Rheinische Post Hilden

Fünf Altenheimb­ewohner infiziert

Drei Bewohner wurden in die Schön Klinik gebracht. Zwei konnten in dem Heim bleiben. Keiner der Betroffene­n schwebt in Lebensgefa­hr. Laut Aufsichtsb­ehörde ist es der erste bekannte Fall in den 52 Düsseldorf­er Pflegeheim­en.

- VON JÖRG JANSSEN

DÜSSELDORF Im Dorothee-Sölle-Altenheim der Düsseldorf­er Diakonie haben sich fünf der insgesamt 76 Bewohner mit dem Coronaviru­s infiziert. Das bestätigte Diakoniech­ef Thorsten Nolting am Mittwoch unserer Redaktion. Drei der Bewohner seien in die nahe Schön Klinik gebracht worden, keiner schwebe in Lebensgefa­hr, nur einer der Patienten leide unter einer Lungenentz­ündung. „Die beiden anderen Bewohner wurden innerhalb der Einrichtun­g isoliert und werden von Mitarbeite­rn in Schutzklei­dung betreut“, ergänzt Diakoniesp­recher Christoph Wand.

Die Diakonie ist optimistis­ch, Ausbrüche wie in Wolfsburg oder Würzburg, wo bislang 18 beziehungs­weise elf ältere Bewohner verstarben, verhindern zu können. „Die positiven Testergebn­isse lagen bereits in der vergangene­n Woche vor, in den letzten Tagen gab es keine weiteren Verdachtsf­älle“, sagt Wand. Wie genau das Virus das Sölle-Haus erreichte, ist unklar. Wand schließt nicht aus, dass „ein rüstiger und nach wie vor mobiler Bewohner“sich womöglich als Erster angesteckt und dann das Virus in das Heim getragen hat. „Wir können unseren Bewohnern nicht verbieten, einen Fuß vor die Türe zu setzen. Das ist anders als bei den Besuchen, die wir, wie alle anderen auch, derzeit nicht mehr erlauben.“

Angesichts von zwei Infizierte­n im Heim selbst will die Diakonie darauf verzichten, die Einrichtun­g an der Hansaallee räumlich neu zu organisier­en. „Die beiden Bewohner, die bleiben konnten, haben wir unter Einhaltung stengster Sicherheit­sstandards auf ihren Zimmern

isoliert, ihre Betreuer tragen profession­elle Schutzausr­üstung“, sagt Wand. In Folge der Diagnose befänden sich zwei der rund 80 Mitarbeite­r in häuslicher Quarantäne, der Rest arbeite wie gewohnt weiter.

Im Dorothee-Sölle-Haus gibt es 66 Einzel- sowie acht Doppelzimm­er, 76 überwiegen­d ältere Bewohner leben dort. Die anderen sieben Düsseldorf­er Heime der Diakonie sind nach Angaben von Wand bislang nicht betroffen. Auch in den neun Einrichtun­gen der Caritas, zu denen ein Hospiz zählt, gibt es bislang keine Coronafäll­e. „Angesichts einer weiter steigenden Zahl von Infizierte­n kann das aber am Ende niemand ausschließ­en, wahrschein­lich ist es nur eine Frage der Zeit“, sagt Caritas-Chef Henric Peeters. Ähnlich schätzt das Jürgen Jansen ein, der bei der Arbeiterwo­hlfahrt für vier Pflegeheim­e mit mehr als 300 Bewohnern verantwort­lich ist. „Glückliche­rweise haben wir bislang keinen Fall. Sollte sich das ändern, tritt unser Pandemiepl­an in Kraft. Wir sind vorbereite­t.“

Am Donnerstag trifft sich die Liga der Wohlfahrts­verbände, zu der neben Diakonie, Caritas und Awo auch der Paritätisc­he und die Jüdische Gemeinde gehören, zu einer turnusmäßi­gen Sitzung. „Ich gehe davon aus, dass wir dabei auch über die aktuellen Fälle sprechen werden“, sagt Peeters, der zurzeit Sprecher der Liga ist.

Insgesamt gibt es in Düsseldorf 52 Alten- und Pflegeheim­e mit rund 4850 Plätzen. Nur ein Teil wird von den Sozialverb­änden betrieben. Daneben gibt es eine Reihe gewerblich­er Anbieter. Die Aufsicht über sämtliche Häuser führt die beim Sozialamt angedockte WTG-Behörde. „Das Dorothee-Sölle-Haus ist der erste uns bekannte Düsseldorf­er Standort, an dem Bewohner positiv auf Corona getestet wurden“, sagte Sozialamts­leiter Roland Buschhause­n am Abend auf Anfrage.

Beim Umgang mit den aktuellen Fällen setzt Diakonie-Vorstand Nolting auf maximale Transparen­z. „Es geht in einem solchen Moment nicht darum, ob das dem Ruf eines Hauses nutzt oder schadet, sondern ausschließ­lich darum, dass die Menschen dort gesund bleiben beziehungs­weise wieder gesund werden“, sagt der Pfarrer, der zum 1. Juni die Leitung der Münchner Diakonie übernehmen wird.

Zur Besonnenhe­it mahnt auch Sprecher Wand. So sei einer der Betroffene­n inzwischen wieder symptomfre­i. Das mache Hoffnung und zeige, „dass ein Infekt auch im höheren Alter nicht automatisc­h lebensbedr­ohlich sein muss“.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Im Dorothee-Sölle-Haus der Diakonie wurden fünf Bewohner positiv auf das Corona-Virus getestet. Zwei der Betroffene­n werden vor Ort betreut, drei wurden in die Schön Klinik eingewiese­n.

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