Rheinische Post Hilden

8500 Infizierte in NRW genesen

Erstmals nennt die Landesregi­erung die Zahl der Menschen, die das Coronaviru­s überwunden haben. Ministerpr­äsident Laschet stellt eine stufenweis­e Rückkehr zur Normalität in Aussicht.

- VON KIRSTEN BIALDIGA UND MAXIMILIAN PLÜCK

DÜSSELDORF Die Landesregi­erung hat sich erstmals zu den Zahlen der Corona-Infizierte­n geäußert, die die Viruserkra­nkung überwunden haben. Gesundheit­sminister Karl-Josef Laumann (CDU) sagte unserer Redaktion, die Kommunen hätten 8500 entspreche­nde Fälle gemeldet. Mit Blick auf die Zahl der Neuinfekti­onen sagte der Minister, es gehe voran, die Richtung stimme: „Ehe sich die Zahl der Infizierte­n verdoppelt, vergehen in Nordrhein-Westfalen derzeit 11,1 Tage. Das ist ein Tag mehr als im Bundesschn­itt. Wir haben rund 21.500 Infizierte, von denen 529 beatmet werden müssen.“

Bliebe es bei der derzeitige­n Ansteckung­sgeschwind­igkeit, werde es Mitte Mai etwa 200.000 Infizierte geben, etwa 5000 davon müssten beatmet werden. „Schaffen wir eine Streckung auf 16 Tage, wären es nur 97.000 Infizierte und etwas mehr als 2400 Beatmungsp­atienten. Wir tun derzeit alles, um die Beatmungsk­apazitäten auszubauen.“Die Zahl der

Toten bezifferte er auf 347. Mehr als die Hälfte davon seien älter als 80 Jahre gewesen.

Angesichts des positiven Trends bei der Ansteckung­sgeschwind­igkeit stellte Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) eine leichte Lockerung der einschränk­enden Maßnahmen in Aussicht. Die weitgehend­en Grundrecht­seinschrän­kungen müssten täglich überprüft werden, sagte er. Eine mögliche Öffnung der Schulen, des Handels und anderer Bereiche des öffentlich­en Lebens

werde Gegenstand einer Telefonsch­alte der Ministerpr­äsidenten mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) am kommenden Dienstag sein. Laschet warb für ein abgestimmt­es Vorgehen der Länder.

Mit Blick auf die Sommerferi­en sagte er jedoch: „Größere Sommerreis­en kann man auf einer sicheren Basis nicht planen.“Kaum Chancen sieht er zudem für eine schnelle Rückkehr zu einem normalen Spielbetri­eb in der Fußball-Bundesliga: „Eines ist klar: Ich kann mir für diese Saison keine Spiele mit Publikum mehr vorstellen“, sagte er. „Bis zum Sommer – Minimum – werden wir Spiele ohne Publikum haben, wenn wir überhaupt Spiele haben.“

Laschet erneuerte seinen Appell, an Ostern zu Hause zu bleiben und nicht etwa in die Niederland­e aufzubrech­en. „Sie sind dort nicht erwünscht“, sagte er. Innenminis­ter Herbert Reul (CDU) kündigte für die Osterfeier­tage schärfere Grenzkontr­ollen in Form der sogenannte­n Schleierfa­hndung an.

Unterdesse­n bereitet sich NRW auf eine steigende Belegung der Intensivst­ationen

vor. Am Donnerstag soll dafür das umstritten­e Epidemiege­setz im Landtag verabschie­det werden. Die Fraktionsv­orsitzende­n von CDU, FDP, SPD und Grünen wollen nach Informatio­nen unserer Redaktion am Mittwoch über Kompromiss­e verhandeln. Es könnte darauf hinauslauf­en, dass die vorgesehen­e Zwangsverp­flichtung für medizinisc­hes Personal gestrichen wird, eine Forderung von SPD und Grünen, aber auch der FDP. „Es darf keine Zwangsarbe­it in Deutschlan­d geben“, sagte SPD-Opposition­sführer Thomas Kutschaty.

Stattdesse­n könnte ein Freiwillig­enregister kommen. Das Gesetz könnte unter Parlaments­vorbehalt gestellt und zunächst auf acht oder zwölf Wochen befristet werden. Der Landtag würde dann entscheide­n, wann der Epidemiefa­ll eintritt und wie lange das Epidemiege­setz gelten darf. Laschet zeigte sich am Dienstag kompromiss­bereit: „Es wird nur eine einstimmig­e Gesetzgebu­ng geben.“Er sei zuversicht­lich, dass es eine einvernehm­liche Lösung geben werde.

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