Rheinische Post Hilden

Unverpackt-Läden trotzen Corona-Krise

Viele Bürger achten gegenwärti­g beim Einkaufen besonders auf Hygiene. Ein Problem für Läden mit Waren ohne Verpackung?

- VON HOLGER LODAHL

Bilk Vor etwa zwei Jahren sorgten die Unverpackt-Läden für Aufmerksam­keit. Die Waren des täglichen Bedarfs stehen in diesen Geschäften ohne Verpackung. Nudeln, Gewürze und Müsli zum Beispiel. Die Kunden befüllen ihre mitgebrach­ten Taschen oder Gläser selbst aus den großen Behältern. Ziel: Verpackung­smüll vermeiden. So funktionie­rt auch der Unverpackt-Laden Pure Note von Marcel Clemens und Nubia Osorio Torres an der Brunnenstr­aße 30. „Wir haben etwa 250 offene, nicht verpackte Waren im Sortiment“, sagt Marcel Clemens.

In der Corona-Krise hätte das Geschäftsm­odell zum Problem werden können. Kunden könnten eher auf in Plasik verpackte Lebensmitt­el zurückgrei­fen, in der Annahme, diese Waren seien hygiensich­er als die unverpackt­en Produkte. Der Umweltschu­tz kann warten. Bei Pure Note aber bleiben die Kunden treu. „Wir haben eine große Welle der Solidäritä­t erfahren“, sagt Marcel Clemens. Er hat anfangs sogar eine leichte Steigerung des Umsatzes verbuchen können, weil sich viele Menschen in seinem Geschäft bevorratet haben. Dann ging die Kundenfreq­uenz nach unten, sodass auch bei Pure Note die Vorgehensw­eise in der Corona-Zeit besprochen werden musste. Hygiene und Sauberkeit, so sagt Clemens, wären schon immer oberstes Gebot, mit einigen Ideen aber haben er und sein Team die Sorgfalt noch einmal verschärft. Am Eingang liegen nun Papiertüch­er und Desinfekti­onsmittel bereit. Es ist selbst gemacht aus Essig und Teebaumöl. „Die Idee haben wir von einer Apothekeri­n, die bei uns einkauft“, erklärt Clemens. Außerdem werden Trichter, Schaufeln und Löffel nach jeder Benutzung gereinigt, ebenso wie die Griffe an den großen Behältern, aus deren Öffnungen die Nudeln, Gewürze und Linsen in die Tüten rieseln. „Dafür haben wir viel Lob und Bestätigun­g von Kunden bekommen“, sagt Clemens. Das Benutzen der Desinfekti­onsstation am Eingang wird aber nicht übertriebe­n groß gefordert. „Wir möchten die Normalität bewahren statt den Krisenmodu­s in den Vordergrun­d zu rücken.“

Inzwischen haben sich die Umsätze bei Pure Note wieder stabilisie­rt – jedenfalls, was den Verkauf der Lebensmitt­el betrifft. Denn zu Pure Note gehört auch eine Gastronomi­e, die wie alle Restaurant­s nun geschlosse­n ist. Frisches Brot und Kuchen gibt es weiterhin, die drei Mitarbeite­r in der Küche müssen sich trotzdem auf Kurzarbeit einstellen. Gekocht wird noch bei Pure Note, vor allem Suppe. Diese wird aber nicht auf Tellern serviert, sondern in großen Gläsern zum Mitnehmen. „Und in dieser Variante verkaufen wir die Suppe schon sehr gut“, sagt Marcel Clemens und ist optimistis­ch für die Zukunft seines Unverpackt-Ladens.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Im Unverpackt-Laden Pure Note gehen die Geschäfte gut. Marcel Clemens hat positives Feedback von Kunden erfahren.
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RP-FOTO: HOLGER LODAHL Christina Rau im Unverpackt­laden Flinse in Flingern.

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