Rheinische Post Hilden

Strategiew­echsel ist richtig

- Uwe-jens.ruhnau @rheinische-post.de

nur, wenn man die oben genannten Kriterien erfülle. Zweitens, weil es bei einem Massentest für 630.000 Düsseldorf­er plötzlich weit länger dauern könnte, bis betroffene Ärzte oder andere Mitglieder der kritischen Infrastruk­tur ihre Testergebn­isse bekommen – oder man sogar mit den Test-Kits und Laborkapaz­itäten nicht mehr nachkomme.

Kann ich mich auch bei meinem Hausarzt testen lassen?

Theoretisc­h schon, sagt Meyer-Falcke. In vielen Praxen scheitere das aber daran, dass viele Ärzte sich ohne passende Schutzausr­üstung zurecht weigerten – und die ist gerade kaum zu bekommen. „Wir stellen fest, dass das Beschaffun­gssystem der niedergela­ssenen Ärzte für Zeiten wie diese ungeeignet ist“, sagt er: „Die Lager sind leer.“Es sei nachvollzi­ehbar, dass Mediziner kein unnötiges Risiko eingehen wollten. Möglich sei es aber natürlich, beim eigenen Arzt nachzufrag­en, ob dieser die Tests durchführt. „Wie viele das in Düsseldorf machen, können wir aber nicht sagen, weil das nicht bei uns gemeldet wird.“

Die Situation, in der wir leben, ist widersprüc­hlich. Seit fast einer Woche ist das öffentlich­e Leben stillgeleg­t und die meisten Menschen sind zu Hause. Gleichzeit­ig nimmt die Debatte Fahrt auf, wie unsere Gesellscha­ft in die Normalität zurückkehr­en kann. Gelockert werden können die neuen Regeln aber erst einmal nicht. Die Abflachung der Kurve, die die Zunahme der Infizierte­nzahl anzeigt, hat zwar begonnen. Erleichter­t kann deswegen aber niemand sein, denn die Zahl der Menschen, die an Covid-19 erkranken, steigt weiterhin ebenso an wie die Zahl der Toten zunimmt. Die Experten des Gesundheit­ssystems wollen immer noch vor allem eines: dafür sorgen, dass ausreichen­d Betten für eine intensivme­dizinische Betreuung vorhanden sind.

Die Düsseldorf­er Krankenhäu­ser haben hier neue Kapazitäte­n geschaffen, das ist gut. Nicht so gut ist es bis jetzt mit der städtische­n Hotline gelaufen. Viele Bürger fühlten sich nicht gut beraten und hatten den Eindruck, die Menschen am anderen Ende der Leitung hätten in erster Linie die Aufgabe, ihnen den erwünschte­n Corona-Test auszureden. Das reicht bis zu dem Tipp, doch zum Hausarzt zu gehen und dort 50 Euro für den Test zu investiere­n. Schlimmer noch ist das Schicksal eines Düsseldorf­ers, dessen Frau der Test ebenfalls verweigert wurde und der nun an der Herz-Lungen-Maschine in der Uni-Klinik liegt.

Dass die Kapazitäte­n bei den Corona-Tests hochgefahr­en werden müssen, haben die Verantwort­lichen nun ebenso eingesehen wie die Dringlichk­eit der Verbesseru­ng der Hotline. Sie wird technisch optimiert, die Mitarbeite­r sind intensiv geschult worden. Das war notwendig, weil die Qualität der Auskünfte zuweilen zu wünschen übrig ließ und auch Fehler gemacht wurden. Vor allem aber verschwind­et mit der Verdopplun­g der Test-Kapazitäte­n der Druck, überwiegen­d Mitarbeite­r der kritischen Infrastruk­tur zu den Tests schicken zu müssen. Der Strategiew­echsel ist richtig und überfällig, andernfall­s würde die Unruhe in der ohnehin verunsiche­rten Bevölkerun­g zunehmen. Daran kann niemandem gelegen sein.

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FOTO:DPA Ein Mitarbeite­r der Stadt Düsseldorf nimmt an der Corona Teststelle an der Mitsubishi Electric Halle einen Abstrich vor.

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