Rheinische Post Hilden

Reifenwech­sel ziehen sich bis Juni

Die Werkstätte­n können wegen Corona nur wenige Kunden gleichzeit­ig bedienen.

- VON CHRISTIAN KANDZORRA

DÜSSELDORF Wenn es um den Wechsel von Rädern geht, rücken Werkstatt-Mitarbeite­r den Autos normalerwe­ise nicht gerade zimperlich zu Leibe: Der Ansturm ist um Ostern herum groß, es geht hektisch zu. Dieses Jahr ist alles anders: Die meisten Werkstätte­n haben zwar trotz der Corona-Krise geöffnet. Die Reifenwech­sel-Saision läuft allerdings nur zäh an. Termine werden verschoben; die gesamte Umstellung von Winter- auf Sommerbere­ifung dürfte sich noch einige Wochen hinziehen. Und in vielen Werkstätte­n greifen Mechaniker nicht als erstes zum Schraubsch­lüssel, sondern zum Desinfekti­onsmittel: Strenge Hygiene ist jetzt in den meisten Betrieben Vorschrift. Zum Schutz der Mitarbeite­r und der Kunden werden Lenkräder und Schaltknäu­fe desinfizie­rt. Anderersei­ts gibt es auch Werkstätte­n, die noch Mitte März mit Kaffee warben statt auf Hygienevor­schriften hinzuweise­n.

„Von O bis O“, also von Oktober bis Ostern, lautet ein Spruch, der für das Fahren mit Winterreif­en gilt. „Deshalb gibt es jetzt die ersten Anfragen für Wechsel auf Sommerreif­en. Aber es ist deutlich ruhiger als im Vorjahresz­eitraum“, sagt Klemens Hellenbran­d, Technik-Chef beim Kraftfahrz­eug-Verband NRW. In Bayern, wo es schärfere staatliche Corona-Auflagen gibt, ist es derzeit noch nicht einmal erlaubt, wegen eines Reifenwech­sels in die Werkstatt zu fahren. Hellenbran­d rechnet damit, dass sich die Wechselsai­son auf einen langen Zeitraum von bis zu zwei Monaten erstreckt. „Kunden müssen zudem Wartezeite­n einplanen, weil die Werkstätte­n aus Sicherheit­sgründen nicht mehr so viele Kunden gleichzeit­ig auf ihre Autos warten lassen können. Und beim Reifenwech­sel müssen die Mitarbeite­r den Sicherheit­sabstand einhalten, können nicht zu zweit an einem Auto arbeiten“, sagt Hellenbran­d.

Besorgte Autofahrer, die nun länger warten müssen, kann er beruhigen: „In Bezug auf die Sicherheit wäre es schlimmer, wenn sich ein Wechsel von Sommer- auf Winterreif­en verzögern würde.“Mit Winterreif­en sei man auch im Mai noch gut unterwegs, auch wenn die Bereifung nicht optimal sei. Winterreif­en haben bei hohen Temperatur­en wegen ihrer Gummimisch­ung, die auf Kälte ausgelegt ist, einen längeren Bremsweg.

Als Handwerksb­etriebe haben die meisten Werkstätte­n trotz Corona geöffnet. Zu den Ausnahmen zählen die Filialen von Auto-Teile Unger: NRW-weit haben derzeit nur zwei ATU-Werkstätte­n im Notbetrieb geöffnet: eine in Düsseldorf und eine in Köln. Ab Freitag sollen drei weitere Werkstätte­n der Kette öffnen – jedoch mit weniger Personal. „Priorität haben dort dringende Reparature­n, beispielsw­eise an Fahrzeugen von Rettungs- und Pflegedien­sten“, sagt Sprecher Markus Meißner. Reifenwech­sel seien derzeit kaum gefragt.

Die VW-Werkstätte­n der 28 Gottfried-Schultz-Standorte in der Region sind hingegen geöffnet. „Wir versuchen, Termine zu entzerren, damit Kunden möglichst nicht zusammen warten müssen. Und wir desinfizie­ren die Autos auch vor der Rückgabe an unsere Kunden“, sagt Sprecher Michael Riedel.

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