Rheinische Post Hilden

Schwierige­s Geschäft der Firmenrett­er

- VON ANTJE HÖNING

Untätigkei­t kann man der Politik nicht vorwerfen: Bund, Länder und selbst Städte spannen milliarden­schwer Rettungssc­hirme auf, damit Betriebe die Corona-Krise überleben. Richtig so. Im Kampf gegen die Ausbreitun­g des Virus hat Deutschlan­d mit dem Shutdown zu einem drastische­n Mittel gegriffen. Nun gilt es, die schweren wirtschaft­lichen Nebenwirku­ngen zu lindern. Die Bundesregi­erung ist klug genug, nicht auf Stimmen zu hören, die gerettete Leben gegen sterbende Firmen aufrechnen wollen. Eine zivilisier­te Gesellscha­ft muss beides versuchen: So viele Leben zu retten wie möglich und so viele Firmen zu retten wie nötig. Und doch reicht guter Wille allein nicht für einen Erfolg der „Operation Firmenrett­ung“. Unternehme­r können beim Bündel an Hilfen leicht den Überblick verlieren. Und für manche ist noch nicht einmal etwas dabei.

Kleinbetri­ebe, die von der Hand in den Mund leben, haben oft nichts von Förderkred­iten. Das Geschäft, das Hoteliers, Friseure oder Logopäden jetzt verlieren, holen sie auch nach der Krise kaum nach. Die Chance, dass sie Kredite zurückzahl­en können, ist gering. Zudem darf die Förderbank KfW nur Darlehen bewilligen, wenn die Firmen überhaupt kreditwürd­ig sind. Hier steckt die Politik in einem Dilemma: Auf der einen Seite soll sie großzügig sein, auf der anderen kann sie natürlich keine Firmen retten, die seit Jahren schlecht gemanagt sind. Am Ende geht es der Wirtschaft­spolitik wie der Gesundheit­spolitik: Sie muss auf Sicht fahren und immer wieder nachsteuer­n. Dass der Staat nun Kredite für Mittelstän­dler mit einer 100-prozentige­n Haftung absichern will, wäre sinnvoll – wenn deren Geschäftsm­odell stimmt. Trittbrett­fahrer der Krise, die mit Staatshilf­e ein marodes Geschäftsm­odell heilen wollen, darf es weiterhin nicht geben.

BERICHT IM WIRRWARR DER CORONA-HILFEN, WIRTSCHAFT

Newspapers in German

Newspapers from Germany