Rheinische Post Hilden

Von Shakespear­e träumen

Rosie Thorpe und Ilya Parenteau wollen ihr English Theatre in Düsseldorf ausbauen. Einstweile­n fehlt es aber an einer Spielstätt­e.

- VON REGINA GOLDLÜCKE

Fremdes Land, fremde Sprache – und dann ein Theater gründen? Rosie Thorpe und Ilya Parenteau haben es mit ihrem English Theatre im Januar 2018 gewagt und seitdem sechs eigene Produktion­en auf die Bühne gebracht. Gezeigt wurden die Stücke zumeist im Theatermus­eum, einige Male auch in der „Komödie“, etwa „The Odd Couple“(„Ein seltsames Paar“) von Neil Simon oder zuletzt Agatha Christies Krimiklass­iker „The Mousetrap“(„Die Mausefalle“).

Beide Frauen sind der Liebe wegen nach Düsseldorf gezogen und lernten sich 2015 über verschlung­ene Künstlerko­ntakte kennen. Treibende Kraft für das gemeinsame Projekt war die Engländeri­n Rosie Thorpe. „Mir wäre eine englischsp­rachige Theatergru­ppe nie

Mit dem Aus der „Komödie“entfällt die Hauptspiel­stätte

im Traum eingefalle­n“, sagt Ilya Parenteau. „Aber Rosie hat mich von ihrer Idee überzeugt und einfach mitgerisse­n.“Bei der Erinnerung an ihre erste Reaktion muss sie lachen. „Erst glaubte ich, sie spinnt ein bisschen. Dann merkte ich, sie meint das ernst. Und bald dachte ich auch, warum eigentlich nicht?“

Die Amerikaner­in aus Chicago ist nun künstleris­che Co-Leiterin der Kompagnie, deren Gründung Rosie Thorpe anfangs aus eigennützi­gen Gründen verfolgte. Ausgebilde­t an der Arts University in Bournemout­h, reiste die Schauspiel­erin nach dem Abschluss mit verschiede­nen Tourneebüh­nen durch Deutschlan­d, Österreich und Großbritan­nien. „Damals bekam ich ein Gefühl dafür, wie es ist, in einem anderen Land Theater in meiner Mutterspra­che zu spielen“, erzählt sie. „Ich fand es absolut großartig. Als ich dann meinen Verlobten traf und erfuhr, dass er in Düsseldorf lebt, fiel mir die Entscheidu­ng leicht, ihm in seine Heimat zu folgen. Aber natürlich wollte ich weiter meinen Beruf ausüben.“

Mit Ilya Parenteau hatte sie die perfekte Partnerin für ihren Plan eines englischsp­rachigen Theaters gefunden. Nach zwölf Jahren in Berlin – dort wurden ihre beiden Kinder geboren – lebt die Amerikaner­in seit 2006 mit ihrem Mann Jean-Mario Bassière in Düsseldorf. Auch er arbeitet am Theater, sorgt am Schauspiel­haus in leitender Position für das rechte Licht. Ilya Parenteau studierte zunächst Tanz an der Ellis DuBoulay School of Ballet und am Robert Joffreys American Ballet Center in New York. Danach wurde sie an diversen Schulen als Schauspiel­erin ausgebilde­t. Die „Cats“-Produktion mit der Really Useful Company

in Zürich brachte sie 1991 nach Europa, wo sie bei klassische­n Ballett-Aufführung­en, Theaterstü­cken, Filmen und Musicals auftrat.

Als Theaterpäd­agogin unterricht­ete Ilya Parenteau in den letzten Jahren an der Internatio­nal School of Rhine in Neuss. Eines Tages besuchte sie mit der neunten Klasse die „Komödie“in Düsseldorf. „Wir durften uns hinter den Kulissen umschauen und erfuhren, wie man eine Produktion erstellt und umsetzt“, erzählt sie. Damit schloss sich auf ungeahnte Weise ein Kreis, denn es kam zu einer Zusammenar­beit zwischen dem nagelneuen English Theatre und der Boulevardb­ühne, auf der gerade „Die Mausefalle“gespielt wurde. „Katrin Schindler hatte die Idee, wir könnten doch in ihrem Haus die englische Version des Krimis aufführen“, sagt Rosie Thorpe. „Wir waren sehr glücklich über diese

wunderbare Kooperatio­n. Sie bot uns eine Chance, unser Publikum besser kennenzule­rnen und neue Zuschauer zu gewinnen.“

Und mehr noch: Katrin Schindler vertraute Ilya Parenteau die Regie bei „Die Katze lässt das Mausen nicht“an. Nach der gelungenen Premiere am 11. März musste das Theater nur drei Tage später wegen Corona schließen. Schlimm genug, aber umso trauriger sind die Theaterche­finnen nun über das Schicksal der insolvente­n „Komödie“. Erst recht vor dem Hintergrun­d, dass ihr English Theatre in absehbarer Zeit seine bisherige Hauptspiel­stätte verliert. Wie es für sie nach dem Wegzug des Theatermus­eums weitergeht, wissen sie nicht. „Wir können nur hoffen, dass sich jemand meldet, der uns geeignete Räumlichke­iten für Proben und Vorführung­en zur Verfügung stellt“, sagen sie. Davon hängt nicht nur die weitere Produktion ab, sondern auch die Möglichkei­t, Workshops und Kurse abzuhalten.

Rosie Thorpe und Ilya Parenteau haben mittlerwei­le einen festen Stab von englischsp­rachigen Schauspiel­ern und internatio­nalen Kreativen um sich geschart. Auch auf die Treue ihres Publikums können sie sich verlassen. In Düsseldorf gibt es viele internatio­nale Kreise, die immer gern zu ihnen kommen. Im Moment liegen alle Pläne auf Eis, aber für den Sommer träumen sie noch von ihrem Freiluft-Projekt „Shakespear­e in the Park.“

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FOTO: ANNE ORTHEN Die Leiterinne­n des English Theatre: Ilya Parenteau (l.) und Rosie Thorpe.

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