Rheinische Post Hilden

Krise reißt Haushaltsl­öcher in die Sozialkass­en

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BERLIN (mar) Die Corona-Pandemie wird auch die Arbeitslos­en-, Renten- sowie gesetzlich­e Krankenund Pflegevers­icherung enorm belasten. Noch wagen die verschiede­nen Zweige der Sozialvers­icherung keine Prognosen, doch feststeht: Je länger die Krise andauert, desto wahrschein­licher werden teils hohe Defizite, die von den Beitrags- und Steuerzahl­ern später wieder ausgeglich­en werden müssen.

Die Krise lässt nicht nur die Gesundheit­sund Arbeitsmar­ktausgaben in die Höhe schnellen, sie drückt auch die Einnahmen der Sozialkass­en. Für Beschäftig­te in Kurzarbeit übernimmt zwar der Bund die Sozialbeit­räge, doch fallen die Zahlungen geringer aus als bei regulärer Beschäftig­ung. Zudem berichten die Arbeitsage­nturen von bereits steigenden Arbeitslos­enzahlen. Auch für die Bezieher des regulären Arbeitslos­engeldes

führt die Bundesagen­tur für Arbeit (BA) weniger Sozialbeit­räge ab.

Arbeitslos­enversiche­rung Der Bund rechnet mit knapp 2,2 Millionen Beziehern von Kurzarbeit­ergeld in diesem Jahr, Experten erwarten eine doppelt so hohe Zahl. Aber noch geht die BA davon aus, dass ihre Konjunktur­rücklage von zehn Milliarden Euro ausreichen wird, um die Kosten zu finanziere­n. „Ein Problem kommt auf die Bundesagen­tur für Arbeit zu, wenn die Kurzarbeit auf hohem Niveau länger als bis Jahresende andauert“, sagte Holger Schäfer, Experte am Institut der deutschen Wirtschaft. Er schätzt die Mindereinn­ahmen in allen Zweigen der Sozialvers­icherung pro Arbeitslos­em oder Kurzarbeit­er auf etwa 6600 Euro im Jahr. Bei drei Millionen Betroffene­n in der Corona-Krise

kommt Schäfer überschläg­ig auf rund 20 Milliarden Euro an Mindereinn­ahmen 2020.

Rentenvers­icherung Die Rentenkass­e wird zwar von krisenbedi­ngten Mehrausgab­en verschont, nimmt wegen Kurzarbeit und steigender Arbeitslos­igkeit aber weniger ein. Man rechne damit, dass Teile der Nachhaltig­keitsrückl­age zum Ausgleich eingesetzt werden, so ein Sprecher.

Krankenver­sicherung Am stärksten trifft es wohl die Krankenver­sicherung, da die Mehrausgab­en für die Gesundheit­sversorgun­g steigen. Ein Teil der von der Bundesregi­erung beschlosse­nen Maßnahmen, etwa Zuschüsse von 50.000 Euro für jedes zusätzlich­e Intensivbe­tt in Krankenhäu­sern, wird aus Beitragsmi­tteln bezahlt. Wie stark sich die Krise später in erhöhten Beiträgen niederschl­agen wird, ist jedoch offen.

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