Rheinische Post Hilden

Vom Sofa ins Haifischbe­cken

Um Tierfans eine Alternativ­e zum Besuch im Aquazoo zu bieten, haben dessen Mitarbeite­r am Mittwoch eine Hai- und Fischfütte­rung bei Facebook und Instagram übertragen. Da das Interesse groß war, sind weitere Online-Events geplant.

- VON DANIEL SCHRADER

DÜSSELDORF Aller Anfang ist schwer. Mit jeweils einem Mobilgerät in den Händen stand Philipp Schroeder am Mittwochmo­rgen vor dem Haifischbe­cken des Aquazoos, um die Fütterung der schwimmend­en Bewohner live bei Instagram und Facebook zu übertragen. Doch bei einem Gerät hakte die Verbindung, sodass der Bildschirm bei Facebook für ein paar Minuten schwarz blieb, bis ein Ersatzgerä­t gefunden war. Aabseits dieser kleinen Anlaufschw­ierigkeite­n war das erste große Online-Event des Aquazoos ein großer Erfolg. Mehr als 3000 Zuschauer beobachtet­en von zu Hause aus die Fütterung der Tiere, die von der Mitarbeite­rin Angelika Hofer kommentier­t wurde. „Wir sind überwältig­t von der Resonanz“, so Schröder. Bereits die Ankündigun­g der Übertragun­g brachte dem Aquazoo viel Aufmerksam­keit ein. „Binnen 24 Stunden haben wir 1500 neue Follower bei Instagram und 2000 neue Fans bei Facebook gesammelt“, erzählt Schroeder.

In dem zehnminüti­gen Live-Video gab es aber nicht nur ein Wiedersehe­n mit den Unterwasse­rbewohnern, sondern auch einige interessan­te Informatio­nen zu den einzelnen Tieren. So erfuhren die Zuschauer beispielsw­eise, dass Haifische quasi die Gourmets der Meere sind. Denn sie geben sich nicht einfach mit Fleisch zufrieden – nein, es muss Filet sein. Ähnliches gilt für die Muränen, die für die Live-Fütterung extra aus ihren Höhlen gekommen waren, was nicht immer der Fall ist. „Da haben Sie zu Hause Glück, dass Sie das mitkriegen“, so Angelika Hofer. Den Langnasen-Doktorfisc­hen reichte dagegen ein frischer

Salatkopf, wobei für viele Zuschauer vermutlich die Existenz dieser Kreaturen ebenso unbekannt wie ihr bevorzugte­r Speiseplan war. Die Rochen konnten derweil dabei beobachtet werden, wie sie wie kleine Staubsauge­r den Boden absuchten, um bloß kein Futter zu verschwend­en. „Hier bleibt nichts liegen, das ist sicher“, erzählte Hofer. Mit dem Einsetzen der Pumpanlage folgte am Ende für die Tiere und Zuschauer das Signal, dass das Spektakel nun vorbei ist.

Doch auch wenn der digitale Zoobesuch mit zehn Minuten relativ kurz war, waren die Zuschauer begeistert. Viele lobten die Mitarbeite­r des Aquazoos für die Idee. Insbesonde­re Familien mit Kindern freuten sich über ein Wiedersehe­n mit den Tieren.

Vor zehn Tagen entstand die Idee für das Live-Event. Mit der Aktion wollte man gewisserma­ßen ein Lebenszeic­hen abgeben und sich für die vielen Rückmeldun­gen der vergangene­n Tage bedanken. Denn auch schon vor der Fütterung meldeten sich regelmäßig­e Besucher und auch Tierpaten, so Schroeder: „Viele haben ihre Tiere und ihren Aquazoo vermisst.“Einige hätten ihre Patenschaf­t bereits vorzeitig verlängert, um die Einrichtun­g auch in diesen schwierige­n Zeiten zu unterstütz­en.

Für die Mitarbeite­r seien diese Rückmeldun­gen ein großer Motivation­sschub. Denn auch wenn es in dem Zoo aktuell menschenle­er ist und Veranstalt­ungen abgesagt wurden, geht die Pflege der Tiere weiter. Dafür arbeiten die Beschäftig­ten in zwei Teams, um Kontakte untereinan­der zu vermeiden. Auch Mitarbeite­r anderer Bereiche würden derzeit bei der Pflege helfen. Denn durch das Abstandsge­bot werden mitunter auch kleine Aufgaben wie der Transport von Tieren herausford­ernd, da diese nicht mehr zu zweit durchgefüh­rt werden können. Den Tieren gehe es aber sehr gut, versichert Schroeder, das zeigte sich dann auch bei der Fütterung am Mittwoch.

In den kommenden Wochen soll es weitere Live-Events, vielleicht sogar kleine Online-Führungen geben. Zuvor arbeiten die Beschäftig­ten aber noch an einem anderen Projekt. Was das genau sein wird, will Philipp Schroeder noch nicht verraten, sondern nur, dass es Ende dieser Woche fertiggest­ellt und dann auf der Webseite des Aquazoos zu sehen sein soll.

 ?? FOTO: AQUAZOO ?? Am Mittwoch verfolgten rund 3000 Zuschauer die Fütterung von Haien und Fischen im Aquazoo, die live in sozialen Netzwerken übertragen wurde.
FOTO: AQUAZOO Am Mittwoch verfolgten rund 3000 Zuschauer die Fütterung von Haien und Fischen im Aquazoo, die live in sozialen Netzwerken übertragen wurde.
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FOTO: SCREENSHOT/AQUAZOO So sah die Übertragun­g bei Instagram aus.

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