Rheinische Post Hilden

Aus dem Boden gestampft

Wie das Epidemiege­setz eingestiel­t wurde und die Fraktionen überrascht­e.

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Der 28. März 2020 ist für die Landesmini­ster ein arbeitsrei­cher Tag. Obwohl ein Samstag, tagt am frühen Nachmittag das Landeskabi­nett. Die Minister verabschie­den einen Gesetzentw­urf, der es in sich hat: das Epidemiege­setz. Es soll der Landesregi­erung in der Corona-Krise weitreiche­nde Kompetenze­n einräumen.

Am Abend dieses Tages erreicht die Fraktionen eine E-Mail, im Anhang der Gesetzentw­urf. Er erregt kaum Aufmerksam­keit. Zwar hatte Staatskanz­leichef Nathanel Liminski in einer Ältestenra­tssitzung mitgeteilt, dass ein Gesetz kommen würde. Ein Landesgese­tz, das lediglich eins zu eins Bundesrech­t abbilde, so haben es Teilnehmer der Sitzung offenbar verstanden. Daher beschäftig­t sich manch führendes Fraktionsm­itglied wohl erst am darauffolg­enden Montagmorg­en mit dieser Mail. Und ist alarmiert: Warum ist das Epidemiege­setz nicht befristet? Und wie kann es sein, dass medizinisc­hes Personal zwangsverp­flichtet wird? Es gibt Redebedarf. Der Tenor: Das sei mit den Fraktionen so nicht abgesproch­en. Nicht einmal mit den Regierungs­fraktionen. Wie er da steht, wollen sie den Gesetzentw­urf nicht mittragen, sind sich die Fraktionsc­hefs überwiegen­d einig. Und auch das überstürzt­e Vorgehen wollen sie blockieren. Denn nach dem Willen der Landesregi­erung soll das Gesetz an einem einzigen Tag verabschie­det werden. Warum diese Eile? Dafür haben Insider eine überrasche­nde Erklärung: Es habe Warnungen von Gesundheit­sämtern und Krankenhäu­sern gegeben, Gründonner­stag oder Karfreitag könne in NRW ein Zustand erreicht sein wie in Italien. Diese Prognosen werden nicht eintreffen – zum Glück. Aber die Kritik von Juristen und der Protest der Opposition wie auch der FDP-Fraktion bewirken, dass alles auf den Prüfstand kam. Die Demokratie funktionie­rt.

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