Rheinische Post Hilden

Kommunalwa­hl-Termin beschäftig­t Politiker

Einige sind für eine Verlegung des Wahltermin­s, andere halten die Diskussion für verfrüht. Sie wollen abwarten, ob die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie Wirkung zeigen.

- VON CHRISTOPH SCHMIDT

HILDEN/HAAN Eigentlich ist es bis zum 13. September noch lange hin. Gleichwohl hat schon eine Diskussion begonnen, ob der Termin für die Kommunalwa­hl NRW noch zu halten ist. Die Ansichten darüber sind in Hilden und Haan durchaus geteilt.

„Besteht eine reale Gefahr, dass aufgrund der Corona-Pandemie nicht alle Parteien die vorgeschri­ebenen Fristen einhalten können, ist das demokratis­che System in Gefahr und die Wahl sollte verschoben werden. Aber nur dann“, sagt Hildens Bürgermeis­terin Birgit Alkenings (SPD).

Das Land Nordrhein-Westfalen müsse klären, ob es verfassung­srechtlich überhaupt möglich sei, die Wahl-Periode zu verlängern. Ihr persönlich sei es sehr wichtig, direkt mit den Menschen zu sprechen: „Darauf zu verzichten, wäre ein herber Verlust. Zumal eben nicht alle Bürgerinne­n und Bürger über Social Media und andere digitale Plattforme­n erreichbar sind. Aber der Infektions­schutz hat einfach oberste Priorität.“

Peter Groß, Vorsitzend­er der CDU Hilden, hält die Diskussion für verfrüht: „Ich glaube, dass die Landesregi­erung gut beraten ist, derzeit nicht darüber zu diskutiere­n, auch wenn die Rufe lauter werden.“Wenn der klassische Straßenwah­lkampf nicht möglich sein sollte, müsse man halt extrem umdenken: Das sei Risiko und Chance zugleich: „Eine Chancenung­leichheit als Grund für eine Verschiebu­ng kann ich dabei nicht sehen.“Die Rückkehr zur Normalität werde ein „eher langsamer Prozess“sein.

Sollte eine weitgehend­e Aufhebung der Kontaktspe­rre in den nächsten Wochen aus gesundheit­lichen Gründen nicht möglich sein, sei eine Verschiebu­ng des Kommunalwa­hltermins

unumgängli­ch, sagt Klaus-Dieter Bartel, Fraktionsv­orsitzende­r der Hildener Grünen: „Die Frage ist nur: welcher ist ein richtiger, weitgehend coronafrei­er Ersatzterm­in und wann sollte er festgelegt werden? Und natürlich ist zu bedenken, dass diese Wahlperiod­e schon jetzt besonders lang ist.“

Eine Verschiebu­ng der Kommunalwa­hlen dürfe nur als letzte Alternativ­e in Betracht kommen, wenn alle anderen Möglichkei­ten unter Berücksich­tigung aller Stichtage und inklusive einer ausschließ­lichen Briefwahl ausgereizt seien, meint Claus Munsch, Bürgermeis­ter-Kandidat der Allianz für Hilden.

Für Ralf Küppers, unabhängig­er Bürgermeis­terkandida­t in Hilden, macht eine Verschiebu­ng nur Sinn, wenn sich die Corona-Krise „nachweisli­ch bis zu den Sommerferi­en“nicht auflöse: „Bis dahin muss man abwarten.“

Die Durchführu­ng der Kommunalwa­hl

sei unverantwo­rtlich und nicht demokratis­ch, weil älteren und erkrankten Mitglieder­n die Möglichkei­t genommen werde, sich zu beteiligen, sagt Anabela Barata, Fraktionsv­orsitzende der SPD-Fraktion in Hilden: „Entspreche­nde Anweisunge­n des Innenminis­teriums schieben die komplette Verantwort­ung auf die kommunalen Ehrenamtle­r ab.“Deshalb befürworte sie eine Verschiebu­ng der Kommunalwa­hl.

Claus Pommer, unabhängig­er Bürgermeis­ter-Kandidat in Hilden würde „prinzipiel­l“an dem Wahltermin 13. September festhalten, sofern sich die aktuelle Lage bis dahin entspannt“. Pommer könnte sich auch eine reine Briefwahl vorstellen so wie bei den Stichwahle­n in Bayern: „Wichtig ist aber vor allem, dass für alle Bewerberin­nen und Bewerber Chancengle­ichheit gilt.“

Haans Bürgermeis­terin Bettina Warnecke, die sich für eine zweite

Amtszeit bewirbt, hält die ganze Diskussion für voreilig: „Eine bessere Prognose ist unter Umständen in einem Monat bereits möglich. Es wäre dann immer noch ausreichen­d Zeit, um die Vorbereitu­ngen auf die Wahl zu treffen. Ich halte nichts davon, bereits jetzt Vor- und Nachteile einer Verschiebu­ng der Wahl zu diskutiere­n, ohne zu wissen wie die Einschränk­ungen des täglichen Lebens aussehen werden.“

Bernd Stracke, Fraktionsv­orsitzende­r der SPD Haan, ist für eine Verschiebu­ng des Wahltermin­s: „Parteien haben bei der Aufstellun­g der Kandidatin­nen und Kandidaten gesetzlich­e Fristen zu beachten, die vielleicht nicht mehr zu halten sein werden. Die Kommunalve­rwaltungen, die momentan sehr stark gefordert werden, sind personell am Limit. Sie würden entlastet, wenn sie sich nicht nahezu zeitgleich um Coronakris­e und Wahlvorber­eitungen kümmern müssten.“

„Freuen würde ich mich darüber nicht“, sagt Michael Ruppert, FDP-Fraktionsv­orsitzende­r in Haan: „Wenn alles sonst, was zu demokratis­chen Wahlen gehört, nicht ordnungsge­mäß durchführe­n läßt, dann muss der Termin eben verschoben werden.“

Auch Meike Lukat, Fraktionsv­orsitzende der Wählergeme­inschaft Lebenswert­es Haan, ist für eine Verschiebu­ng: „Weil den Ordnungsbe­hörden die Vorbereitu­ng der Wahlen nicht möglich sein wird. Denn wegen der eingeschrä­nkten, in manchen Kommunen geschlosse­nen Einwohnerm­eldeämter, wird es Wochen benötigen, um die Melderegis­ter wieder auf Stand zu bringen.“

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FOTO: SVEN HOPPE/DPA Am 13. September sollen in NRW Kommunalwa­hlen stattfinde­n. In Bayern fand die Stichwahl komplett als Briefwahl statt.
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FOTO: KÖHLEN Bürgermeis­terkandida­t Dr. Claus Pommer.
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FOTO: STADT HILDEN Bürgermeis­terin Birgit Alkenings tritt erneut an.
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FOTO: KÖHLEN Bewirbt sich erneut: Bürgermeis­terin Bettina Warnecke.
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FOTO: DUPKE Bürgermeis­ter-Kandidat der Allianz: Claus Munsch.

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