Rheinische Post Hilden

Ampel am Südring steht auf dem Prüfstand

Weil die Grünphasen so kurz sind, schaffen Fußgänger die Kreuzung nicht in einem Rutsch. Viele versuchen es aber trotzdem.

- VON NICOLE KAMPE

BILK Mit seinem Tretroller wollte ein Neunjährig­er die Kreuzung am Südring überqueren, die sechs Spuren, im dichten Feierabend­verkehr Ende Januar. Ein 70 Jahre alter Amerikaner war zu dieser Zeit mit seinem Audi auf der mittleren Spur in Fahrtricht­ung Neuss unterwegs, fuhr nach eigenen Angaben an der Kreuzung Aachener Straße über Grün. Er bemerkte den Jungen zu spät, erfasste das Kind mit seinem Auto, das zu Boden geschleude­rt und dabei so verletzt wurde, dass es in einer Klinik stationär behandelt werden musste.

Ein Unfallschw­erpunkt sei die Kreuzung aber nicht, sagt die Polizei. Doch wer Fußgänger und Radfahrer beim Überqueren beobachtet, der stellt fest, dass es immer wieder zu gefährlich­en Situatione­n kommt. Weil kaum einer die sechs Spuren mit Mittelinse­l – ganz gleich ob aus Richtung Innenstadt oder Aachener Platz kommend – in einem Rutsch schafft. Viele sprinten über Gelb, kommen auf der anderen Seite an, wenn die Ampel längst Rot zeigt. Für die einzelnen Abschnitte bleiben Fußgängern und Radlern zwischen sechs und 23 Sekunden, um vom Gehweg zur Mittelinse­l und von der Mittelinse­l zum Gehweg zu kommen.

Bezirksbür­germeister Marko Siegesmund (SPD) kennt die Kreuzung, die immer wieder Thema ist in der Bezirksver­tretung 3. Die Verwaltung

G E R M hatte der Politik schon mehrfach mitgeteilt, dass sie die Kreuzung noch mal unter die Lupe nehmen will, wenn die Haltestell­e dort barrierefr­ei ausgebaut wird. Der Umbau sei mehrfach verschoben worden, weil bei der Rheinbahn andere Projekte auf der Prioritäte­nliste vorgerückt seien. Und die Ampel einfach umzuprogra­mmieren, sei gar nicht so leicht, „ich bin immer wieder schockiert, dass die Kosten dafür im sechsstell­igen Bereich liegen“, sagt Siegesmund.

„Die Anforderun­gen an die Verkehrsst­euerung und -regelung sind äußerst vielschich­tig“, so ein Sprecher

der Stadt. Busse und Bahnen sollen möglichst ohne Zeitverlus­te durchs Stadtgebie­t rollen, auf wichtigen Hauptverke­hrsachsen muss der Verkehr fließen und Fußgänger und Radfahrer sollen Straßen in einem Rutsch überqueren können. „Diese einander häufig widersprec­henden Anforderun­gen gleichzeit­ig zu erfüllen, ist fast unmöglich“, so der Sprecher. Trotzdem verfolge die Stadt das Ziel, auch am Knotenpunk­t Südring/Aachener Straße die Signalsteu­erung so einzuricht­en, damit Fußgängern eine komfortabl­e und sichere Überquerun­g des Südrings ermöglicht wird.

Nach den bisherigen Erkenntnis­sen des Amts für Verkehrsma­nagement sei das besonders zu den Hauptverke­hrszeiten aber nur mit umfangreic­hen Einschränk­ungen für den Verkehrsfl­uss des Südrings möglich. „Der Kompromiss zwischen den gegenläufi­gen Randbeding­ungen hatte bisher immer ergeben, dass ein Überqueren in einem Zug auch aufgrund der breiten Mittelinse­ln des Südrings nicht sichergest­ellt werden muss“, so der Sprecher, der aber darauf verweist, dass im Augenblick die Signalanla­ge im Rahmen eines Förderprog­ramms des Bundes überarbeit­et wird. Dabei würden vor allem

die Sicherheit der Fußgänger und Radfahrer im Detail betrachtet und auch der bisherige Kompromiss auf den Prüfstand gestellt. Die Planung der Ampelanlag­e an diesem Knotenpunk­t sei komplex und werde voraussich­tlich noch bis zu den Sommerferi­en andauern. „Erst dann kann abschließe­nd eingeschät­zt werden, ob und unter welchen Voraussetz­ungen das Überqueren des Südrings in einem Zug in Zukunft möglich sein wird“, sagt der Stadtsprec­her. „Ziel ist es, die Planung bis spätestens Anfang 2021 umzusetzen.“

Dass es trotz hoher Kosten möglich ist, für mehr Sicherheit an viel befahrenen Straßen zu sorgen, zeigt die veränderte Signalsteu­erung an der Corneliuss­traße. „Dort mussten Radler, die aus der Kirchfelds­traße kamen, auf der Mittelinse­l stoppen“, so Marko Siegesmund, der auf das Problem bei einem Rundgang mit dem Amt für Verkehrsma­nagement und dem Bezirksbea­mten aufmerksam machte. Diese Ampel sei jetzt so umgerüstet worden, dass die Radler freie Fahrt haben.

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RP-FOTO: NIKA Die Grünphasen an der Kreuzung Aachener Straße und Südring sind so kurz, dass Fußgänger oft auf der Mittelinse­l warten müssen.

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