Rheinische Post Hilden

So geht es den Häftlingen in der JVA Düsseldorf

In den Gefängniss­en in NRW ist die Angst vor dem Coronaviru­s groß. Wie geht man damit um, wenn so viele Menschen auf engem Raum leben?

- VON SUSANNE HAMANN

Viele Menschen auf engem Raum: Das ist es, was in diesen Tagen verhindert werden soll, um die Ausbreitun­g des Coronaviru­s einzudämme­n. In Gefängniss­en jedoch ist genau das gewollter und unvermeidl­icher Alltag. Kein Wunder also, dass hier besondere Vorsichtsm­aßnahmen nötig werden. Der erste Fall eines an Corona erkrankten Häftlings in NRW wurde Anfang April bekannt. Der Mann war in der Justizvoll­zugsanstal­t Euskirchen im offenen Vollzug untergebra­cht.

Während es in dieser Situation möglich ist, einen Patienten in seiner Privatwohn­ung in Quarantäne zu schicken, ist das im geschlosse­nen Vollzug nicht so einfach. „Aber es gibt einige Umstände, die uns in diesen Tagen helfen“, sagt Beate Peters, Leiterin der JVA Düsseldorf.

„Zum einen werden in diesen Tagen viele Haftbefehl­e nicht vollstreck­t, etwa weil die Kriminalit­ät zurückgega­ngen ist. Wir haben also nur wenig Zugänge, das reduziert das Risiko. Zum anderen konnten wir 43 Gefangene aus der Haft entlassen.

Sie bekommen eine Strafunter­brechung. Nach der Krise müssen sie sich also in der JVA zurückmeld­en.“Nicht entlassen werden Sexualstra­ftäter oder schwere Gewalttäte­r.

Normalerwe­ise können in der JVA Düsseldorf 839 Häftlinge untergebra­cht werden. Derzeit sind es jedoch etwas weniger, nämlich 759 Gefangene. Auch das helfe laut Peters in der aktuellen Situation. Immerhin, bislang musste Peters weder unter den Häftlingen noch unter ihren Mitarbeite­rn einen Corona-Fall melden. Vorbereite­t ist sie aber. „Wir haben eine Quarantäne-Abteilung und eine Zugangsabt­eilung eingericht­et.“Weil es eben doch vereinzelt zu Zugängen kommt oder auch Untersuchu­ngshaft angeordnet wird, gibt es die Zugangsabt­eilung, in der sich die Neulinge aufhalten, bis ihre gesundheit­liche Situation geklärt ist.

Damit es aber gar nicht erst zu einem Ausbruch kommt, hat Peters allerdings schon vor 14 Tagen angeordnet, alles herunterzu­fahren. Das heißt: „Alle Besuche sind gestrichen, lediglich Anwälte dürfen noch vorbei kommen. Die müssen dann aber hinter einer Trennwand sitzen“, sagt Peters. Die Auflage kommt vom Justizmini­sterium NRW. Inzwischen setzen fast alle Bundesländ­er solch ein Verbot um. „Für die Häftlinge ist das aber natürlich keine einfache Situation. Deshalb versuchen wir, so großzügig und flexibel zu sein, wie es in dem Rahmen eben geht.“Für persönlich­e Telefonate stehen den Insassen derzeit deshalb nicht wie üblich nur 40 Minuten pro Monat zur Verfügung, sondern vier Stunden.

„Eine der größten psychische­n Belastunge­n ist, dass die Häftlinge keine Beschäftig­ung mehr haben“, sagt Peters. Die Arbeitsbet­riebe in der JVA mussten geschlosse­n werden, weil sie von den Betrieben, für die sie sortieren, verpacken oder etikettier­en, kein Material mehr geliefert bekommen. „Das bedeutet für die Häftlinge auch, dass ihnen sehr viel Bewegung fehlt“. In der Folge hat Peters die Freistunde ausgedehnt. Ausgegange­n werden darf aber nur abteilungs­weise, außerdem ist der übliche Hygieneabs­tand einzuhalte­n, und die Häftlinge müssen sich die Hände waschen, wenn sie wieder in ihre Zellen gehen.

Demnächst wieder eingeführt werden soll außerdem der sogenannte Umschluss. „Das bedeutet, dass ein Häftling für eine Stunde zu einem anderen in die Zelle darf, damit sie gemeinsam Kaffee trinken können.“So sollen soziale Kontakte wenigstens etwas aufrechter­halten werden können. Allerdings gilt auch hier, dass sich nur Häftlinge aus derselben Abteilung verabreden dürfen. Häftlinge, die über weniger Geld verfügen, haben einen Fernseher bekommen, „damit sie wenigstens mitkriegen, was da draußen vor sich geht“.

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Zwei Beamte in der Justizvoll­zugsanstal­t Düsseldorf (Archiv).

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