Ampel am Südring steht auf dem Prüfstand
Weil die Grünphasen so kurz sind, schaffen Fußgänger die Kreuzung nicht in einem Rutsch. Viele versuchen es aber trotzdem.
BILK Mit seinem Tretroller wollte ein Neunjähriger die Kreuzung am Südring überqueren, die sechs Spuren, im dichten Feierabendverkehr Ende Januar. Ein 70 Jahre alter Amerikaner war zu dieser Zeit mit seinem Audi auf der mittleren Spur in Fahrtrichtung Neuss unterwegs, fuhr nach eigenen Angaben an der Kreuzung Aachener Straße über Grün. Er bemerkte den Jungen zu spät, erfasste das Kind mit seinem Auto, das zu Boden geschleudert und dabei so verletzt wurde, dass es in einer Klinik stationär behandelt werden musste.
Ein Unfallschwerpunkt sei die Kreuzung aber nicht, sagt die Polizei. Doch wer Fußgänger und Radfahrer beim Überqueren beobachtet, der stellt fest, dass es immer wieder zu gefährlichen Situationen kommt. Weil kaum einer die sechs Spuren mit Mittelinsel – ganz gleich ob aus Richtung Innenstadt oder Aachener Platz kommend – in einem Rutsch schafft. Viele sprinten über Gelb, kommen auf der anderen Seite an, wenn die Ampel längst Rot zeigt. Für die einzelnen Abschnitte bleiben Fußgängern und Radlern zwischen sechs und 23 Sekunden, um vom Gehweg zur Mittelinsel und von der Mittelinsel zum Gehweg zu kommen.
Bezirksbürgermeister Marko Siegesmund (SPD) kennt die Kreuzung, die immer wieder Thema ist in der Bezirksvertretung 3. Die Verwaltung
G E R M hatte der Politik schon mehrfach mitgeteilt, dass sie die Kreuzung noch mal unter die Lupe nehmen will, wenn die Haltestelle dort barrierefrei ausgebaut wird. Der Umbau sei mehrfach verschoben worden, weil bei der Rheinbahn andere Projekte auf der Prioritätenliste vorgerückt seien. Und die Ampel einfach umzuprogrammieren, sei gar nicht so leicht, „ich bin immer wieder schockiert, dass die Kosten dafür im sechsstelligen Bereich liegen“, sagt Siegesmund.
„Die Anforderungen an die Verkehrssteuerung und -regelung sind äußerst vielschichtig“, so ein Sprecher
der Stadt. Busse und Bahnen sollen möglichst ohne Zeitverluste durchs Stadtgebiet rollen, auf wichtigen Hauptverkehrsachsen muss der Verkehr fließen und Fußgänger und Radfahrer sollen Straßen in einem Rutsch überqueren können. „Diese einander häufig widersprechenden Anforderungen gleichzeitig zu erfüllen, ist fast unmöglich“, so der Sprecher. Trotzdem verfolge die Stadt das Ziel, auch am Knotenpunkt Südring/Aachener Straße die Signalsteuerung so einzurichten, damit Fußgängern eine komfortable und sichere Überquerung des Südrings ermöglicht wird.
Nach den bisherigen Erkenntnissen des Amts für Verkehrsmanagement sei das besonders zu den Hauptverkehrszeiten aber nur mit umfangreichen Einschränkungen für den Verkehrsfluss des Südrings möglich. „Der Kompromiss zwischen den gegenläufigen Randbedingungen hatte bisher immer ergeben, dass ein Überqueren in einem Zug auch aufgrund der breiten Mittelinseln des Südrings nicht sichergestellt werden muss“, so der Sprecher, der aber darauf verweist, dass im Augenblick die Signalanlage im Rahmen eines Förderprogramms des Bundes überarbeitet wird. Dabei würden vor allem
die Sicherheit der Fußgänger und Radfahrer im Detail betrachtet und auch der bisherige Kompromiss auf den Prüfstand gestellt. Die Planung der Ampelanlage an diesem Knotenpunkt sei komplex und werde voraussichtlich noch bis zu den Sommerferien andauern. „Erst dann kann abschließend eingeschätzt werden, ob und unter welchen Voraussetzungen das Überqueren des Südrings in einem Zug in Zukunft möglich sein wird“, sagt der Stadtsprecher. „Ziel ist es, die Planung bis spätestens Anfang 2021 umzusetzen.“
Dass es trotz hoher Kosten möglich ist, für mehr Sicherheit an viel befahrenen Straßen zu sorgen, zeigt die veränderte Signalsteuerung an der Corneliusstraße. „Dort mussten Radler, die aus der Kirchfeldstraße kamen, auf der Mittelinsel stoppen“, so Marko Siegesmund, der auf das Problem bei einem Rundgang mit dem Amt für Verkehrsmanagement und dem Bezirksbeamten aufmerksam machte. Diese Ampel sei jetzt so umgerüstet worden, dass die Radler freie Fahrt haben.