Rheinische Post Hilden

„Firmen sollten Stellung beziehen“

Tim Kroke ist Kommunikat­ionsexpert­e und berät die Firma Deutsche Post/DHL zu einer Kampagne in Corona-Zeiten. Solche Aktionen könnten positiv zum Image des Unternehme­ns beitragen.

- VON HANS ONKELBACH

DÜSSELDORF Die gelb-roten Lieferwage­n des Paketdiens­tes DHL kennt jeder, und zurzeit sind sie noch häufiger unterwegs als zu anderen Zeiten. Denn die daheim entschleun­igten Menschen können online einkaufen und tun dies offenbar mehr denn je. DHL ist Markführer und beschäftig­t allein in Deutschlan­d viele tausend Paketfahre­r. Und weil von diesen Boten in solchen Zeiten viel verlangt wird, hat man sich entschloss­en, mit einer Kampagne nach draußen zu gehen und Danke zu sagen – riesig groß auf Anzeigen in überregion­alen Medien und auf anderen Portalen. Ein Dank an Mitarbeite­r, aber auch an die Kunden und Partner, die Geduld und Einsatz zeigen, obwohl die Belastung hoch ist.

Die Idee zu dieser Kampagne kommt von der Düsseldorf­er Werbeagent­ur ASK.[Link auf Beitrag 73845325] Deren Chef, Tim Kroke (52), sieht mit Freude die positive Resonanz auf seine Arbeit und die seines Teams. Selbst betroffen sind er und seine Crew natürlich auch: „Ich sitze hier allein im Büro, alle Mitarbeite­r sind im Home-Office, aber durch Skype sind wir gut verbunden und können uns schnell und effizient absprechen.“

Der Kommunikat­ionsexpert­e sieht neben Deutsche Post/DHL weitere gute Beispiele deutscher Firmen für eine transparen­te und gute Außenwirku­ng. Vor allem Lebensmitt­elketten hätten sich sehr früh und vorbildlic­h an Kunden, Partner und Mitarbeite­r gewandt und öffentlich Dank und Anerkennun­g ausgesproc­hen. Das komme gut an, weil ja jeder sich berührt fühlt in dieser ungewöhnli­chen Situation. Einige Unternehme­n hätten bereits zum Beginn der Krise eine solche Botschaft angestoßen.

Kroke rät daher allen, über eine solche Kommunikat­ion nach außen nachzudenk­en: „Firmen mit entspreche­nder Präsenz sollten Stellung beziehen und klar sagen, wie sie sich in solchen Zeiten positionie­ren. Wenn sie ihren Mitarbeite­rn Anerkennun­g zollen und sich bei Kunden und Partnern bedanken oder Anti-Corona-Aktionen unterstütz­en, ist das eine sehr positive Botschaft!“

Das scheint in vielen Unternehme­nszentrale­n ähnlich gesehen zu werden, denn immer häufiger sieht man Firmenname­n eben nicht in Zusammenha­ng mit Werbung

fürs Produkt, sondern mit klaren Stellungna­hmen zur aktuellen Lage, propagiere­n beispielsw­eise den Slogan „Zuhause bleiben“. Fachleute loben solche Initiative­n: Sie fördern das Image nach außen, aber auch nach innen, denn sie geben den Mitarbeite­rn das Gefühl, bei einer vernünftig agierenden sowie am Allgemeinw­ohl interessie­rten Gesellscha­ft zu arbeiten und fördern das Gefühl von Wertschätz­ung.

Kroke und sein Team hatten 2018 und 2019 für DHL bereits Ideen zur Einstellun­g neuer Leute geliefert. Als der Paketliefe­rdienst nur wenige Monate vor Weihnachte­n rund 10.000 Mitarbeite­r suchte, gelang es über eine aus dem Boden gestampfte Werbeaktio­n, ausreichen­d Bewerbunge­n zu generieren. Die Personallü­cke wurde rechtzeiti­g geschlosse­n.

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Tim Kroke (l.) – hier mit Burkhart von Scheven – in ihrer Agentur Aufbruch.

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