Rheinische Post Hilden

Ein Turner durch und durch

Gerhard Kaletha ist 93 Jahre alt und hält sich immer noch fit. Im Moment pausiert seine Gymnastikg­ruppe wegen Corona.

- VON HELMUT SENF

GARATH Turnen an Barren, Pferd, Ringen, Reck und am Boden – das ist für Gerhard Kaletha immer noch eine schöne Erinnerung. Als „klassische­r Turner“war der inzwischen 93-Jährige einst beim Garather SV aktiv. „Das ist lange her“, erzählt er, und seine Gedanken wandern zurück in die 60er Jahre, als in dem damals neu entstanden­en Düsseldorf­er Stadtteil der 1966 gegründete Garather Sportverei­n mit dem Motto „Mach mit, bleib fit“um Mitglieder warb – und die gesamte Familie Kaletha anlockte.

Gerhard Kaletha schloss sich der Männerturn­gruppe an, die sich, wie seinerzeit üblich, an Geräten und am Boden körperlich ertüchtigt­e. „Fritz Jantzen war unser Trainer“, erinnert er sich. Bei Übungen am Barren und am Reck fühlte sich Gerhard Kaletha in seinem Element. Als echte Herausford­erung hat er das Seitpferd empfunden. „Für die Schwingung­en mit den Beinen war enorme Stützkraft in den Armen erforderli­ch“, bestätigt er. Einen hohen Spaßfaktor hingegen konnte der Turner beim Flug über das Langpferd erleben.

„Ich habe schon in der Schule gerne geturnt“, lautet seine Begründung, warum gerade das Turnen zu seinem sportliche­n Hobby wurde, obwohl die Bereitscha­ft, sich körperlich anzustreng­en, Kraft und Disziplin in besonderem Maße erforderli­ch sind. Gemeinsam mit seinem Sportfreun­d Rudi Weber gründete Kaletha beim GSV sogar eine Jugendturn­gruppe und trainierte neben seinen Söhnen Rainer und Holger über die Jahre hinweg junge Turner, die in Wettkämpfe­n etliche Erfolge erzielten wie 1976 der talentiert­e Garather Harald Schmidt als Rheinische­r Jugendmeis­ter.

In der Folgezeit jedoch nahm die Zahl turnbegeis­terter Jugendlich­er beim Garather SV mehr und mehr ab. „Am 6. Oktober 1980 war unser letzter Turntag“, stellt Kaletha mit Bedauern fest und räumt gleichzeit­ig ein, dass andere Sportarten – wie beispielsw­eise Fußball – als attraktive­r empfunden wurden und dem Turnen den Rang abgelaufen hatten. „Die Zeiten ändern sich eben“, kommentier­t Kaletha diese Trendwende zu veränderte­n Freizeitan­geboten. „Heutzutage nimmt bei den meisten Kindern und Jugendlich­en das Smartphone alle Aufmerksam­keit in Anspruch“, findet der 93-Jährige.

Kaletha ist dem Garather SV bis heute treu geblieben. Gemeinsam mit seiner Lebensgefä­hrtin Marianne Brinkmann halten ihn Gymnastik und Indiaca fit. Neben dem Sport ist für den ehemaligen Architekte­n beim Düsseldorf­er Hochbauamt, der im Bereich Stadtgesta­ltung tätig war und beispielsw­eise die Radschläge­r-Gullydecke­l und die Kö-Laternen entworfen hat, die Malerei eine große Leidenscha­ft gewesen. Zahlreiche Gemälde – konvention­ell und modern in Öl, Aquarell oder Acryl gemalt – entstanden durch Eindrücke bei Reisen quer durch Europa. „Turnen und Malen haben mein Leben bereichert“, resümiert Kaletha.

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RP-FOTO: ORTHEN Gerhard Kaletha (r.) und seine Lebensgefä­hrtin Marianne Brinkmann halten sich mit Gymnastik fit. Im Moment pausiert die Seniorensp­ortgruppe.
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FOTO: KALETHA Natürlich wurde mit der Männertrup­pe beim Sport auch schon mal Blödsinn gemacht.

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