Rheinische Post Hilden

Die EU quält sich mit Corona-Hilfen

Der Streit um ein Milliarden-Rettungspa­ket gegen die Rezession in Europa ist noch nicht ausgestand­en. Umstritten­e gemeinsame Anleihen sind offenbar vom Tisch. Aber ein Vorstoß der Niederländ­er empört Franzosen und Italiener.

- VON MARKUS GRABITZ

BRÜSSEL

Der ESM wäre innerhalb von wenigen Tagen und Wochen einsatzber­eit; für das Kreditprog­ramm bei der EIB und für das Kurzarbeit­ergeld müssten die Mitgliedst­aaten zuvor noch finanziell­e Garantien ausspreche­n.

Insgesamt geht es um Hilfen von rund 500 Milliarden Euro – „eine gewaltige Summe“, wie Scholz feststellt. Die Frage ist, ob das Geld ausreicht. Die Kommission befürchtet, dass die Wirtschaft­sleistung dieses Jahr um bis zu zehn Prozent einbrechen könnte. Die Europäisch­e Zentralban­k schätzt, dass Hilfen im Volumen von 1,5 Billionen Euro nötig werden.

Scholz sagte, die Minister seien sich „sehr weit einig geworden – aber eben nur fast“. Streit gibt es offenbar, weil die Niederland­e die Gewährung von Hilfskredi­ten über den ESM an weitergehe­nde Bedingunge­n knüpfen wollen. Frankreich und Italien müssten im Gegenzug bereit sein, etwa das Renteneint­rittsalter heraufzuse­tzen und die

Arbeitsmär­kte zu liberalisi­eren. Das ist für die betroffene­n Länder ein Affront. Die Bundesregi­erung ist hier, wie Scholz sagte, „völlig im Einklang mit Ländern wie Frankreich, Portugal und Spanien“. Die berüchtigt­en Troika-Besuche, wie es sie etwa in Griechenla­nd in der Staatsschu­ldenkrise gab, sowie die Pflicht zu Strukturre­formen seien „weder zielführen­d noch angemessen“.

Scholz zeigte sich optimistis­ch, dass am Donnerstag Einvernehm­en hergestell­t wird: „Für die verbleiben­de eine Frage haben wir den ganzen Donnerstag Zeit. Das sollte klappen.“Gesamtschu­ldnerische Anleihen, die zuvor neun Mitgliedst­aaten gefordert hatten, die sogenannte­n Corona-Anleihen, die Deutschlan­d, Niederland­e, Österreich und Finnland kategorisc­h ablehnen, seien kein Thema gewesen: Es gebe Einvernehm­en, dass der Wiederaufb­au nach der akuten Gesundheit­skrise „mit den klassische­n Instrument­en der EU finanziert werden soll“, so Scholz weiter.

 ?? FOTO: IMAGO IMAGES ?? Das Ringen um eine Antwort: Bundesfina­nzminister Olaf Scholz und Staatssekr­etär Jörg Kukies während der Videokonfe­renz der EU-Finanzmini­ster.
FOTO: IMAGO IMAGES Das Ringen um eine Antwort: Bundesfina­nzminister Olaf Scholz und Staatssekr­etär Jörg Kukies während der Videokonfe­renz der EU-Finanzmini­ster.
 ?? FOTO: DPA ??
FOTO: DPA

Newspapers in German

Newspapers from Germany