Die Tragik des Tänzerlebens
Drei Wochen sind die Kinos nun schon geschlossen. Seitdem bieten die Düsseldorfer Filmkunstkinos auf ihrer Website (www.filmkunstkinos.de) ein Online-Kino an, in dem bisher nur Repertoire-Filme abrufbar waren. Nun aber kommen immer mehr Erstaufführungen von Filmen hinzu, die eigentlich im Kino starten sollten, jetzt aber von Zuhause aus abgerufen werden können.
In dieser Woche neu dabei ist „Isadoras Kinder“(„Les Enfants d’Isadora“, Frankreich/Korea 2019, 84 Minuten; Regie: Damien Manivel.)
Fleißigen Arthaus-Gängern könnte Isadora Duncan ein Begriff sein, kam sie doch in Stéphanie Di Giustos Biopic „Die Tänzerin” über Loïe Fuller vor. Fuller brachte mit ihrem berühmten Schlangentanz eine ganz neue Kunstform nach Paris und sagte dem klassischen Ballett den Kampf an. Sie wurde zur Ikone der Belle Époque, avancierte zur Muse des Malers Henri de Toulouse-Lautrec. Sie förderte ihre jüngere Landsfrau Isadora Duncan, die ihre Art zu tanzen weiterentwickelte, in ganz Europa verbreitete und damit den sogenannten „modernen Tanz” begründete.
Im Jahr 1913 verlor Isadora Duncan ihre beiden Kinder bei einem Autounfall. Sie verarbeitet ihren Schmerz in einem Solo mit dem Titel „Mutter“, in dem sie dieses traumatische Erlebnis in einem zarten Bewegungszauber verwandelt.
Regisseur Damien Manivel zeigt nun hundert Jahre später in seinem Essayfilm, wie sich vier sehr unterschiedliche Tänzerinnen mit dem künstlerischen Erbe tänzerisch auseinandersetzen, um so die Tragik ihres eigenen Lebens auszudrücken.
„Isadoras Kinder” wurde im vergangenen Jahr beim Festival in Locarno mit dem Regiepreis ausgezeichnet.