Ansturm auf die Gartencenter
Viele Düsseldorfer nutzen die viele Zeit zu Hause in der Corona-Krise, um Garten oder Balkon herzurichten.
DÜSSELDORF Zwei 30-Liter-Säcke Blumenerde und zwei Ranunkeln, eine in Gelb und eine in Dunkelrot, liegen bei Klaus Trabant im Einkaufswagen. Am Dienstagvormittag war er mit dutzend anderen Kunden im Gartencenter von Dehner an der Paul-Thomas-Straße einkaufen. Natürlich weiß er, dass die beiden Blümchen bei weitem nicht ausreichen, um alleine die sechs Kübel in seinem Garten zu bepflanzen. „Die beiden Ranunkeln haben mich angelacht, aber nachher fahre ich noch nach Gerresheim auf den Markt. Dort gibt es einen Blumenstand mit sehr schöner Ware“, erzählt der Werstener. Zudem wird das nicht der letzte Besuch des Rentners in einem Gartencenter gewesen sein, denn in seinem Garten hat er jede Menge zu tun. So ergeht es nicht nur Klaus Trabant. Den Garten oder „Balkonien“auf Vordermann bringen, ist für viele Bürger in der Corona-Krise die derzeitige Lieblingsaufgabe. Und so können sich Gartencenter und Baumärkte mit Gartenabteilung vor Kunden kaum retten.
Für ihre beiden Balkonkästen haben Gabi und Ulf Schwinum bei Dehner eingekauft: Hornveilchen, kleine, weiße Margariten und Weihrauch. Auch eine weiße Hortensie hat das Paar erstanden. Drinnen, so erzählen sie, sei es gut gefüllt gewesen. Beide tragen einen Mundschutz und wollen dann wieder schnell nach Hause.
Dass es seit ein paar Tagen keinen Nachtfrost mehr gibt, spielt den Gartencentern in die Hände: Die Saison der Sommerpflanzen ist gekommen. Und das macht sich auch bei Chris Korfmacher, Inhaber des Bilker Gartencenters am Südring und des Korfys an der Oerschbachstraße, bemerkbar. „Wir haben jetzt die ganze Zeit jeden Tag so viel zu tun wie sonst am Ostersonntag oder am Muttertag“, erzählt er.
Seit Freitag geht bei ihm die Sommerware über die Theke, die kann er kaum so schnell beschaffen, wie sie vorne aus dem Laden wieder rausgeht. „Dadurch, dass wir gerade einen personellen Engpass haben, ist es noch arbeitsintensiver“, sagt Korfmacher. Um einen Überblick zu haben, wie viele Kunden in den beiden Läden sind, hat er die Zahl der Einkaufswagen reduziert. Wenn die gerade alle im Gartencenter unterwegs sind, müssen die Kunden draußen auf einen Wagen warten.
Auch in anderen Stadtteilen florieren die Gartencenter und Blumenläden. Manch einer hofft gar, dass die 50-Meter-Schlange in den kommenden Tagen nicht noch länger wird. „Das wäre in der aktuellen Lage sonst eigentlich unverantwortlich“, sagt ein Händler, der nicht genannt werden möchte.
Peter Achten, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands NRW, kennt keine genauen Zahlen, schätzt die Situation aber als normal ein: „Naturgemäß ist gerade jetzt ohnehin die Hauptsaison für Blumen- und Gartencenter. In diesen Geschäften wäre also auch ohne Coronavirus viel Betrieb.“
Es gibt natürlich auch leidtragende Geschäftsleute, die in dieser Zeit
nur zugucken können, wie andere mit ihrer Kernkompetenz Geld machen. „Dass Baumärkte weiterhin Gartenmöbel verkaufen können, stört natürlich die Spezialhändler für Gartenmöbel, die ihr Geschäft aktuell nicht öffnen dürfen“, erklärt Achten.
Damit auch die in den Genuss von frischen Blumen für den Balkon oder den Garten kommen, die derzeit nicht das Haus verlassen sollen, hat Chris Korfmacher einen kostenfreien Bringdienst eingeführt. Eine Mitarbeiterin nimmt Bestellwünsche per Mail, am Telefon oder per Whattsapp entgegen.
Und da es im Bilker Gartencenter seit vergangenem Jahr zusätzlich auch Obst und Gemüse zu kaufen gibt, lautet die eine oder andere Bestellung nun auf zehn Geranien, ein Pfund Äpfel und zwei Pfund Kartoffeln. Auch an Karfreitag haben die beiden Gartencenter geöffnet. „Normalerweise bereiten wir uns an dem Feiertag dann auf den Osteransturm vor. Aber mal schauen, ob auch das diesmal anders sein wird“, sagt Korfmacher.
Zahlen Seit dem 3. März haben sich bis Dienstag, 16.30 Uhr, in Düsseldorf 681 Düsseldorfer mit dem Coronavirus infiziert, 42 mehr als am Vortag. 80 an Covid-19 erkrankte Menschen sind in Düsseldorfer Krankenhäusern, davon brauchen 37 intensivmedizinische Behandlung. Unter angeordneter Quarantäne stehen derzeit 332 Personen, bei 241 vormals infizierten Düsseldorfern ist das Virus nicht mehr nachweisbar. Sieben Menschen sind an den Folgen einer Corona-Infektion gestorben.
Events Endlich mal eine Veranstaltung, die (wahrscheinlich) nicht abgesagt werden muss. Zumindest gehen die Macher des Gourmet Festivals, das in Köln und Mönchengladbach gerade verlegt wurde, davon aus, dass es Ende August stattfinden wird. Aber es gab gestern auch weitere Absagen: Der Angermunder Kulturkreis streicht sämtliche Veranstaltungen bis Ende Juni, der Freundeskreis des Botanischen Gartens der Heine-Uni vorerst bis Ende Mai.
100 Zelte,
Schlafsäcke, Decken und Isomatten plus knapp 4000 Euro sind bei einer Aktion der Fortuna bislang zusammengekommen, die damit Obdachlose unterstützen will. Der Verein bedankt sich – und sammelt weiter, am Flinger Broich können von 9 bis 13 Uhr täglich kontaktlos Spenden abgegeben werden.
Flaschen sind das Geschäft von Gerresheimer, und bei den Maltesern sind sie knapp geworden. Zusammen mit FM Plast spendet das Unternehmen deshalb Flaschen und Deckel für Desinfektionsmittel an die Hilfsorganisation.
Hotline Unter der Corona-Hotline 0211 8996090 gehen täglich mehrere hundert Anrufe ein, gestern allein 835. Zu Beginn der Krise war sie noch bei der städtischen Telefonzentrale angesiedelt, jetzt arbeiten täglich 15 bis 30 Menschen rund um die Uhr dort im Schichtbetrieb. Gestern bekamen sie Besuch vom Oberbürgermeister, der bei der Händedesinfektion allerdings daneben griff: nächstes Mal bitte mit dem Ellbogen drücken.