„Personell laufen die Pflegeheime an der Schmerzgrenze“
Bewohner und Mitarbeiter in Pflegeheimen sind von der Corona-Krise ganz besonders betroffen.
DÜSSELDORF (csr) Wie gefährlich das Coronavirus für Bewohner von Altenund Pflegeheimen ist, zeigt die Meldung des Dorothee-Sölle-Hauses der Diakonie in Oberkassel: Zwei Bewohner der Einrichtung sind am Wochenende im Krankenhaus gestorben. Dort sind derzeit noch fünf Bewohner mit dem Coronavirus infiziert. Sie alle werden laut Mitteilung der Diakonie in isolierten Zimmern im Haus versorgt und begleitet.
Und das sei auch gut so, sagt Sozialamtsleiter Roland Buschhausen. Er ist gleichzeitig Chef der WTG-Behörde, der ehemaligen Heimaufsicht. „So lange die Infizierten keine ärztliche Behandlung benötigen und es möglich ist, sie in ihren Wohneinheiten unter Quarantäne zu stellen, sollte das in den Heimen auch so gemacht werden.“Eine vorsorgliche Einlieferung ins Krankenhaus würde dort nur Betten blockieren, die für schwere Fälle benötigt werden.
Das Landesgesundheitsministerium hat nun auch verfügt, dass in vollstationären Kurzzeitpflegeeinrichtungen Quarantänebereiche einzurichten sind. Hintergrund dafür ist auch, dass diese Einrichtungen Patienten aus Kliniken wieder aufnehmen müssen, um dort Kapazitäten freihalten zu können. Um das Infektionsrisiko zu minimieren, ist getrenntes Personal für die Quarantänebereiche und übrigen Stationen vorgegeben.
Nicht nur für Bewohner und Mitarbeiter in den Pflegeheimen sei das aktuell eine schwere Zeit, sondern auch für Angehörige. „Ich habe volles Verständnis dafür, dass viele Angehörige sehr aufgeregt sind“, sagt Buschhausen. Seitdem das Besuchsverbot bestehe, seien die Kontaktmöglichkeiten zu den Verwandten in Heimen sehr eingeschränkt. Da bleibe dann oft nur das Telefon.
Manchmal geht aber selbst das nicht, weil die Bewohner kein eigenes Telefon haben oder alters- oder gesundheitsbedingt nicht mehr telefonieren können. Dann sind die Angehörigen auf Auskunft des Personals angewiesen. Das passiere im Dorothee-Sölle-Haus regelmäßig, sagt Diakonie-Sprecher Christoph
Wand: „Sie werden regelmäßig und zeitnah informiert. So hat die Heimleitung des Hauses in der vergangenen Woche persönlich alle Angehörigen telefonisch über die aktuelle Lage im Haus in Kenntnis gesetzt.“
Die Mitarbeiter vor Ort würden täglich über den aktuellen Stand informiert. Zudem tage, ebenfalls täglich, ein interner Krisenstab. „Aber natürlich sind die Mitarbeiter in dieser Situation angespannt.“Vier von ihnen sind mit dem Virus infiziert, befinden sich derzeit in häuslicher Isolation. Diese Ausfälle beim Personal bedeuteten zusätzlichen Stress. Buschhausen: „Personell laufen die Heime vielfach an der Schmerzgrenze.“
Zudem, sagt Barbara Marnach, Sprecherin vom Medizinischen Dienst der Krankenkassen Nordrhein,
würden den Heimen derzeit auch die „unsichtbaren Helfer“wegfallen. „Das sind Angehörige, die sonst mal beim Essenreichen oder beim Toilettengang helfen oder mit ihren Verwandten an die frische Luft gehen.“
Den oft gehörten Vorwurf, in den Heimen gebe es nicht genügend Schutzkleidung für Mitarbeiter Bewohner, entkräften Wand und Buschhausen. „Wir haben ausreichende Margen, um für die absehbare Zukunft die isolierten Bewohner mit der RKI-Schutzausstattung zu versorgen. Das gilt für alle Einrichtungen“, sagt Wand. Speziell das Dorothee-Sölle-Haus sei am Tag des ersten positiven Bescheids unmittelbar mit zusätzlicher Schutzausrüstung und FFP2/3-Masken versorgt worden.