„Sport hat positiven Effekt auf die Psyche“
Der Diplomsportwissenschaftler rät zum Sport an der frischen Luft – das macht in dieser angespannten Zeit auch den Kopf frei.
Welche Auswirkungen hat die Corona-Krise auf Sporttreibende? OPGENOORTH Durch das Kontaktverbot müssen alle Teamsportler zum Individualsportler werden. Die soziale Komponente des Sporttreibens und die davon ausgehende Motivation fallen leider weg.
Welche Folgen hat es, dass die Menschen
ihr gewohntes Sportprogramm nicht mehr machen können?
OPGENOORTH Viele Sporttreibende müssen sich umstellen. Fitness-Studios, Sportplätze und Turnhallen sind geschlossen und der normale Sportalltag kann leider nicht stattfinden.
Wie können sie es kompensieren? OPGENOORTH Eine wichtige Möglichkeit ist der Sport an der frischen Luft. Geeignet dafür sind zügiges Gehen oder Walken, Joggen und Fahrradfahren, wobei das schnelle Gehen für alle, die nicht regelmäßig trainieren, besonders geeignet ist. Hier bekommt man den Kopf frei, man baut Stress ab und stärkt das Immunsystem. Eine weitere Möglichkeit ist das Sportprogramm für zu Hause. Sie können
Ihre Herzfrequenz auch durch Treppensteigen oder Kniebeugen „auf Trab“bringen. Wenn Ihnen Kniebeugen zu anstrengend sind – dies gilt vor allem für ältere Menschen –, dann nehmen Sie einen Stuhl und üben schnelles Aufstehen/Hinsetzen. Auch dadurch verbessert sich Ihre Fitness und Ausdauer sowie die Kraft in den Beine.
Wie wichtig ist es gerade in dieser Zeit, in Bewegung zu bleiben? OPGENOORTH Sport hat, wie wir alle wissen, einen positiven Effekt auf das Bewegungssystem, das Herz-Kreislauf-System, die Psyche und auf das Immunsystem. Ich denke, dass gerade deswegen Bewegung und Ausgleich in der aktuellen Situation wichtiger denn je ist. Je schlechter man sich fühlt, desto mehr profitiert man von körperlicher Aktivität. Das gilt sowohl für die Stimmungslage als auch für das körperliche Befinden. Jedoch ist es wichtig, dass jeder seinen Sport wie gewohnt weiterbetreibt. Man sollte die Belastung nicht abrupt wechselt, da es durch einen plötzlichen Wechsel der Sportart schnell zu einer Überlastung an Sehnen, Gelenken, Muskeln und Bändern kommen kann. Von daher ist es am besten, genauso Sport zu machen – wenn das möglich ist – wie man es bisher gemacht hat. Ballsportler sind häufig in der Lage, ein geeignetes Konditionstraining als Alternative anzugehen.
Ist im Studio die Motivation höher? OPGENOORTH Im Studio steht, im besten Fall, ein Trainer hinter mir, der mich fördert und fordert. In der jetzigen Situation, ohne Trainer, muss ich mich selber motivieren.
Wie überwinde ich zu Hause den inneren Schweinehund? OPGENOORTH Durch einen klar strukturierten Tagesablauf. Der Sport muss als fester Programmpunkt eingeplant werden. Dann sollte man sich kleine, realistische Ziele setzten und versuchen, eine Routine in das Sporttreiben zu bekommen. Am besten macht man den Sport zu zweit oder man verabredet sich virtuell, um eine gewisse Verbindlichkeit zu schaffen.
Wie sieht es mit Ausdauersport aus? Was kann man zu Hause machen?
OPGENOORTH Ich rate in der jetzigen Situation zum Sport an der frischen Luft: Walken, Fahrradfahren, Joggen. Für die eigenen vier
Wände bietet sich ein sogenanntes HII-Training, also ein hochintensives Intervalltraining an. Allerdings sollte man bei dieser Art des Trainings schon ein wenig Trainingserfahrung haben, da der Körper doch sehr stark gefordert wird und es ohne einen erfahrenen Trainer schnell zu einer Überlastung kommen kann.
Machen Sie zurzeit täglich Sport? OPGENOORTH Ja, ich nutze die Zeit und mache täglich mein Dehn- und Stabilisationsprogramm sowie regelmäßig meine Einheiten auf dem Fahrrad. Außerdem spiele ich mit meinem Sohn und meiner Tochter Fußball bei uns im Garten und wir sind viel zu viert mit dem Rad unterwegs.