Zieht der Metro-Markt auf das Großmarkt-Areal?
Aus Teilen des Metro-Campus in Flingern könnte ein neues Stadtquartier werden. Der Metro-Markt würde dann umziehen.
DÜSSELDORF Auf dem Großmarkt-Gelände an der Ulmenstraße könnte in einigen Jahren ein Metro-Markt entstehen. Die Stadttochter Industrieterrains Düsseldorf-Reisholz (IDR) als künftige Besitzerin des Areals hat eine entsprechende Absichtserklärung mit der Immobiliengesellschaft der Metro unterzeichnet. Realisiert werden könnte das Projekt frühestens ab 2026. Die Vereinbarung wurde auch von der Stadt Düsseldorf mit unterschrieben, „um den gemeinsamen Willen nach einer städtebaulichen Entwicklung zu bekräftigen“, hieß es. Demnach könnte die IDR der Metro für eine Teilfläche des Großmarkt-Areals in Derendorf ein Erbbaurecht übertragen. Über weitere Details haben die Parteien Stillschweigen vereinbart.
Hintergrund für den Schritt ist, dass der heutige Metro-Großmarkt an der Walter-Eucken-Straße in Flingern möglicherweise in einigen Jahren weichen muss. Denn das Unternehmen prüft zusammen mit der Stadt Düsseldorf für Teil-Areale des heutigen Metro-Geländes die Entwicklung eines neuen Stadtviertels mit Wohnungen.
„Im Herbst 2020 wird Metro Properties zu diesem Zweck einen städtebaulichen Wettbewerb ausloben, um Ideen für mögliche Entwicklungskonzepte anzustoßen“, teilte das Unternehmen auf Anfrage dazu mit. Die städtische Planungsdezernentin Cornelia Zuschke bestätigte, man sei dabei, ein qualitätssicherndes Verfahren vorzubereiten. An dieser Stelle sei eine gute Mischung nötig: „Außer Wohnungen gehört dazu die passende soziale Infrastruktur inklusive Nahversorgung.“
Die Prüfungen werden voraussichtlich bis 2022 andauern, erst danach könnten verbindliche Entscheidungen getroffen werden, hieß es. Metro will unbedingt sicherstellen, dass Düsseldorf – der Hauptsitz des Unternehmens – auch Standort für einen attraktiven Flagship-Store bleibt; ob wie bisher in Flingern oder künftig an der Ulmenstraße in Derendorf. Der bisherige Metro-Markt war gerade erst vor zwei Jahren umfassend modernisiert worden: „Wir sind mit dem Flagship-Store sehr zufrieden“, hieß es. Der nun erwogene neue Standort an der Ulmenstraße ist auch ein bewährter Standort für den Großhandel und für Geschäftskunden gut erreichbar; das dürfte ihn für den Konzern attraktiv machen.
Unklar bleibt, wie es mit den bisherigen Großmarkt-Händlern (Obst und Gemüse) auf dem Gelände an der Ulmenstraße weitergeht. „Wir sind momentan nicht in aktiven Gesprächen mit den Händlern“, sagt IDR-Vorstand Ekkehard Vinçon. Das Tauziehen um eine verbindliche Regelung dauert bereits mehrere Jahre. Denn die Stadt, die bislang den Händlern ihre Hallen vermietet, will den Großmarkt künftig nicht mehr betreiben und das Gelände an ihre Tochtergesellschaft IDR verkaufen. Diese rang lange mit den Händlern um eine Lösung, wie die Vermietung künftig organisiert werden kann.
Im Januar hatte IDR-Vorstand Vinçon schließlich die Notbremse gezogen und mitgeteilt, aus seiner Sicht seien die Pläne gescheitert. Unter anderem seien zu wenige
Händler der Genossenschaft beigetreten, die künftig als Vertragspartner der IDR fungieren sollte. Zudem sind nach wie vor zahlreiche Klagen von Händlern gegen den Großmarkt-Verkauf anhängig, die das Planen erschweren.
Der ebenfalls an der Ulmenstraße ansässige Blumengroßmarkt hat sich dagegen früh dafür ausgesprochen, an der Ulmenstraße zu bleiben und dort moderne Hallen neu zu errichten. Aber: „Auch mit dem Blumengroßmarkt sind wir bisher noch nicht handelseinig“, sagt IDR-Vorstand Vinçon jetzt. Der Geschäftsführer des Blumengroßmarktes, Jörg Breitenfeld, zeigte sich am Mittwoch dennoch optimstisch, dass man miteinander einig werde. „Aus unserer Sicht sind nur noch Details zu klären“, sagte er. Dass die Metro möglicherweise als neuer Nachbar auf das Gelände kommen wird, begrüßte er ausdrücklich, weil es dadurch Synergieeffekte geben könne: „Aus unserer Sicht könnten davon alle nur profitieren.“
Tatsächlich würde der neue Metro-Markt nach den jetzigen Entwürfen direkt an der Grundstücksgrenze zur Ulmenstraße hin entstehen – und damit genau dort, wo momentan noch die Hallen des Blumengroßmarktes stehen. Dessen geplante neue Hallen wären dann in der zweiten Reihe: „Für uns kein Problem, denn wir brauchen ja als
Großhandel keine Sichtbarkeit zur Straße“, sagt Breitenfeld.
Ebenfalls direkt an der Ulmenstraße plant die IDR drei Bürokomplexe, die wahrscheinlich jeweils von mehreren Mietern bezogen würden. Ein großer Ankermieter sei zwar natürlich denkbar, sagt Vinçon – allerdings seien die geplanten Flächen für einen Komplettmieter wohl sehr groß. Im Zuge eines Bauleitplanverfahrens mit der Stadt muss noch das Baurecht für die geplanten Gebäude geschaffen werden. Wenn das gelingt, könnte mit den Arbeiten hier schon früher begonnen werden als für den möglichen Metro-Neubau – eine Fertigstellung ist aber nicht vor 2024 zu erwarten.
Insgesamt bekräftigt der IDR-Vorstand auch nach der jahrelangen Hängepartie die dringende Absicht, das 115.000 Quadratmeter große Gelände entwickeln zu wollen. „Es ist eine tolle Lage, das Gelände schreit nach Entwicklung“, sagt er. Der Stadtrat hatte dem Verkauf bereits im Dezember 2018 zugestimmt, wegen der unklaren Zukunft der Großmarkthallen war das Geschäft jedoch auf Eis gelegt worden.