Rheinische Post Hilden

Städte prüfen Quarantäne-Lager

Einige Kommunen wollen dem Vorbild der Stadt Menden folgen.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

DÜSSELDORF Neben dem sauerländi­schen Menden planen auch einige andere Städte in Nordrhein-Westfalen Unterbring­ungsmöglic­hkeiten für unter Quarantäne stehende Menschen, wie eine Umfrage unserer Redaktion ergeben hat. „Die Stadt Leverkusen hat sich bereits mit der Fragestell­ung beschäftig­t, so dass bei Bedarf eine Einrichtun­g in Betrieb genommen werden könnte“, sagte eine Sprecherin der Stadt. Dort könnten beispielsw­eise Personen unterkomme­n, die nicht im häuslichen Umfeld verbleiben könnten. „Oder die eine Quarantäne verweigern“, so die Sprecherin.

In Solingen sieht man für solche Fälle eine ehemalige Flüchtling­sunterkunf­t vor, die aus Containern besteht. „Unter anderem für Frauen, die häuslicher Gewalt ausgesetzt sind, ist diese Einrichtun­g gedacht“, so ein Stadt-Sprecher. „Es gibt aber viele denkbare Szenarien. Und natürlich beinhalten die auch Quarantäne­verweigere­r. Aber einen solchen Fall hat es bei uns bislang noch nicht gegeben“, teilte die Kommune auf Anfrage mit.

Die Stadt Bielefeld sucht derzeit nach einem geeigneten Objekt. „Es könnte nämlich auch aus unserer

Sicht zu einem zunehmende­n Problem werden, dass sich Menschen nicht an die vom Gesundheit­samt verordnete Quarantäne halten“, sagte ein Stadtsprec­her.

Die Stadt Duisburg äußert sich zwar nicht zu konkreten Maßnahmen. Aber eine Sprecherin erklärt: „Wer eine angeordnet­e Quarantäne missachtet, begeht eine Straftat und keine Ordnungswi­drigkeit, die mit bis zu zwei Jahren Freiheitss­trafe geahndet werden kann.“Und weiter sagt sie: „Stadt und Polizei werden, sollte es Quarantäne­verweigere­r geben, geeignete Maßnahmen ergreifen.“Dies sei bislang aber noch nicht nötig gewesen in Duisburg.

In Menden ist eine Sporthalle entspreche­nd umfunktion­iert worden. „Darin stehen Feldbetten, und Trennwände werden auch noch geliefert“, erklärte ein Sprecher der Stadt im Sauerland. „Die Einrichtun­g ist für alle vorgesehen, die zu Hause aus verschiede­nsten Gründen nicht bleiben können, aber unter Quarantäne stehen“, so der Sprecher.

Die meisten Städte verzichten bislang aber auf solche Maßnahmen, wie die Umfrage weiter ergeben hat. „In Bonn gibt es keine Überlegung­en, sogenannte Quarantäne-Verweigere­r zentral unterzubri­ngen und zu beaufsicht­igen, da uns keine Fälle bekannt sind, in denen die betroffene­n Menschen sich nicht an die Vorgaben zur Quarantäne gehalten hätten“, so die Verwaltung. In Goch, Hilden und Neukirchen-Vluyn ist ebenfalls nichts in dieser Richtung geplant. In Krefeld hält man so eine Einrichtun­g für nicht angebracht. „Es hat sich bisher kein entspreche­nder Bedarf ergeben. Bislang hat sich gezeigt, dass das Verantwort­ungsbewuss­tsein und die Einsicht in der Krefelder Bürgerscha­ft sehr groß ist. Insofern wäre eine derartige Maßnahme hier unverhältn­ismäßig“, sagte eine Sprecherin der Stadt Krefeld.

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FOTO: DPA Menden hat in einer Turnhalle ein Notlager eingericht­et.

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