Die Wirtschaft in der Region leidet enorm unter den Folgen der Corona-Krise. Aber es gibt auch Chancen und Grund für Optimismus, dass die Krise gemeinsam überwunden werden kann.
Es gibt kaum noch ein Unternehmen in der Region, das nicht von den Folgen der Corona-Krise betroffen ist. Manche Branchen, die besonders auf den Kundenbesuch angewiesen sind, tritt es besonders hart: Von einen Tag auf den anderen sanken die Umsätze auf Null. „Shutdown“, so nennt Gregor Berghausen, Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf, diese Entwicklung. Und spricht gleichzeitig von einer „existenziellen Krise“.
In dieser außergewöhnlichen Situation eröffnen sich neue Möglichkeiten. Kurzfristige Absprachen, Telefonkonferenzen, Video-Gespräche – das alles geschieht in diesen Tagen unter hohem Druck und mitunter unkompliziert. So war es auch mit diesem Gemeinschaftsinterview, das wir per Telefonkonferenz mit Gregor
Berghausen und dem Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Düsseldorf, Dr. Axel Fuhrmann, geführt haben. Es war spontan am Morgen vereinbart worden, was auch dokumentiert, mit welchem Engagement Kammern und Verbände in dieser Krise unterwegs sind.
„Diese Krise hat eine ganz andere Qualität als die Finanzkrise im Jahr 2008 – sie ist tiefgreifender, nachhaltiger“, betont der IHK-Chef. „Diesmal ist es kein Schockerlebnis, das sich zu einer Abwärtsspirale entwickelt, diesmal ist es wie ein plötzlicher Stopp, ein Shutdown.“Allerdings wehrt er sich gegen den Eindruck, dass nunmehr auch die internationalen Warenströme nicht funktionieren würden: „Im Gegenteil, es ist nicht alles in der Wirtschaft bei Null, wir sehen immer noch ein deutliches Handelsvolumen.“
„Das größte Problem ist die Angst: Viele Handwerker machen sich Sorgen, weil sie in manchen Handwerkszweigen, etwa Friseure oder Berufe mit Kundenverkehr, gezwungen waren, von heute auf morgen zu schließen: keine Kunden, keine Einnahmen“, charakterisiert Dr. Axel Fuhrmann von der Handwerkskammer die Lage. „Und Betriebsinhaber, die noch zu tun haben, wie etwa im Bauhandwerk, machen sich Sorgen um die Gesundheit ihrer Mitarbeiter – und natürlich auch um ihre eigene.“
Die großen Finanzierungspakete von Land und Bund, die seit vergangenem Freitag beantragt werden können, begrüßen die beiden hauptamtlichen Kammervertreter ausdrücklich. „Die Politik hat es verstanden und es richtig gemacht. Jetzt Geld in die Wirtschaft zu pumpen, beruhigt die Menschen und unterstreicht: Gemeinsam schaffen wir das!“
In den Fokus rücken dabei Führungskräfte, Manager und die Unternehmer selbst: „In dieser Zeit ist Unternehmergeist gefragt“, sagt Gregor Berghausen. „Nun gilt es, sich über das Unternehmenskonzept Gedanken zu machen und Kreativität zu entwickeln. Die Maßnahmen der Politik sind gleichzeitig vertrauensbildend und können neuen Schwung bringen, wenn die Krise nicht lange anhält.“Und Fuhrmann ergänzt: „In der Krise zeigt sich, wer wirklich Spirit hat: Jetzt ist die Zeit, die Digitalisierung auch in den Unternehmen nach vorne zu bringen und die Prozesse umzugestalten.“
Die beiden Wirtschaftsexperten sehen zudem die Region Düsseldorf sehr gut aufgestellt: „Die beratenden Institutionen, von den Kammern über die Verbände bis zur Arbeitsagentur, stehen alle bereit, um den Unternehmen und ihren Beschäftigten zu helfen.“Die Kammern
haben etwa Hotlines geschaltet, um bei vielfältigen Problemen Hilfestellung zu geben: vom Arbeitsrecht über Kurzarbeit bis hin zur Finanzierung. Ein Service, der bei den Unternehmen sehr gut ankommt.
Gregor Berghausen schätzt das Soforthilfeprogramm von Land und Bund, rät Unternehmern jedoch, sich nicht allein darauf zu verlassen: „Unternehmer sollten sich ein vollständiges Bild machen und auch Themen wie Miete, Pacht, Sozialversicherung und viele andere Aspekte im Detail anschauen und unser regionales Netzwerk nutzen.“Sorgen macht er sich hier insbesondere um Klein-, Kleinstbetriebe und Solo-Selbstständige: „Da müssen wir unbedingt etwas tun, die sind besonders betroffen.“
In den nächsten Wochen wird daher nach Ansicht der Handwerkskammer ein Thema im Mittelpunkt stehen: die Liquidität der Unternehmen. „Kurzarbeitergeld ist ein wirkungsvolles Instrument, allerdings hat das Gros der Handwerksbetriebe noch nie Erfahrungen mit Kurzarbeit gemacht. Das müssen wir erklären.“Für ihn zeigt die Krise außerdem, dass einige Strukturen modernisiert werden müssen. So sei es unverständlich, warum einige Berufsschulen nicht in der Lage seien, ihren Unterricht auf Online umzustellen.
Gregor Berghausen verweist auf die Defizite, die die Krise nunmehr aufdeckt: „Einige Firmen müssen an ihre Strukturen ran: Während einige relativ einfach ihre Produktivität und Kommunikationsstrukturen erhalten konnten, weil sie digital gut aufgestellt sind, haben andere hier enorme Probleme.“Beide Kammer-Repräsentanten sind daher überzeugt: „Nach der Krise wird die Digitalisierung stärker an Fahrt gewinnen.“
Gleichzeitig appellieren sie an die Solidarität aller. „Wir bitten alle potenziellen Auftraggeber, ihre Aufträge nicht zurückzuziehen“, sagt Fuhrmann für das Handwerk. „Auch die Kommunen und die öffentliche Hand können hier unterstützen: Eine geschlossene Schule ist doch ideal, um jetzt Modernisierungen durchzuführen.“
„Unternehmen, die zahlen können, sollen daher ihre Aufträge auch bezahlen und das Geld nicht zurückhalten“, bekräftigt Berghausen. „Das hilft vielen Betrieben, ihre Mitarbeiter zu halten. Das ist wichtig, denn eines darf nicht passieren: Fällt die Wirtschaft jetzt in einen Winterschlaf, dann wird es sehr schwer werden, nach der Krise die Maschine wieder anzuwerfen.“
Dr. Axel Fuhrmann weiß zudem aus Erfahrung, dass gerade in der Anlaufphase nach einer Krise die Liquidität besonders wichtig ist: „Ich habe die Sorge, dass manche Unternehmen, die das nicht im Blick haben, kurz vor dem rettenden Ufer kraftlos zusammenbrechen werden.“Beide Fachleute sind jedoch überzeugt, dass der Optimismus wiederkommt, sobald sich die Infektionslage entspannt. „Dann schöpfen die Menschen wieder Mut!“
„Nun gilt es, sich über das Unternehmenskonzept Gedanken zu machen und Kreativität zu entwickeln. Die Maßnahmen der Politik sind gleichzeitig vertrauensbildend und können neuen Schwung bringen, wenn die Krise nicht lange anhält.
„In der Krise zeigt sich, wer wirklich Spirit hat: Jetzt ist die Zeit, die Digitalisierung auch in den Unternehmen nach vorne zu bringen und die Prozesse umzugestalten.