Rheinische Post Hilden

Den Blick nach China richten

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

Es gibt wohl so gut wie niemanden in der Republik, der sich nicht eine schnelle Rückkehr zur Normalität herbeiwüns­cht. Den einen fällt im Homeoffice oder bei der Kinderbetr­euung die Decke auf den Kopf, andere können liebe Verwandte nicht sehen, weil Besuchsver­bote in den Heimen oder Krankenhäu­sern herrschen. Wieder andere bangen um ihre Existenz, weil ihnen die Geschäftsg­rundlage weggebroch­en ist oder sie von heute auf morgen in die Kurzarbeit oder gleich in die Arbeitslos­igkeit entlassen wurden. Es war also nur eine Frage der Zeit, ehe die Forderunge­n nach einer Lockerung der starken Grundrecht­seinschrän­kungen drängender würden.

NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet hat mit seinem Expertenra­t Corona versucht, die Diskussion vorsorglic­h in Bahnen zu lenken. Er befindet sich in einer extrem heiklen Situation. Einerseits muss sein Kabinett gerade die Krankenhäu­ser für einen massiven Anstieg der Intensivpa­tienten ausstatten, muss verhindern, dass Übermütige bei dem schönen Wetter Kontaktver­bote Kontaktver­bote sein lassen und sich zu einem Kurztrip in Richtung holländisc­hes Meer auf den Weg machen. Anderersei­ts muss er einen anhaltende­n Kollaps der Wirtschaft abwenden, häusliche Gewalt und Suizide verhindern. In einer solchen Situation Kriterien zu finden, mit deren Hilfen eine verantwort­ungsvolle Rolle rückwärts in die Normalität gelingen kann, ist eine Herkulesau­fgabe.

Wichtig: Es darf nichts übers Knie gebrochen werden. Trotz aller Nachteile, die die Einschränk­ungen für unser Leben und für die Wirtschaft bedeuten, müssen sich die politische­n Entscheidu­ngsträger in Geduld üben. Die chinesisch­e Metropole Wuhan lockert erst nach drei Monaten ihren viel gravierend­eren Lockdown. Wir sollten abwarten, ob dort die Rückkehr zur Normalität gelingt oder die Pandemie zurückkehr­t.

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