So geht es den Häftlingen in der JVA Düsseldorf
In den Gefängnissen in NRW ist die Angst vor dem Coronavirus groß. Wie geht man damit um, wenn so viele Menschen auf engem Raum leben?
Viele Menschen auf engem Raum: Das ist es, was in diesen Tagen verhindert werden soll, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen. In Gefängnissen jedoch ist genau das gewollter und unvermeidlicher Alltag. Kein Wunder also, dass hier besondere Vorsichtsmaßnahmen nötig werden. Der erste Fall eines an Corona erkrankten Häftlings in NRW wurde Anfang April bekannt. Der Mann war in der Justizvollzugsanstalt Euskirchen im offenen Vollzug untergebracht.
Während es in dieser Situation möglich ist, einen Patienten in seiner Privatwohnung in Quarantäne zu schicken, ist das im geschlossenen Vollzug nicht so einfach. „Aber es gibt einige Umstände, die uns in diesen Tagen helfen“, sagt Beate Peters, Leiterin der JVA Düsseldorf.
„Zum einen werden in diesen Tagen viele Haftbefehle nicht vollstreckt, etwa weil die Kriminalität zurückgegangen ist. Wir haben also nur wenig Zugänge, das reduziert das Risiko. Zum anderen konnten wir 43 Gefangene aus der Haft entlassen.
Sie bekommen eine Strafunterbrechung. Nach der Krise müssen sie sich also in der JVA zurückmelden.“Nicht entlassen werden Sexualstraftäter oder schwere Gewalttäter.
Normalerweise können in der JVA Düsseldorf 839 Häftlinge untergebracht werden. Derzeit sind es jedoch etwas weniger, nämlich 759 Gefangene. Auch das helfe laut Peters in der aktuellen Situation. Immerhin, bislang musste Peters weder unter den Häftlingen noch unter ihren Mitarbeitern einen Corona-Fall melden. Vorbereitet ist sie aber. „Wir haben eine Quarantäne-Abteilung und eine Zugangsabteilung eingerichtet.“Weil es eben doch vereinzelt zu Zugängen kommt oder auch Untersuchungshaft angeordnet wird, gibt es die Zugangsabteilung, in der sich die Neulinge aufhalten, bis ihre gesundheitliche Situation geklärt ist.
Damit es aber gar nicht erst zu einem Ausbruch kommt, hat Peters allerdings schon vor 14 Tagen angeordnet, alles herunterzufahren. Das heißt: „Alle Besuche sind gestrichen, lediglich Anwälte dürfen noch vorbei kommen. Die müssen dann aber hinter einer Trennwand sitzen“, sagt Peters. Die Auflage kommt vom Justizministerium NRW. Inzwischen setzen fast alle Bundesländer solch ein Verbot um. „Für die Häftlinge ist das aber natürlich keine einfache Situation. Deshalb versuchen wir, so großzügig und flexibel zu sein, wie es in dem Rahmen eben geht.“Für persönliche Telefonate stehen den Insassen derzeit deshalb nicht wie üblich nur 40 Minuten pro Monat zur Verfügung, sondern vier Stunden.
„Eine der größten psychischen Belastungen ist, dass die Häftlinge keine Beschäftigung mehr haben“, sagt Peters. Die Arbeitsbetriebe in der JVA mussten geschlossen werden, weil sie von den Betrieben, für die sie sortieren, verpacken oder etikettieren, kein Material mehr geliefert bekommen. „Das bedeutet für die Häftlinge auch, dass ihnen sehr viel Bewegung fehlt“. In der Folge hat Peters die Freistunde ausgedehnt. Ausgegangen werden darf aber nur abteilungsweise, außerdem ist der übliche Hygieneabstand einzuhalten, und die Häftlinge müssen sich die Hände waschen, wenn sie wieder in ihre Zellen gehen.
Demnächst wieder eingeführt werden soll außerdem der sogenannte Umschluss. „Das bedeutet, dass ein Häftling für eine Stunde zu einem anderen in die Zelle darf, damit sie gemeinsam Kaffee trinken können.“So sollen soziale Kontakte wenigstens etwas aufrechterhalten werden können. Allerdings gilt auch hier, dass sich nur Häftlinge aus derselben Abteilung verabreden dürfen. Häftlinge, die über weniger Geld verfügen, haben einen Fernseher bekommen, „damit sie wenigstens mitkriegen, was da draußen vor sich geht“.