Videokonferenz für die Kinder der Uni-Kita
Die Kinder der U3-Gruppe können so ihre Spielfreunde sehen und gemeinsam Lieder singen. Das Angebot kommt sehr gut an.
BILK Es ist ganz anders, wenn auf einmal Mama oder Papa zu Hause sind und nicht im Büro. Es ist aber auch ganz anders, wenn plötzlich die Kinder zu Hause sind und nicht in der Kita oder in der Schule. Und wenn schon die Großen immer Telefonkonferenz oder sonstige Schalten haben, warum nicht auch die Kleinen? Die Corona-Krise hat ihnen einen wichtigen Teil ihres Alltags und sozialen Lebens genommen – und anders als Mama und Papa wissen sie nicht, warum eigentlich. Eine Videokonferenz funktioniert jedenfalls auch schon bei einer U3-Kita-Gruppe und schafft einen Ausgleich des Verlusts, wie Dominique Brasseur nun weiß. Ihre Tochter Alma ist drei und vermisst ihre Freundinnen und Freunde sehr. Jetzt sehen sich die Kinder regelmäßig auf den Bildschirmen der Laptops und Computer. „Sie freut sich darauf wie Bolle“, sagt die Abteilungsleiterin der Studierendenakademie der Heinrich-Heine-Universität.
Los ging’s am 18. März, das war der Tag, an dem die Corona-Schutzverordnung in Kraft trat. In der U3-Gruppe der Uni sind aktuell sieben Kinder. Ein Vater wusste, welche Software in Frage kommt. Alle Eltern, die Kinder meist auf dem Schoß, und die Erzieherinnen Ramona und Larissa schalteten sich ein. Alle freuten sich über das Wiedersehen, es zeigte sich aber schnell, dass gerade für die ganz Kleinen eine zehnminütige Session schon zu lang ist, wenn nur geplaudert wird. Mittlerweile gibt es einen Ablauf, was Dominique Brasseur sehr begrüßt. Sie lobt die beiden Erzieherinnen sehr für ihren Einsatz. Sie haben jeder Familie bereits zwei Mal Briefe geschickt.
Ein Osterhase sei auf den großen Umschlag gemalt gewesen, Kressesamen für das Osternest sei darin gewesen, eine Süßigkeit, ein Foto von der Gruppe und Texte für Lieder und Fingerspiele. Die wurden bei der jüngsten Videokonferenz gemeinsam gesungen. Das Polizei-Lied kam gut an, der Abräumer aber war bei den Kindern das Feuerwehrlied. „Bevor das Feuer wütend zischt, wird es vom Löschschlauch kalt erwischt“, heißt es darin und natürlich „Tatütata, tatütata“. Die Helfer sammelten auch Sympathiepunkte,
weil sie die kleinen Haustiere der Kinder aus Bäumen retten. Der Erfolg ist so groß, dass wieder ein Feuerwehrfest anberaumt ist, wenn man sich hoffentlich bald wiedersehen darf. Die Kinder sind dann wie bei der Premiere des Fests als Feuerwehrleute verkleidet, es gibt Feuerwehr-Kuchen und Gemüsesticks, die im Glas lodernde Flammen darstellen. Dafür müssen rote und gelbe Paprika herhalten. Das kommt ebenso an wie die Löschübungen – jedes Kind durfte schon eine brennende Kerze löschen.
Bei den Videokonferenzen herrscht nicht gerade strenge Disziplin,
was mit dem zarten Alter der Teilnehmer (sechs Monate bis drei Jahre) allseits entschuldigt wird. Es kann vorkommen, dass eine Familie sich zwischendurch abmeldet, weil der Sohn in das Laptop beißt. Alma liebt es, ihren Freunden ihr halbes Kinderzimmer zu zeigen. Die Sachen müssen dann auch erst mal gesucht werden. Als die Geschichte vom verschwundenen Osterei vorgelesen wird, muss der kleine Theo kurz weg. Denn in der Geschichte heißt es, das Ei könnte in einer Höhle versteckt sein, und weil Theo in seinem Kinderzimmer eine Höhle hat, schaut er nach, ob das Ei nicht vielleicht dort gelandet ist. Irgendwie logisch.
Für Dominique Brasseur sind die Videokonferenzen eine gute Sache, weil etwas vom normalen Alltag der Kinder nach Hause gerettet wird. Auch Kita-Kinder machen quasi Homeoffice. Und die Eltern lernen, wie ritualisiert das Kita-Leben ist. Ein Kind wollte beim Aufräumen das Aufräumlied hören, da musste die Mama wegen Nichtkenntnis erst einmal passen. Franek hört gerne vor dem Essen das Lied, bei dem man sich guten Appetit wünscht und sogar erste Englischkenntnisse vermittelt werden. „Piep piep piep, guten Appetit, let’s eat.“
Der Erfolg des Kontakts ist so groß, dass in einer Chatgruppe fleißig Fotos, Audio- und Videodateien geteilt werden. So bekommt jeder vom anderen mit, was gerade gebastelt oder gespielt wird. Und abends gibt es private Videokonferenzen. Alma hat jüngst am Laptop ein Bett vor der Kamera gebaut und mit einem anderen Kind „müde sein“gespielt. Nach einer Stunde wollten die Eltern dieses Spiel beenden – die Kinder haben sich lange gewehrt.