Homeschooling statt Skipiste
Freitag, 11.30 Uhr – vor zwei Wochen habe ich mich noch auf der Skipiste mit den 7. Klassen gesehen. Nun stehe ich nicht im Schnee, sondern sitze zu Hause und begrüße meine Achtklässler zur Mathe Livesession.
Es ist eine besondere Zeit für alle Menschen auf der Welt. Viele Berufsgruppen müssen sich überlegen, wie die Arbeit von zu Hause aus funktionieren kann.
Wir Lehrer sollten meiner Meinung nach dabei nicht nur gewährleisten, dass die Schülerinnen und Schüler „etwas zu tun bekommen“, sondern auch in unserer beratenden Funktion bei Fragen zur Seite stehen, zumindest live im Internet. Wir am Albert-Einstein-Gymnasium Düsseldorf haben uns schon vor der Schulschließung intensiv mit dieser Thematik auseinandergesetzt und konnten so viele Vorbereitungen treffen, die für eine solche außerordentliche Situation unabdingbar sind.
So kommunizieren die Lehrer nun mit den Klassen mithilfe einer datenschutzkonformen App, stellen Wochenpläne zur Verfügung und sind bei Fragen tagsüber erreichbar. In einer Livesession erlaube ich den Schülerinnen und Schülern einen Blick in mein Homeoffice. Durch das Spiegeln meines iPad-Bildschirms kann ich nun auf Fragen eingehen, die mir die Schüler im Chat oder mit dem Mikrofon stellen können. Wir besprechen die Aufgaben, und ich bekomme Feedback und Wünsche für die kommende Lernwoche.
Auch wenn dies nicht den Lernort Schule ersetzt, so können wir als Pädagogen etwas Struktur in die Woche der Kinder bringen.
Sie müssen sich nun selbstständig überlegen, wann sie welche Aufgabe bewältigen, und aktiv auf uns zukommen, wenn sie Fragen haben. Ich bin fest davon überzeugt, dass sich das System Schule nach dieser Zeit in vielerlei Hinsicht zum Positiven verändern wird. Viele Bereiche, die hinsichtlich der Digitalisierung bisher gemieden wurden, müssen nun angegangen werden, was letztlich zu einer nachhaltigen Verbesserung in der Kommunikation zwischen Lehrern, Schülern und Eltern führen wird.
Natürlich ersetzen die digitalen Medien nicht die Institution Schule, viele soziale Kompetenzen können nur im Umfeld Klassenraum erworben werden. Und auch eines ist mir heute um 11.30 Uhr klar geworden: Das Skifahren und der Teamsport lassen sich nur schwer in die eigenen vier Wände transportieren.
Autor Konstantin Runte unterrichtet am Albert-Einstein-Gymnasium