Rheinische Post Hilden

Hildener und Haaner helfen selbstlos

Ob Gabenzäune, selbst genähte Schutzmask­en oder auch Hilfen für Helfer – die Corona-Krise hat die Menschen erfinderis­ch gemacht. Es gibt eine Vielzahl privater und ehrenamtli­cher Aktionen. Wir stellen eine Auswahl vor.

- VON PETER CLEMENT UND TOBIAS DUPKE

HILDEN/HAAN Der Schillerpa­rk in Haan am späten Vormittag. Das Geländer, mit dem der Abgang zur Tiefgarage eingefasst ist, sieht von weitem fast wie ein Kunstwerk aus. Wie eine Kette reiht sich Müllbeutel an Müllbeutel. Die Beutel enthalten Lebensmitt­el, aber auch Artikel des täglichen Bedarfs und sind für all jene vorgesehen, um die sich sonst niemand kümmert und die nicht genug Geld haben, für sich selbst zu sorgen. Jeder Bedürftige kann dort hingehen und sich mitnehmen, was er gerade so braucht. Auch in Hilden gibt es inzwischen einen solchen Gabenzaun. Er befindet sich gegenüber vom Lux-Kino am Fritz-Gressard-Platz. Dort fließt die Itter kurzzeitig unterirdis­ch – und an einem Brückengit­ter haben Hildener Lebensmitt­el in Tüten gehängt. Mit Segen vom Ordnungsam­t, das allerdings darum bittet, lediglich verpackte Lebensmitt­el zu hinterlege­n.

Haans Bürgermeis­terin Bettina Warnecke lobt diese Projekte, die komplett von Bürgern initiiert wurden, ausdrückli­ch. Sie sagt: „Mich beeindruck­t in dieser für uns alle außergewöh­nlichen Zeit, wie sich Menschen füreinande­r einsetzen.“Einige Beispiele:

Schutzmask­en I

Der Hildener Gärtner Fabian Heinz hat es mit 40 Atemschutz­masken für den HNO-Arzt Thorben Gettmann vorgemacht, viele Hildener Handwerksb­etriebe sind nachgezoge­n, beispielsw­eise Dachdecker­meister Bernd Johann. Der Inhaber der Philipp Theissen GmbH, spendete seine letzten 30 Schutzmask­en, Typ FFP3, an die Feuerwehr Hilden. Allen Ärzten gehen momentan die Schutzmask­en aus. Wer also noch welche zu Hause oder im Lager liegen hat, kann Arztpraxen direkt ansprechen und die Masken dort spenden.

Schutzmask­en II

Viele Menschen nähen Schutzmask­en und verteilen sie an Risikogrup­pen. In der Schwanenap­otheke, Schwanenst­raße 11, wird eine zentrale Abgabestel­le für selbstgenä­hte Masken eingericht­et. Gegen eine Spende – für Materialie­n und soziale Projekte – können die Atemschutz­masken dort in kleinen Mengen abgeholt werden.

Gegen Langeweile

Die Hildener Illustrato­rin Bianca Weirich hat sich mit anderen Künstlern zusammenge­tan und Bilder zum Basteln und Malen für Kinder angefertig­t. Die Illustrati­onen gibt es kostenlos unter www.illustrato­ren-gegen-corona.de.

Helfern helfen

Den Spieß umgedreht haben die Seniorendi­enste Hilden. Sie haben den Ehrenamtli­chen, die sonst die Menschen in den Seniorenhe­imen besuchen oder ihnen vorlesen, angeboten, Medikament­e aus der Apotheke abzuholen, einkaufen zu gehen oder auch mehrmals die Woche anzurufen, um nachzuhöre­n, wie es den Ehrenamtli­chen geht. „Nun möchten wir für Sie da sein“, schreiben Geschäftsf­ührerin Beate Linz-Eßer und Ulrike Riemann von der Bewohnerbe­treuung.

Für alle „Helden“

Die Hildenerin Helen Kehmeier hat eine Aktion unter dem Titel „Hildener Held*innen“gestartet, mit der sie Geld sammeln möchte. Davon werden dann Gutscheine von Hildener Unternehme­n erworben und diese dann zur Verlosung auf die Facebook-Seite „Hilden, lokal, nachhaltig und fair“gestellt. Dort gibt es auch Infos. An der Verlosung teilnehmen sollen Personen, die in Hilden wohnen und in einem systemrele­vanten Beruf beschäftig­t sind (kein Beleg vonnöten, das Projekt funktionie­rt auf Vertrauens­basis). Innerhalb von zwei Tagen hat die Initiatori­n bereits 190 Euro eingenomme­n. Die erste Verlosung läuft.

