Vom Sofa ins Haifischbecken
Um Tierfans eine Alternative zum Besuch im Aquazoo zu bieten, haben dessen Mitarbeiter am Mittwoch eine Hai- und Fischfütterung bei Facebook und Instagram übertragen. Da das Interesse groß war, sind weitere Online-Events geplant.
DÜSSELDORF Aller Anfang ist schwer. Mit jeweils einem Mobilgerät in den Händen stand Philipp Schroeder am Mittwochmorgen vor dem Haifischbecken des Aquazoos, um die Fütterung der schwimmenden Bewohner live bei Instagram und Facebook zu übertragen. Doch bei einem Gerät hakte die Verbindung, sodass der Bildschirm bei Facebook für ein paar Minuten schwarz blieb, bis ein Ersatzgerät gefunden war. Aabseits dieser kleinen Anlaufschwierigkeiten war das erste große Online-Event des Aquazoos ein großer Erfolg. Mehr als 3000 Zuschauer beobachteten von zu Hause aus die Fütterung der Tiere, die von der Mitarbeiterin Angelika Hofer kommentiert wurde. „Wir sind überwältigt von der Resonanz“, so Schröder. Bereits die Ankündigung der Übertragung brachte dem Aquazoo viel Aufmerksamkeit ein. „Binnen 24 Stunden haben wir 1500 neue Follower bei Instagram und 2000 neue Fans bei Facebook gesammelt“, erzählt Schroeder.
In dem zehnminütigen Live-Video gab es aber nicht nur ein Wiedersehen mit den Unterwasserbewohnern, sondern auch einige interessante Informationen zu den einzelnen Tieren. So erfuhren die Zuschauer beispielsweise, dass Haifische quasi die Gourmets der Meere sind. Denn sie geben sich nicht einfach mit Fleisch zufrieden – nein, es muss Filet sein. Ähnliches gilt für die Muränen, die für die Live-Fütterung extra aus ihren Höhlen gekommen waren, was nicht immer der Fall ist. „Da haben Sie zu Hause Glück, dass Sie das mitkriegen“, so Angelika Hofer. Den Langnasen-Doktorfischen reichte dagegen ein frischer
Salatkopf, wobei für viele Zuschauer vermutlich die Existenz dieser Kreaturen ebenso unbekannt wie ihr bevorzugter Speiseplan war. Die Rochen konnten derweil dabei beobachtet werden, wie sie wie kleine Staubsauger den Boden absuchten, um bloß kein Futter zu verschwenden. „Hier bleibt nichts liegen, das ist sicher“, erzählte Hofer. Mit dem Einsetzen der Pumpanlage folgte am Ende für die Tiere und Zuschauer das Signal, dass das Spektakel nun vorbei ist.
Doch auch wenn der digitale Zoobesuch mit zehn Minuten relativ kurz war, waren die Zuschauer begeistert. Viele lobten die Mitarbeiter des Aquazoos für die Idee. Insbesondere Familien mit Kindern freuten sich über ein Wiedersehen mit den Tieren.
Vor zehn Tagen entstand die Idee für das Live-Event. Mit der Aktion wollte man gewissermaßen ein Lebenszeichen abgeben und sich für die vielen Rückmeldungen der vergangenen Tage bedanken. Denn auch schon vor der Fütterung meldeten sich regelmäßige Besucher und auch Tierpaten, so Schroeder: „Viele haben ihre Tiere und ihren Aquazoo vermisst.“Einige hätten ihre Patenschaft bereits vorzeitig verlängert, um die Einrichtung auch in diesen schwierigen Zeiten zu unterstützen.
Für die Mitarbeiter seien diese Rückmeldungen ein großer Motivationsschub. Denn auch wenn es in dem Zoo aktuell menschenleer ist und Veranstaltungen abgesagt wurden, geht die Pflege der Tiere weiter. Dafür arbeiten die Beschäftigten in zwei Teams, um Kontakte untereinander zu vermeiden. Auch Mitarbeiter anderer Bereiche würden derzeit bei der Pflege helfen. Denn durch das Abstandsgebot werden mitunter auch kleine Aufgaben wie der Transport von Tieren herausfordernd, da diese nicht mehr zu zweit durchgeführt werden können. Den Tieren gehe es aber sehr gut, versichert Schroeder, das zeigte sich dann auch bei der Fütterung am Mittwoch.
In den kommenden Wochen soll es weitere Live-Events, vielleicht sogar kleine Online-Führungen geben. Zuvor arbeiten die Beschäftigten aber noch an einem anderen Projekt. Was das genau sein wird, will Philipp Schroeder noch nicht verraten, sondern nur, dass es Ende dieser Woche fertiggestellt und dann auf der Webseite des Aquazoos zu sehen sein soll.