Im SOS-Kinderdorf geht das Leben weiter
Sozialarbeiter unterstützen trotz Corona Familien. Gesichtsmasken zum Schutz stellt das Team selbst her.
GARATH Eigentlich sollte das Jahr ganz anders verlaufen für das SOS-Kinderdorf im Schlossviertel. Der Bau des neuen Stadtteilzentrums geht gut voran, doch die Corona-Pandemie ändert auch hier den Rhythmus des Alltags. Trotz Einschränkungen versucht das Kinderdorf dennoch möglichst viele Angebote aufrecht zu erhalten – teils in abgewandelter Form.
„Wir schließen nicht, ziehen aber auseinander“, sagt beispielsweise Sabine Kopka. Sie ist Leiterin des Mehrgenerationenhauses HellGa, in dem es normalerweise täglich Angebote für Schwangere bis zu Projekten für Senioren gibt. Die meisten davon sind abgesagt. Die Mitarbeiter arbeiten schichtweise zu Hause und vor Ort. Und damit sie überall gut geschützt sind, ist eine der wichtigsten Beschäftigungen im Moment das Nähen von Gesichtsmasken. Fünf bis sechs Helfer treffen sich in den Räumen von Hell-Ga, nochmal so viele nähen im Homeoffice. „Wir haben die Arbeitstische mit ausreichend Abstand positioniert“, betont Kopka. Angestellte und freiwillige Helfer sitzen und stehen an diesen Tischen und bügeln, nähen und schneiden im Akkord. Sogar Alessandro Simberger, ehemaliger Praktikant, ist zum Helfen zurückgekommen und biegt und schneidet fleißig Drähte.
„Momentan produzieren wir für unsere Mitarbeiter, damit sie ohne Gefahr Termine wahrnehmen können“, so Kopka. Über 50 Masken waren nach den ersten zwei Tagen fertig. „Wenn hier etwas Routine rein gekommen ist, schaffen wir täglich 20 bis 30 Stück“, betont die Leiterin nicht ohne Stolz.
Profitieren sollen von den Masken die Mitarbeiter des SOS-Kinderdorfs, die weiterhin in Garath im Einsatz sind. So findet in den Kitas die Notbetreuung statt, auch in den stationären Einrichtungen geht es weiter. Außerdem gibt es Sozialarbeiter, die Essen zu unter Quarantäne stehenden Familien bringen. Auch die Mitarbeiter der Familienhilfen sind weiterhin ansprechbar und kümmern sich bei Bedarf vor Ort um familiäre Probleme. „Da müssen sie natürlich kreativ werden“, sagt Kopka. Denkbar sei es etwa, Probleme bei einem Spaziergang mit einzelnen Menschen an der frischen Luft zu besprechen.
„Unsere Mitarbeiter und Ehrenamtler wissen, dass viele Menschen sie gerade in dieser schweren Zeit brauchen“, sagt Herbert Stauber, Leiter des SOS-Kinderdorfs. „Und deswegen machen wir weiter.“
Einige Angebote, die wegen der Pandemie ausfallen müssen, wurden ins Internet verlegt. So gibt es beispielsweise seit Freitag eine Online-Spielgruppe für Babys und Kleinkinder. Und da das Kinderkochen ebenfalls nicht stattfinden kann, bereitet Clarissa Methner zu Ostern einen entsprechenden Podcast vor. „Mein Sohn wird mich filmen, und ich werde zeigen, wie man mit Kindern Quarkhasen backt“, verspricht sie. Die Videos werden dann auf der Homepage des Kinderdorfs, auf Facebook und Instagram zu sehen sein.