten Weltkrieg.
Das ist nun zwei Wochen her. Inzwischen ist die Schuldenbremse gelockert, der Staat verschuldet sich dramatisch und ermöglicht zusätzlich gigantische Kredite. Die ersten Soforthilfen für Solo-Selbstständige und Kleinstunternehmen werden bereits ausgezahlt und Arbeitsplätze über Kurzarbeit gesichert. Die einschneidenden Freiheitsbeschränkungen zur Kontaktvermeidung lassen hoffen, dass sich die Zahl der Neuinfektionen langsamer verdoppelt. Dann könnten die Intensivbetten und Beatmungsgeräte ausreichen. So weit das Krisenmanagement.
Aber die Frage nach dem Danach stellt sich schon jetzt. Und zwar nicht nur, wann und wie das Land vom Stillstand wieder auf Touren kommt. Sondern auch, wie der Kraftakt genau bezahlt werden soll. Die Unionsfraktion im Bundestag hat bei der Entscheidung über den ausschließlich durch neue Schulden finanzierten Nachtragshaushalt von 156 Milliarden Euro der jungen Generation versprochen, das Geld zurückzuzahlen. Wer genau und in welchem Zeitrahmen, ist nicht klar.
Wie schlimm die Einbußen für die Wirtschaft sein werden, hängt maßgeblich davon ab, wie lange der Ausnahmezustand währt, in dem sich das Land befindet. Niemand könne das guten Gewissens sagen, betont Merkel und bittet die Bürger um Geduld. Vor dem 20. April sollen die Maßnahmen zur Einhaltung sozialer Distanz nicht gelockert werden. Dann ist ein Monat seit der Anordnung um, und die Zahlen der Infizierten werden darüber entscheiden, ob es eine Rückkehr zur Normalität geben kann. Nur: Wenn die deutsche Regierungschefin sagt, dass es sich um die größte Herausforderung seit dem Zweiten Weltkrieg handelt, dann liegt es nahe, auch andere Vergleiche zu ziehen. Nach dem Krieg gab es einen Lastenausgleich, der zu einem großen Teil über 30 Jahre von denjenigen bestritten wurde, denen erhebliches Vermögen nach dem Krieg verblieben war. Und nach der Wiedervereinigung wurde der Solidaritätszuschlag eingeführt. Auch er ist 30 Jahre nach dem Mauerfall noch nicht vollständig abgebaut.
Die Linkspartei fordert nun eine einmalige Vermögensabgabe für „Superreiche“von fünf Prozent – bei einem Freibetrag von einer Million Euro. Damit wären Einnahmen von bis 100 Milliarden Euro denkbar. Die frühere Fraktionschefin Sahra Wagenknecht sagt: „Man sollte nicht vergessen: Allein die 40 Reichsten besitzen in Deutschland mehr Vermögen als 40 Millionen Menschen zusammen.“Die durchschnittliche Jahresrendite von Milliardenvermögen liege bei acht bis zehn Prozent. „Es muss verhindert werden, dass am Ende der Krise die Reichsten noch reicher geworden sind, während die Mittelschicht, die es ohnehin schon am schlimmsten trifft, auch noch die Kosten der Rettungspakete tragen muss. Deshalb brauchen wir eine einmalige Vermögensabgabe für Milliardäre nach
„Allein die 40 Reichsten besitzen mehr Vermögen als 40 Millionen Menschen zusammen“
Sahra Wagenknecht Frühere Fraktionschefin der Linken