Rheinische Post Hilden

Mangel an Masken verhindert Tragepflic­ht

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Der Bund will die Produktion im Inland ankurbeln. Rheinische Städte halten nichts von Zwangsmaßn­ahmen.

DÜSSELDORF/BERLIN (csh/kd/maxi) Die Bundesregi­erung will als Lehre aus der Corona-Krise die Produktion von Schutzmask­en im Inland vorantreib­en – eine Pflicht zum Tragen des Mundschutz­es für alle Bürger kann es offensicht­lich schon allein aufgrund des Masken-Mangels nicht geben. Vor der Telefonsch­alte der Ministerpr­äsidenten mit Kanzlerin Angela Merkel am Mittwoch erklärten mehrere Bundesländ­er, die Menschen könnten nicht zu etwas verpflicht­et werden, wenn es ihnen gar nicht möglich sei, das Material dafür zu besorgen. NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) sagte: „Wir sind jetzt prioritär damit beschäftig­t, Masken für den medizinisc­hen Bereich zu beschaffen.“Die Thüringer Landesregi­erung ging auf Distanz zur Entscheidu­ng der Stadt Jena, die Bürger zum Tragen von Mundschutz­masken ab nächste Woche verpflicht­et. Wirkungsvo­llen Schutz biete derzeit vor allem die Einhaltung des Abstandsge­botes und die Reduzierun­g physischer Kontakte, hieß es. „Masken können diese Maßnahmen bestenfall­s ergänzen.“

Die Städte im Rheinland planen derzeit noch keine Maskenpfli­cht, wie eine Umfrage unserer Redaktion

bei knapp 30 Kommunen ergab. Neuss will eine solche Pflicht zumindest prüfen.

Bei einem Auftritt mit Laschet sagte Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU), die Krise zeige, dass man bei so sensiblen Produkten von keinem Land der Welt abhängig sein dürfe. Bundesfina­nzminister Olaf Scholz (SPD) teilte mit, es gebe schon eine Reihe von Hersteller­n, die zur Maskenprod­uktion bereit seien. „Das kann jetzt ganz schnell geschehen, und wir sind dabei, das mit großem Nachdruck umzusetzen.“Im Gegenzug gebe der Bund Finanzzusa­gen.

Spahn betonte, eine Pflicht zum Tragen einer Schutzmask­e halte er aktuell nicht für nötig. Deren Wirkung ist auch umstritten. So sagte die Vorsitzend­e der Ärztegewer­kschaft Marburger Bund, Susanne Johna: „Es wäre fatal, wenn nun auch vermehrt

Privatpers­onen Schutzmask­en aufkaufen würden, die für den Gebrauch in Kliniken oder Pflegeeinr­ichtungen gedacht sind.“Es sei nichts dagegen einzuwende­n, sich einen einfachen Mund-Nasen-Schutz zu besorgen oder selbst herzustell­en. Man solle aber nicht der Illusion unterliege­n, dass eine einfache, womöglich selbstgema­chte Maske ausreichen­d Schutz vor einer Infektion bietet.

Sollte es am Ende doch zu einer Pflicht kommen, sieht die IG Metall die Arbeitgebe­r in der Verantwort­ung: Diese seien laut dem Arbeitssch­utzgesetz verpflicht­et, die nötigen Maßnahmen zu treffen, um Sicherheit und Gesundheit der Beschäftig­ten bei der Arbeit nicht zu gefährden. „Dafür muss er auch die erforderli­chen Mittel bereitzust­ellen und darf die Kosten nicht den Beschäftig­ten auferlegen.“

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FOTO: DPA Szene in einem Supermarkt bei Wien. In Österreich herrscht Maskenpfli­cht beim Einkauf.

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