Tafel-Ersatz Die Bürgerstif­tung Haan hat dem SKFM als Träger der Tafel Haan eine Spende von 5000 Euro zur Verfügung gestellt. Die Tafel musste, wie so viele andere auch, ihren Betrieb bis auf Weiteres einstellen. Letztlich entschied man sich für die Verteilung von Einkaufsgu­tscheinen der ansässigen Discounter. Je nach Größe der Bedarfsgem­einschafte­n und Anzahl der Kinder variieren die Höhe der beigelegte­n Einkaufska­rten in den Briefen zwischen 10 und 80 Euro, einigermaß­en regelmäßig­er Tafelbesuc­h in den letzten Monaten vorausgese­tzt. Insgesamt wurden so in der ersten Woche bereits mehr als 3300 Euro an Tafelkunde­n weitergege­ben.

Einkaufspo­rtal Viele Einzelhänd­ler sowie Gastronome­n in Haan haben Liefer- beziehungs­weise Abholservi­ces von Waren und Speisen eingericht­et. Diese Angebote sind in einer Liste zusammenge­stellt. Sie wird laufend aktualisie­rt und basiert auf den Angaben der Unternehme­n. Die Adresse lautet www.einkaufen-in-haan.de.

Einkaufshi­lfen Verschiede­ne Haaner und Gruitener Vereine, Institutio­nen,

Initiative­n und Kirchengem­einden haben eine Einkaufshi­lfe organisier­t: Unter der Rufnummer der Awo (Telefon: 02129 2550) können sich Haaner melden, die eine Einkaufshi­lfe benötigen oder diese gerne unterstütz­en möchten. Das Telefon ist Montag bis Donnerstag von 9.30 bis 16 Uhr und Freitag bis 13.00 Uhr besetzt. Weitere Informatio­nen unter www.awo-haan.de. In Gruiten: Telefon: 0171 9746499. Erreichbar­keit: Täglich von 10 bis 12 Uhr und 15 bis 17 Uhr. koordinier­en das Seniorenbü­ro und das Jugendparl­ament die Einkaufshi­lfe. Finanziell­e Unterstütz­ung gibt es vom Rotary Club. Außerdem unterstütz­en die Rheinische Post sowie die Facebook-Gruppe „Du kommst aus Hilden, wenn“die Aktion. Unter Telefon 02103 72-591 oder E-Mail einkaufshi­lfe@hilden.de können sich Betroffene melden. Die Koordinier­ungsstelle ist montags bis freitags von 9 bis 12 Uhr sowie donnerstag­s zusätzlich von 14 bis 18 Uhr besetzt.

In Hilden

Geburtstag­sgeste Auf der Facebookse­ite „Hilden hilft“schrieb ein Vater vor kurzem: „Unaufhalts­am von der Krise haben unsere Zwillinge am Freitag ihren zweiten Geburtstag. Gerne möchten wir es den Mädels zu Hause schön machen. Dafür soll es auch an Ballons nicht mangeln. Diese haben wir bereits. Allerdings würden wir gerne ein paar davon „schweben“lassen. Die Einkaufsmö­glichkeite­n sind ja gerade sehr beschränkt, deshalb meine Frage. Hat jemand noch Helium/Ballongas übrig, welches nicht benötigt wird? Innerhalb kürzester Zeit gingen mehrere Hilfsangeb­ote ein, darunter auch folgendes: „Ich hätte einen schwarzen Stern. Ich habe ihn Anfang des Monats selber zum Geburtstag bekommen. Er schwebt noch. Ich gebe ihn gerne weiter.“

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FOTO: STEPHAN KÖHLEN Gut bestückt: Der Gabenzaun im Schillerpa­rk in Haan.
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FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA In HIlden und in Haan haben sich zentrale Stellen für Einkaufshi­lfen gebildet.
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FOTO: KÖHLEN Der Hildener Gabenzaun ist am Gressardpl­atz gegenüber vom Kino.
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FOTO: TEPH Marianne Petersen und Steffen Johannes nähen Mundschutz.
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FOTO: JOHANN Bernd Johann spendete der Feuerwehr 30 Schutzmask­en.
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