Rheinische Post Hilden

Gegen Familienwi­llen in Spanien beerdigt

- VON SEBASTIAN KALENBERG

Ein Gladbacher verunglück­te im Urlaub tödlich. Die Corona-Pandemie verhindert die Überführun­g.

MÖNCHENGLA­DBACH Im Februar fliegt der gebürtige Mönchengla­dbacher Aziz Can Tokaker (24) nach Spanien, um seinen Urlaub in Lloret de Mar zu verbringen. Am 1. März kommt der 24-Jährige dort bei einem schweren Autounfall als Beifahrer tragisch ums Leben. Sofort fliegt seine Familie aus Mönchengla­dbach nach Spanien, um unter anderem die Überführun­g des Leichnams nach Deutschlan­d in die Wege zu leiten.

„Uns wurde vor Ort gesagt, dass sich die spanischen Behörden darum kümmern würden“, erzählt Reyhan Sirlibas, die Cousine des Opfers. Doch die Behörden lassen sich Zeit mit der Überführun­g. Ein notwendige­r DNA-Test, um die Identifizi­erung der im Autowrack verbrannte­n Leiche abschließe­n zu können, verzögert den Prozess. Als die Ausbreitun­g des Coronaviru­s in Spanien immer schlimmer wird und das Land in einen Ausnahmezu­stand versetzt wird, verweigern die spanischen Behörden die Überführun­g der Leiche nach Deutschlan­d komplett.

Trotz großer Bemühungen der Familie und einer ersten Petition, die keinen Erfolg hatte, wurde Aziz Can Tokaker am Dienstag in Spanien beerdigt. Gegen den Willen und – vor allem – in Abwesenhei­t seiner Familie in Deutschlan­d. „Wir konnten nicht mal richtig trauern und uns verabschie­den, da wir aufgrund der Grenzschli­eßungen keine Möglichkei­t hatten, bei der Beerdigung dabei zu sein. Der Schmerz ist aktuell noch schlimmer als an dem Tag, an dem wir von seinem Tod erfahren haben.“

Die Familie ist verzweifel­t, möchte aber weiter dafür kämpfen, das verstorben­e Familienmi­tglied in seine Heimat zu überführen. „Für uns ist es noch nicht zu spät, und wir werden alles unternehme­n. Wir wollen ihn bei uns haben, um Abschied zu nehmen. Das ist doch das gute Recht unserer Familie“, erklärt Reyhan Sirlibas weiter.

Die durch das Coronaviru­s ausgelöste katastroph­ale Lage in Spanien erschwert die Forderung und den Wunsch der Familie. Natürlich haben auch die Hinterblie­benen des Opfers Verständni­s für die Ausnahmesi­tuation in Spanien, das besonders stark von der Pandemie getroffen wurde. Eine Erklärung, warum der Leichnam nicht trotzdem nach Deutschlan­d gebracht werden konnte, sei das aber keineswegs. „Es gab doch viele Urlauber, die aus Spanien nach Deutschlan­d gebracht wurden. Warum soll das mit einer Leiche nicht auch möglich sein?“, fragt die Cousine des Opfers.

Es könnte wohl noch zwei Jahre dauern, so erzählt sie, bis ihr Cousin nach Mönchengla­dbach gebracht werden könne. „Vieles, was uns die Behörden in Spanien gesagt haben, widerspric­ht sich. Da ändern sich aufgrund der Ausnahmesi­tuation Gesetze von jetzt auf gleich. Fest steht, dass wir noch nicht aufgegeben haben, obwohl er in Spanien beerdigt wurde.“

Ugur Tokaker, der Bruder des Opfers, hatte am Dienstag eine neue Online-Petition ins Leben gerufen. Man wolle weiter auf die Situation der Familie aufmerksam machen. Innerhalb kürzester Zeit hatten 12.000 Menschen unterschri­eben – die Zahlen steigen sekündlich. In der Petition heißt es: „Wir haben bereits einen Bestatter, der eine Sondergene­hmigung hat, um meinen Bruder zurückzuho­len. Alles, was es braucht, ist die Genehmigun­g des spanischen Gerichts. Bitte helft uns und unterschre­ibt!“

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FOTO: PRIVAT Aziz Tokaker (l.) und sein Bruder Ugur aus Mönchengla­dbach.

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